Hohe Energiekosten Bundesfamilienministerin Paus: "Abwehrschirm" muss soziale Einrichtungen schützen

08. Oktober 2022, 13:31 Uhr

Bundesfamilienministerin Lisa Paus fordert wegen der hohen Energiekosten auch Entlastungen für soziale Einrichtungen wie den Tafeln und Beratungsstellen. Es brauche einen Abwehrschirm, um die Einrichtungen vor den Kostensteigerungen zu schützen. Auch der Präsident der Diakonie warnt vor einem Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur. Von den Schuldnerberatungsstellen kämen bereits dramatische Signale.

Der geplante "Abwehrschirm" der Bundesregierung gegen die hohen Energiekosten müsse auch die soziale Infrastruktur schützen, fordert Bundesfamilienministerin Lisa Paus. "Gemeinnützige Einrichtungen wie die Tafeln, Beratungsstellen oder Schutzeinrichtungen sind für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft unerlässlich", sagte Paus den Zeitungen der Funke-Mediengruppe am Samstag.

Die Grünen-Politikerin betonte: "Wenn sie die explodierenden Energiekosten nicht mehr schultern können, trifft das die Schwächsten unter uns, Kinder, Jugendliche, alte Menschen, einkommensschwache Familien. Sie sind jetzt schon durch die Krisen besonders belastet und dringend auf unsere Unterstützung angewiesen."

Am Wochenende will die von der Bundesregierung eingesetzte "Unabhängige Kommission Erdgas und Wärme" weiter über die konkrete Ausgestaltung der geplanten Gaspreisbremse beraten. Die Preisbremse ist Teil eines von der Ampel-Koalition beschlossenen Abwehrschirms, für den bis zu 200 Milliarden Euro bereitgestellt werden sollen.

Diakonie-Präsident warnt vor Zusammenbruch

Auch der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, warnt vor einer massenhaften Schließung von Hilfs- und Betreuungseinrichtungen wegen hoher Energiekosten. "Der sozialen Infrastruktur droht der Zusammenbruch", sagte Lilie dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" und fordert schnelle Entlastungen von der Ampelkoalition.

Lilie erklärte, dass gemeinnützige Einrichtungen wie Tafeln und Berarungsstellen kaum Rücklagen bilden dürfen. Daher sei für sie kein Puffer da, um nun die höheren Kosten zu kompensieren. Gleichzeitig fordert er aber auch Hilfen für Geringverdiener und Bezieher von Sozialleistungen auf den Herbst vorzuziehen.

"Aus unseren Schuldnerberatungsstellen kommen dramatische Signale", mahnte Lilie: "Viele Geringverdiener können sich nur noch über Wasser halten, weil sie ihre Konten überziehen und sich bei Angehörigen oder Freunden Geld borgen."

Tafeln in finanzieller Not

Schon in den letzten Monaten zeigten sich die Tafeln in Mitteldeutschland an der Belastungsgrenze. Probleme seien hohe Energiekosten – die einzelnen Tafeln müssen etwa Kühlräume betreiben – und Spritkosten, eine hohe Nachfrage und weniger Lebensmittelspenden, wie der Vorsitzende der Tafeln in Sachsen-Anhalt, Andreas Steppuhn. Sieben der 31 Thüringer Tafeln hatten Ende September finanzielle Hilfen beim Land beantragt.

epd, dpa (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 08. Oktober 2022 | 10:30 Uhr

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