Ein Dachdecker arbeitet auf einem Dach.
EU-Pläne für mehr Energie-Effizienz haben für Unruhe unter Hausbesitzern und Wohnungsunternehmen geführt. Bildrechte: IMAGO / Wassilis Aswestopoulos

Hintergrund EU-Pläne zur Energie-Effizienz von Gebäuden

15. März 2023, 19:58 Uhr

Hohe Kosten oder andernfalls auch Geldstrafen für alle, die ihr Haus nicht bald renovieren? EU-Pläne zur Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden haben für bange Fragen gesorgt. Doch was genau da kommt, ist noch weitgehend offen.

Das EU-Parlament hat sich dafür ausgesprochen, den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken. Die Abgeordneten stimmten für eine Sanierungspflicht. Konkret sollen Wohnhäuser bis 2030 Mindestanforderungen erfüllen, die bis 2033 verschärft werden. Das allerdings sind vorläufig noch nur Pläne.

Was hat die EU vor?

Um klimafreundlicher zu werden, will die EU langfristig alle Gebäude in den Mitgliedstaaten energie-effizienter gestalten. Für bereits bestehende Gebäude schlug die EU-Kommission dafür Mindeststandards vor. Ähnlich wie schon bei Elektrogeräten soll es Energie-Effizienzklassen von A für "sehr gut" bis G für "schlecht" geben, je nach dem wie etwa Häuser beheizt oder gekühlt werden. Wohngebäude sollen demnach spätestens 2030 die Klasse F erreichen.

Was ist mit Neubauten?

Neue Gebäude sollen dem Vorschlag zufolge ab 2030 emissionsfrei sein, wenig Energie benötigen, ihren Bedarf durch in der Nähe erzeugte Energie aus erneuerbaren Quellen oder durch Fernwärme- oder Fernkältesysteme decken. Bis 2050 sollen alle in der EU "Null-Emissionsgebäude" sein.

Wer soll die Kosten tragen?

Grundsätzlich sollen Haus-Eigentümer die Sanierungskosten tragen. Für Menschen mit geringem Einkommen soll es aber finanzielle Anreize geben. Die Mitgliedstaaten sollen "Zwangsräumungen aufgrund von Renovierungen" verhindern, heißt es im Vorschlag der Kommission. Das EU-Parlament will zudem noch Ausnahmen für den sozialen Wohnungsbau erreichen.

Gilt das schon?

Nein, die EU-Staaten und das EU-Parlament verhandeln noch, wobei sich vieles ändern kann. Zunächst legte das EU-Parlament nun seine Position fest. Demnach sollen "Null-Emissionshäuser" schon 2028 der Standard für neue Bauten sein, während Mitgliedstaaten das erst ab 2030 wollen.

Warum hat die EU es auf Häuser abgesehen?

Die zu überarbeitetende Richtlinie ist Teil des Klimapakets, mit dem die EU ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent verringern will. Nach Angaben der Kommission ist der Gebäudesektor für 40 Prozent des Energieverbrauchs und für 36 Prozent der EU-Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.

Welche Sorgen werden geäußert?

Die Vorschläge haben Sorgen ausgelöst, dass hohe Renovierungskosten auf viele Bürgerinnen und Bürger zukommen. Der Bundesverband der deutschen Wohnungs- und Immobilienunternehmen warnte davor, "sozial orientierte Wohnungsunternehmen" und Eigentümer von Ein- und Zweifamilienhäusern finanziell zu überfordern. Auch von der CDU kam Kritik daran: "Wir können die Kosten im Kampf gegen den Klimawandel doch nicht auf Omas Häuschen abwälzen", sagte der CDU-Europa-Abgeordnete Dennis Radtke.

"Niemand soll enteignet werden, und es sind auch keine Strafzahlungen oder andere Maßnahmen vorgesehen", stellte jedoch der Sprecher der deutschen Grünen im EU-Parlament, Rasmus Andresen, klar.

AFP / MDR (ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. März 2023 | 18:11 Uhr

Mehr aus Politik

Mehr aus Deutschland