Kommentar Wehrpflicht? Nein, danke!
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MDR SACHSEN-Reporter Florian Glatter ist Ende der 1990er Jahre geboren. Die Diskussion um die Wiedereinführung einer Wehr- oder Dienstpflicht beschäftigt ihn. Käme die Pflicht, hätte das mit Sicherheit Auswirkungen auf sein Leben. Sein Kommentar zum Thema.

"Schatz, ich will nicht, dass Du in den Krieg ziehst", flüsterte mir meine Freundin mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen zu, als das Thema "Wehrpflicht" zum ersten Mal in den Nachrichten diskutiert wurde. Für mich stand zu diesem Zeitpunkt sowieso schon fest: Ich will und ich werde keine Waffe in die Hand nehmen. Ich werde nicht in den Krieg ziehen. Ganz egal was die Politik sagt und ob eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt wird, oder nicht.
Schon bei der Vorstellung daran, mit einem Gewehr auf andere Personen zu zielen, zittern mir die Knie. Und ich glaube nicht, dass ich wirklich abdrücken könnte. Also wäre ich letztlich eh nur Kanonenfutter. Einer, der weit reist, um zu sterben. Klar, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind es wert, zu kämpfen. Aber sind diese gesellschaftlichen Säulen es auch wert, dafür ein Gewehr in die Hand zu nehmen und mein Leben zu riskieren? Ich glaube nicht!
Und trotzdem halte ich die aktuell diskutierte "Dienstpflicht" für eine gute Idee. Hier könnte ich nämlich wählen - zwischen Wehr- und sozialem Dienst. Dann heißt es: Im Altenheim aushelfen oder in einem Verein engagieren, statt an der Waffe ausgebildet zu werden. Die Dienstpflicht ist für mich aber nur dann eine sinnvolle Alternative, wenn die Finanzierung stimmt. Es darf auf keinen Fall sein, dass nur ein "Taschengeld" in Höhe von 400 Euro gezahlt wird, so wie derzeit beim Bundesfreiwilligendienst. In vielen Städten reicht diese Summe ja nicht mal für einen anständigen Lebensunterhalt. Stattdessen sollte eine Art "Staatsgehalt" gezahlt werden. Ein Gehalt, das für alle Menschen in der Dienstpflicht gleich ist und vom Staat getragen wird. Sonst fürchte ich, ist die Entscheidung zwischen Bundeswehr und sozialem Dienst keine freiwillige, sondern eine finanzielle. Und das will ich so nicht mittragen.