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Bundeshaushalt 2025Wohlfahrtsverbände sorgen sich um Finanzierung der Freiwilligendienste

19. September 2024, 14:26 Uhr

Laut dem aktuellen Haushaltsentwurf 2025 sollen die Mittel für Freiwilligendienste deutlich gekürzt werden. Zwölf Prozent weniger als in diesem Jahr will die Bundesregierung dafür ausgeben. Die Wohlfahrtsverbände sehen dadurch die künftige Finanzierung der Freiwilligendienste gefährdet. Sie fordern Verlässlichkeit über mehrere Jahre und hoffen, dass die Fördermittel im endgültigen Haushalt noch aufgestockt werden.

  • Freiwillige sollen die Fachkräfte nicht ersetzen, sondern sie unterstützen.
  • Insgesamt 40 Millionen Euro weniger als in diesem Jahr sind im Haushaltsentwurf 2025 für die Freiwilligendienste vorgesehen.
  • Die Wohlfahrtsverbände hoffen darauf, dass die Fördermittel im endgültigen Haushalt für nächstes Jahr noch aufgestockt werden.

Sechs Seniorinnen und Senioren sitzen um den Esstisch im AWO-Seniorenzentrum Beerendorf, einem Ortsteil von Delitzsch bei Leipzig. "Essen ist da", ruft Jennifer Heinrich beim Betreten des Raums. Sie ist seit Februar im Tagespflege-Team und serviert heute Blumenkohlsuppe oder Nudeln mit Sahnesoße.

"Es kommt mir vor, als ob ich schon ewig hier bin", sagt Heinrich lachend. Die 35-Jährige absolviert in der Tagespflege einen Bundesfreiwilligendienst. Für Heinrich ist das eine Chance. Ihre Vergangenheit beschreibt sie selbst als schwierig: Drogen, Langzeittherapie – drei Jahre lang hat sie mit ihren zwei Kindern in einer Mutter-Kind-Einrichtung gelebt. Jetzt geht sie im Umgang mit den alten Menschen auf. Sie geht mit ihnen spazieren, bereitet das Essen zu, hilft beim Duschen, liest aus der Zeitung vor.

Nachwuchsgewinnung durch Freiwilligendienste

Jennifer Heinrich ersetzt keine Fachkraft, sondern ist zusätzlich da. Vier bis fünf Stellen für Freiwillige kann Christian Schulze normalerweise anbieten. Er leitet das Seniorenzentrum. Über die Freiwilligendienste hat er schon oft Nachwuchs für viele Jahre gewonnen.

Doch beim Programm des Bundesfreiwilligendienstes sei der AWO-Landesverband seit geraumer Zeit vorsichtiger: "Wir schließen Verträge zum Beispiel zunächst einmal für ein halbes Jahr ab, um sie dann gegebenenfalls um ein weiteres halbes Jahr verlängern zu können. Es wird oft ein Stück weit auf Sicht gefahren im Bundeshaushalt und entsprechend auch bei der AWO. Ich hoffe, dass wir hier keine Einschränkungen kriegen."

Sorge um Finanzierung der Freiwilligendienste

Die unsichere Haushaltslage im Bund führt dazu, dass viele Träger sich – mal wieder – um die künftige Finanzierung der Freiwilligendienste sorgen.

Kristin Napieralla, Referentin für Jugendfreiwilligendienste beim Paritätischen Gesamtverband, sagt: "Wir brauchen tatsächlich in den Freiwilligendiensten eine verlässliche Finanzierung über mehrere Jahre und nicht dieses Spiel: 'Wir kürzen euch die Gelder, wir werden dann laut als Freiwilligendienste, stecken da wahnsinnig viel Arbeit rein und im besten Fall ist dann das Ergebnis, dass die Kürzung doch nicht kommt.'"

Insgesamt 40 Millionen Euro weniger als 2024 sieht der aktuelle Haushaltsentwurf für die Freiwilligendienste vor.

Wohlfahrtsverbände hoffen auf Aufstockung der Fördermittel

Das Bundesfamilienministerium sieht die Kürzung von rund zwölf Prozent aber nicht. Im Haushaltsentwurf stehe jetzt die Höhe der im Jahr 2023 tatsächlich verausgabten Mittel. Geld, das 2023 nicht abgerufen wurde, wird also nicht mehr mit einkalkuliert.

Die Träger verweisen auch auf die allgemeinen Kostensteigerungen und hoffen, dass die Fördermittel im endgültigen Haushalt doch noch aufgestockt werden.

Zurück im AWO-Seniorenzentrum Beerendorf: Jennifer Heinrich wird nach ihrem Bundesfreiwilligendienst hier eine Ausbildung zur Pflegehelferin beginnen. "Ich freue mich sehr darauf. Auch darauf, einen Schritt weiterzukommen – mit dem Spritzen, mit den Medis, so die Hauptbegriffe." Der Bundesfreiwilligendienst sei perfekt für den Übergang, sagt sie.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. September 2024 | 06:00 Uhr

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