Nach Parteitag in WiesbadenNeuer Grünen-Vorsitzender Banaszak gibt sich kämpferisch
Die Grünen haben ein neues Führungsduo. Auf dem Parteitag in Wiesbaden wählten die Mitglieder Franziska Brantner und Felix Banaszak zu den neuen Vorsitzenden. Letzterer will den Ampel-Bruch als Chance für die Grünen begreifen. An der FDP übt er scharfe Kritik. Auf dem dreitägigen Delegiertentreffen wurde am Sonntag auch Vizekanzler Robert Habeck zum Spitzenkandidat der Bundestagswahl im Februar gewählt.
- Franziska Brantner und Felix Banaszak sind die neuen Vorsitzenden der Grünen
- In Ihren Bewerbungsreden schworen beide ihre Partei auf den bevorstehenden Wahlkampf ein.
- Die neue Führungsspitze tritt die Nachfolge von Ricarda Lang und Omid Nouripour an.
- Robert Habeck ist am Sonntag zum Kanzlerkandidaten der Grünen gewählt worden.
Der neue Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak sieht den Bruch der Ampel-Koalition als Chance, grüne Themen stärker anzusprechen. Er verwies am Montag bei MDR AKTUELL auf den Klimaschutz sowie die Notwendigkeit sinkender Strom-, Lebenshaltungs- und Wohnkosten. Seine Partei habe "überhaupt keine Oppositionssehnsucht". Die Grünen seien noch nicht "fertig mit dem, was sie vorhaben".
Das Vorgehen der FDP im Zusammenhang mit dem Bruch der Koalition kritisierte Banaszak scharf. "Wir haben in den letzten Tagen erfahren können, mit welcher Präzision die FDP ihren Ausstieg aus der Koalition mit uns geplant hat, ehrlicherweise auch mit einer ganz schönen Portion Unwahrheit", sagte er. Die FDP habe sowohl die Koalitionspartner als auch die Öffentlichkeit monatelang über die eigenen Pläne getäuscht. Die Frage nach der FDP als möglichem Koalitionspartner habe sich "vermutlich von selbst erledigt."
Neues Führungsduo der Grünen
Banaszak und Franziska Brantner waren auf der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Wiesbaden zum neuen Führungsduo gewählt worden. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium Brantner erhielt rund 78 Prozent der Stimmen, Banaszak kam wenig später auf knapp 93 Prozent. Beide sind für eine Amtszeit von zwei Jahren gewählt. Während Brantner dem Realo-Flügel der Grünen zugeordnet wird, gilt ihr 35-jähriger Kollege als Vertreter der Parteilinken.
Auch in ihren Bewerbungsreden schworen die beiden die Partei auf den beginnenden Wahlkampf ein. Die Grünen würden um jede Stimme werben, um "weiter Zukunft zu machen, weiter zu regieren", sagte Banaszak. Viele Menschen hätten Angst – "seien wir in diesen Zeiten eine Kraft der Zuversicht", appellierte er an die Partei.
Brantner versicherte: "Wir ducken uns nicht weg bei Gegenwind, bei Anfeindungen." Die Grünen würden die Aufgaben annehmen, "die unsere Zeit uns stellt". Brantner versprach, beim Thema Klimaschutz "halten wir Grüne Kurs".
Nachfolger für Lang und Nouripour
Die neuen Grünen-Vorsitzenden treten die Nachfolge von Ricarda Lang und Omid Nouripour an, die nach dem schwachen Abschneiden der Partei bei den Landtagswahlen im September gemeinsam mit dem gesamten Bundesvorstand zurückgetreten waren.
Parteivorstand komplettiert
Auf dem Parteitag wählten die Grünen auch die übrigen Mitglieder des sechsköpfigen Bundesvorstands. Die bisherige Parteivize Pegah Edalatian wird künftig politische Bundesgeschäftsführerin, Manuela Rottmann ist Schatzmeisterin. Die beiden Vizeposten gingen an den Thüringer Heiko Knopf und Sven Giegold.
Der Parteitag bildete für die Grünen den Startpunkt für den Wahlkampf vor der voraussichtlichen Neuwahl des Bundestags am 23. Februar. Robert Habeck wird die Grünen als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf führen. Bei dem Parteitag in Wiesbaden stimmten am Sonntag 96,5 Prozent der Delegierten für einen entsprechenden Antrag. "Robert Habeck hat das Zeug zu einem guten Bundeskanzler", heißt es darin. Gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock soll er ein "Spitzenduo" bis zur vorgezogenen Bundestagswahl bilden.
dpa/afp/reuters/MDR (mbe/lik)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 18. November 2024 | 07:30 Uhr