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EnergiepolitikScharfe Kritik an Habeck: Wie ist die Stimmung in Mitteldeutschland?

09. September 2022, 05:00 Uhr

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck fällt, so scheint es, zunehmend in Ungnade. Von vielen Seiten hagelt es Kritik für seine politischen Maßnahmen in der Energiekrise und auch für so manche seiner Äußerungen. Wie wird Habecks Politik in Mitteldeutschland aufgenommen?

Dienstagabend, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist zu Gast in der ARD-Sendung Maischberger. Auf die Frage, ob eine Insolvenzwelle droht, antwortet er: "Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erstmal aufhören zu produzieren. (...) Dann sind die nicht insolvent automatisch, aber sie hören vielleicht auf zu verkaufen."

Empörung über Habeck

Was folgt, ist eine Welle an Kritik, die auch an Volker Lux, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Leipzig, nicht vorbeigegangen ist: "Zwischen 7:30 und 14 Uhr kamen 238 Anrufe oder Whatsapp-Nachrichten von Handwerkern, die ihrer Empörung Luft gemacht haben über den Auftritt von Herrn Habeck bei Frau Maischberger. Das ist eine Form der Empörung und das sind Worte gewesen, die alles in den Schatten stellt, was an Wut über andere Dinge in unserem Land – auch in der Coronazeit – artikuliert worden ist."

Ob man es nun Betriebsaufgabe oder Insolvenz nenne – das sei den Handwerksbetrieben einerlei, wenn die Existenz auf dem Spiel stehe. Habeck solle Lösungen aufzeigen, statt selbsterfüllende Prophezeiungen in die Welt zu setzen, sagt Lux.

Auf der Straße in Leipzig gehen die Meinungen darüber auseinander: Die einen finden Habeck "überragend als Minister", die anderen beschweren sich über die hohen Energiepreise und die Politik der Bundesregierung.

Auch Handelsverband kritisiert Habeck

René Glaser, Hauptgeschäftsführer des sächsischen Handelsverbands, fordert mehr Konkretes von Robert Habeck. "Anstatt mit Ratschlägen aufzuwarten, die offensichtlich nicht ernst gemeint sein können." Im Einzelhandel mache sich Existenzangst breit: die schlechte Konsumstimmung, die hohen Energiepreise, gestiegene Kosten bei den Lieferanten.

Das dritte Entlastungspaket sei enttäuschend für die Wirtschaft gewesen, sagt auch Ute Zacharias, Sprecherin beim Thüringer Wirtschaftsverband. Trotzdem findet sie auch respektvolle Worte für Robert Habeck: Man erkenne an, dass er als grüner Minister durchaus auch schon über seinen eigenen Schatten gesprungen sei und Probleme gut und auf Augenhöhe erkläre: "Aber letztendlich ist entscheidend: Was greift von all den Maßnahmen, die Herr Habeck ankündigt?"

Ihrer Meinung nach nicht genug: Sie warnt vor Unternehmensinsolvenzen und Abwanderungen in andere Länder: "Wir gehen wirklich auf eine Deindustrialisierung in Thüringen zu." Der dringendste Wunsch der mitteldeutschen Wirtschaft an Habeck? Er solle bloß die Atomkraftwerke in Betrieb lassen – nicht nur in Reserve.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 09. September 2022 | 06:00 Uhr