"Konzertierte Aktion" Expertenkommssion soll Energiepreise bändigen
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15. September 2022, 22:26 Uhr
Die Bundesregierung setzt eine Expertenkommission ein, die rasch Vorschläge zu den hohen Wärme- und Gaskosten vorlegen soll. Kanzler Olaf Scholz drängt die Sozialpartner zugleich zur Zahlung von steuerfreien Einmalzahlungen an Arbeitnehmer. Die ersten Abschlagszahlungen mit Gasumlage soll es offenbar erst Ende Oktober geben.
Eine Expertenkommission des Bundes soll Lösungen im Umgang mit den hohen Energiepreisen erarbeiten. "Wir werden uns mit der Frage der Wärmekosten und mit den Gaspreisen auseinandersetzen", sagte Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag nach einem Treffen mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern in Berlin. Die Kommission solle "sehr schnell, schon im Oktober" Ergebnisse erzielen.
Das Gremium besteht nach Angaben der Bundesregierung aus etwa 20 Mitgliedern. Sie kommen aus der Energiebranche, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und der Wissenschaft. Den Vorsitz haben neben der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Siegfried Russwurm, sowie der Gewerkschafter Michael Vassiliadis von der IG Bergbau und Chemie.
Gewinne abschöpfen, Preise deckeln
Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Yasmin Fahimi, sagte, es gehe um den gesamten Wärmemarkt, "aber insbesondere um die Gaspreise", die dringend gedeckelt werden müssten. Fahimi hatte wie auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger zuvor am zweiten Treffen der "Konzertierten Aktion" im Kanzleramt teilgenommen. Themen der Gespräche waren die Inflation und vor allem die Energiepreise.
Die Bundesregierung hat jüngst grundsätzlich beschlossen, sehr hohe Zufallsgewinne auf dem Energiemarkt abschöpfen zu wollen. Zugleich sollen Preise gedeckelt werden. Ähnliche Pläne auf europäischer Ebene skizzierte am Mittwoch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Kanzler drängt auf Einmalzahlungen
Scholz appellierte an die Sozialpartner, von der neuen Möglichkeit abschlagsfreier Zusatzahlungen von bis zu 3.000 Euro Gebrauch zu machen. "Das ist ein Angebot", betonte Scholz, "natürlich werden Tarifverhandlungen nicht im Kanzleramt geführt". Zugleich machte der Kanzler deutlich, dass er eine breite Inanspruchnahme erwartet: "Trotzdem ist das eine große Hilfe, wenn das überall in Deutschland und an vielen Stellen stattfindet."
Arbeitgeber-Präsident Rainer Dulger begrüßte das, betonte aber, dass nicht alle Unternehmen diese Einmalzahlungen leisten könnten. "Viele Betriebe stehen gerade am wirtschaftlichen Abgrund." Die Zahlungen müssten deshalb freiwillig und flexibel sein.
Gasumlage ab Ende Oktober
Die ersten Abschlagszahlungen für die Gasumlage sollen derweil auf Ende Oktober verschoben werden. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur und beruft sich auf einen Entwurf des Bundeswirtschaftsministeriums. Demnach sollen die Abschlagszahlungen für die Monate Oktober und November 2022 nicht vor dem 31. Oktober fällig sein. Nach derzeitiger Rechtslage wären Abschlagszahlungen schon im September möglich. An der Einführung der Umlage zum 1. Oktober will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) aber nicht rütteln.
Mit der Gasumlage sollen Gasimporteure gestützt werden. Derzeit ist die Umlage für alle Gasnutzer auf rund 2,4 Cent pro Kilowattstunde festgelegt.
Weiteres Treffen im November
Bereits Anfang Juli hatte Scholz Gewerkschaften, Arbeitgeber und Wissenschaftler nach dem Vorbild der "Konzertierten Aktion" 1967 des früheren SPD-Wirtschaftsministers Karl Schiller eingeladen. Im November soll es ein drittes Treffen geben.
Die Jahresteuerung in Deutschland lag im August bei durchschnittlich 7,9 Prozent. Mit Auslaufen des Tankrabatts und des 9-Euro-Tickets befürchten Fachleute, dass die Inflation Ende des Jahres Richtung zehn Prozent oder sogar darüber klettern könnte. Treiber der Entwicklung sind die enorm steigenden Energiepreise.
dpa/AFP/Reuters (ala)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 15. September 2022 | 19:30 Uhr
kleinerfrontkaempfer am 17.09.2022
Eine hausgemachte Krise, Dilettantismus und warme Worte des hohen politischen Personals und eine rabenschwarze Zukunft. Da kann das Jahr 2023 freudig begrüßt werden. Mit wärmenden Freudenfeuern!
Das war es dann aber auch. Denn wenn einer vom hohen politischen Personal nach Geld sucht, so schaut er in einen Abgrund (sagt er aber nicht!).
Der Schuldenstand der öff. Haushalte ist seit Ausbruch der "Seuche" um über 400 Mrd.€ gestiegen. Sind bei einer 4köpf. Familie rechnerisch 20.000€!
Sollte es gelingen jedes jahr 10 Mrd. Schulden zurückzuzahlen, müßten allein für zusäztl. Schulden der Seuchenjahre 2020/21 40 Jahre veranschlagt werden.
Und die Zinsen steigen. Zukünftige Generationen wissen hoffentlich warum sie arbeiten und dann 50% des Verdienstes abführen. Stand heute. Punkt.
Matthi am 16.09.2022
Nach ihren Erkenntnissen bedeutet das, wenn wir keine Marktwirtschaft haben das wir in dem Bereich eine Planwirtschaft haben. Das hat schon in der DDR nicht funktioniert. Aber wie auch immer die Expertenkommission wird uns schon ihre Theorien Mitteilen. Deutschland ist ein Land der Denker und Experten Kommissionen geworden, so hätten unsere Vorfahren Deutschland nicht nach dem Krieg aufbauen können.
MDR-Team am 16.09.2022
Hier finden Sie weitere Informationen zum genannten Konflikt:
Fast 50 Tote nach aserbaidschanischen Angriffen
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/aserbaidschan-armenien-konflikt-tote-100.html
https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/interview/gefechte-armenien-aserbaidschan-audio-100.html
Liebe Grüße aus der MDR.de-Redaktion