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Flucht und MigrationWohnraum für Geflüchtete fehlt – Provisorien müssen Abhilfe schaffen

03. Februar 2023, 05:00 Uhr

Die Kommunen klagen über zu wenig Platz für die langfristige Unterbringung von Flüchtlingen. Vielerorts müssen Provisorien errichtet werden. Der sächsische Flüchtlingsrat fordert mehr dezentrale Einrichtungen.

Seit einem Monat hat die Erstaufnahmeeinrichtung Suhl eine Außenstelle. Aus einer ehemaligen Industriehalle in Hermsdorf wurde nun vorübergehend eine Bleibe für Geflüchtete aus der Ukraine.

Sie bleiben hier nach ihrer Ankunft nur drei Tage und werden dann weiter auf die Städte und Landkreise verteilt, sagt Oliver Löhr, Sprecher des Thüringer Landesverwaltungsamtes: "Das sind einzelne Boxen mit Doppelstockbetten, die abgetrennt sind jeweils mit Bauzäunen." Das sei nicht dafür ausgelegt, dass dort jemand längerfristig bleibe.

Auslastung der Außenstelle gering

Die stark überbelegte Einrichtung in Suhl soll mit der Außenstelle in Hermsdorf entlastet werden. Die 7.000 Quadratmeter große Halle soll bis zu 700 Menschen Platz bieten. Davon ist man aktuell aber weit entfernt. "Die Auslastung in Hermsdorf ist gerade relativ gering mit 11 Personen, also 11 ukrainischen Kriegsflüchtlingen, muss man sagen."

Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge, die aus der Ukraine nach Thüringen kommen, ging zuletzt leicht zurück. Laut Verwaltungsamt kamen im Dezember im Schnitt täglich sieben ukrainische Kriegsflüchtlinge im Freistaat an. Auch nach Sachsen kamen zuletzt weniger Geflüchtete.

Wohncontainer nur kurzfristige Lösung

Die Erstaufnahmeeinrichtungen sind zurzeit nur zur Hälfte ausgelastet. Außerhalb der Erstaufnahme kann die Lage aber eine andere sein. In Leipzig und Dresden etwa gibt es große Schwierigkeiten bei der anschließenden Unterbringung. Deshalb werden in der Landeshauptstadt im Stadtteil Sporbitz gerade Wohncontainer aufgestellt.

Ab April sollen dort über 50 Menschen leben. Aber auch Wohncontainer sind, wie Turnhallen oder Zeltstädte, bestenfalls nur kurzfristige Lösungen, findet Dave Schmittke vom Sächsischen Flüchtlingsrat. "Was wir sehen, ist, dass es in diesen Unterkünften keine Privatsphäre gibt. Das heißt, dass Familien, die Traumatisches erlebt haben, dort gar keine Rückzugsorte haben und auch nicht entsprechend Schlaf finden." Wenn die Menschen dann keinen Schlaf fänden und auch keine Perspektive bestehe, diese Unterkunft zu verlassen, führe das wieder zu Problemen von Geflüchteten untereinander.

Sächsischer Flüchtlingsrat fordert dezentrale Unterbringung

Gewalt und Übergriffe – das habe man gerade in improvisierten Unterkünften häufig erlebt, so Schmittke. Daher bevorzugt er eine dezentrale Unterbringung. "Die dezentralen Einrichtungen, die wir seit Jahren fordern, hätten etabliert und aufgebaut werden können." Dass man nicht erst reagiere, wenn die Zahlen in Sachsen stiegen.

Auch in Sachsen-Anhalt klagen die Kommunen über zu wenig Platz für die Geflüchteten. Mehrere Landkreise schließen provisorische Bleiben wie in Turnhallen daher im Zukunft nicht aus.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 03. Februar 2023 | 06:00 Uhr