Eine Kuh steht auf der Weide im roten Morgenlicht, undscharf im Hintergrund weitere Kühe, Atemwölchen durch warmen Atem der Kuh.
Methan ist ein Problem. Das Treibhausgas heizt 25 Mal stärker die Atmosphäre an als CO2. Und dieses Methan kommt unter anderem aus dem Darm von Kühen. Bildrechte: imago/blickwinkel

Schädliche Emissionen Klimasteuer für Kühe: Vorschlag stößt bei Landwirten auf Ablehnung

08. August 2022, 05:00 Uhr

Der Vorschlag des Umweltbundesamts, eine Klimaabgabe für Milchviehhalter einzuführen, stößt bei den Landwirten in Mitteldeutschland auf Ablehnung. Bauernverbände kritisieren, dass dadurch Lebensmittel teurer werden. Zudem müsse man es mit CO2-Einsparungen gegenrechnen.

Carolin Voigt, Reporterin, Redakteurin und Sprecherin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Rinder grasen friedlich in den Alpen. Was idyllisch klingt, hat es jedoch ins sich. Eine Kuh produziert übers Jahr gerechnet rund 100 Kilogramm Methan. Das Gas ist etwa 25-mal klimaschädlicher als Kohlenstoffdioxid.

Klimasteuer für Kühe?

Weil wir dringend Treibhausgasemissionen reduzieren müssen, kam das Thema auch in einem Interview des Youtube-Formats "Jung & Naiv" auf den Tisch. Dort sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, Folgendes: "Aber es wäre durchaus folgerichtig, zu sagen, die Landwirtschaft muss ebenfalls für ihre Treibhausgasemissionen zahlen." Messner sagte zwar gleichzeitig, dass er das im Moment nicht offiziell fordere. Aber das Gespenst von der "Klimasteuer für Kühe" war in der Welt.

2021: 55 Millionen CO2-Äquivalente produziert

Nach einer ersten Schätzung des Umweltbundesamtes produzierte die deutsche Landwirtschaft im Vorjahr insgesamt knapp 55 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – also alle möglichen Arten schädlicher Treibhausgase. Der Anteil sei vergleichbar mit dem Beitrag der Industrie. Beim Methan können drei Prozent des deutschlandweiten Ausstoßes auf Kühe zurückgeführt werden.

Kritik von Bauernverbänden

Jetzt einfach die Bauern mit einer Steuer zu belegen, sei keine Lösung, meint Klaus Wagner, Präsident des Thüringer Bauernverbands: "Das kommt bei uns Bauern überhaupt nicht gut an. Schlussendlich bezahlt nicht die Landwirtschaft für die Treibhausgasemissionen, sondern der Verbraucher."

Wenn es nicht möglich sei diese Preise dann weiterzugeben, kämen die Lebensmittel in Zukunft nicht mehr aus Deutschland, befürchtet Wagner. "Und dann verlieren wir auf der einen Seite unsere Souveränität. Und auf der anderen Seite ist dem Weltklima damit nicht geholfen."

Einsparung müsste mit beachtet werden

Wagners Kollege aus Sachsen-Anhalt, Landesbauernpräsident Olaf Feuerborn, weist auf einen weiteren Aspekt hin: "Wir würden uns erst einmal gern darüber unterhalten, was wir denn dafür kriegen, dass wir auch CO2 einsparen oder zumindest speichern in unseren Böden."

Man habe weder von der Politik, noch aus der Wissenschaft bislang eine Antwort auf die Frage bekommen, wie der Treibhausgasausstoß der Landwirtschaft eingepreist werden soll, beklagt Feuerborn. Treibhausgasausstoß und -einspeicherung müssten gegeneinander aufgerechnet werden.

Dass die Viehbewirtschaftung von Grünland und Weideflächen wichtig ist, zum Beispiel für die Humusbildung, ist unumstritten. Genaue Werte aufzurechnen sei aber nicht so einfach, erklärt Friederike Balzer, Landwirtschafts- und Klimaschutzexpertin beim Umweltbundesamt.

Es gebe zwar wissenschaftliche Studien zu der Frage, ob die Landwirtschaft am Emissionshandel teilnehmen sollte – aber: "Die Ergebnisse sind da meines Wissens nach sehr verhalten. Die Einschätzung ist da eher, dass das sehr kompliziert und auch sehr ungerecht wäre."

Politik ist zu langsam

Balzer betont, dass es nicht Aufgabe einzelner Landwirte sein könne, sich um die Reduzierung des Treibhausgasausstoßes ihres Viehs zu kümmern. Hier müsse die Politik schnell Vorgaben machen, was bisher nicht geschehen ist.

Die Trägheit der Politik bei dem Thema beklagt letztlich auch der Landesbauernverband Sachsen. Die politischen Entscheidungen hätten in den letzten Jahren ewig gedauert, sagt Vizepräsident Hans-Uwe Heilmann – und kämen auch jetzt regelmäßig zu spät.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 08. August 2022 | 06:00 Uhr

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