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Gebürtiger DresdnerFDP-Urgestein Gerhart Baum gestorben

15. Februar 2025, 19:44 Uhr

Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum ist tot. Der in Dresden geborene FDP-Politiker starb mit 92 Jahren. Das teilte seine Familie mit. Baum war einer der bekanntesten Vertreter des linksliberalen Flügels der FDP.

Der FDP-Politiker und frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum ist im Alter von 92 Jahren gestorben. Das bestätigte seine Frau dem WDR. Baum wurde in Dresden geboren und überlebte die Luftangriffe auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945.

Innenminister unter Helmut Schmidt

Baum (links) als Innenminister auf der Regierungsbank neben Außenminister Hans-Dietrich Genscher (Mitte) und Bundeskanzler Helmut Schmidt (rechts). Bildrechte: picture-alliance / dpa | DB Bundespresseamt

Von 1978 bis 1982 war Baum Innenminister in der sozial-liberalen Koalition von Bundeskanzler Helmut Schmidt. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik galt Baum neben Sabine Leutheusser-Schnarrenberger als einer der profiliertesten Vertreter des linksliberalen Freiburger Kreises der FDP. Er engagierte sich für Menschenrechte und war Mitorganisator des jährlich vergebenen Dresden-Preises für internationalen Frieden.

Baum, der von Beruf Rechtsanwalt war, war nach 2000 mehrfach Beschwerdeführer beim Bundesverfassungsgericht, unter anderem bei den Themen großer Lauschangriff und Telefonüberwachung.

Kritik an AfD und Entfernung von Demokratie

Baum wurde im Juli 2024 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Im Bundestag redete er im vergangenen September bei der Feierstunde zum 75. Jahrestag der Konstituierung.

Baum (rechts) bei der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Bildrechte: picture alliance / Chris Emil Janßen | Chris Emil Janssen

Baum äußerte sich auch mehrfach öffentlich zu den Wahlerfolgen der AfD. Seiner Einschätzung nach unterliegen Teile des Bürgertums einer "Unterströmung rechtsextremistischer Verführung". Die AfD sei das Signal, dass sich viele von der Demokratie entfernt hätten, skeptisch seien und zum Teil die Demokratie und ihre Regeln verachteten. Das sei "die größte, stärkste und gefährlichste Bedrohung unserer Demokratie seit 1945".

Scholz und Wüst würdigen Baum

Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte den früheren Bundesinnenminister Baum als "großen Liberalen und engagierten Demokraten". Bis zuletzt habe er sich klug zu Wort gemeldet und sich um Deutschland verdient gemacht, schrieb Scholz auf der Internetplattform X und ergänzte: "Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden." Vizekanzler Robert Habeck sage, das Vermächtnis und der Auftrag Gerhart Baums seien, die liberale Demokratie, die Freiheit und den Rechtsstaat zu schützen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst nannte den FDP-Politiker Baum einen "umtriebigen Anwalt der Menschenrechte und des Liberalismus". "Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren. Sein Vermächtnis von Liberalität und Weltoffenheit wird bleiben", sagte Wüst. Baum hatte auch den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten.

MDR (dni)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. Februar 2025 | 14:00 Uhr