Hitzeschutzplan Lauterbach will frühzeitige Warnungen vor Hitzewellen

26. Juni 2023, 20:18 Uhr

Frühzeitige Warnungen vor Hitzewellen – das ist ein Teil des Hitzeschutzplans, den der Bundesgesundheitsminister vorgestellt hat. Mittels Warnungen über Radio, Fernsehen aber auch SMS sollen laut Karl Lauterbach alle Menschen erreicht werden. Zudem gibt es ein umfassendes Online-Portal, auf dem sich Kommunen über Maßnahmen informieren können, die sie vor Ort umsetzen können.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat den nationalen Hitzeschutzplan am Montag in Berlin vorgestellt. Damit will die Bundesregierung insbesondere Ältere, Vorerkrankte, Schwangere und Kinder besser vor Hitzewellen warnen. In den nächsten Wochen sollen verschiedene Schutzangebote starten. Als erstes Angebot ging das Portal hitzeservice.de online, auf dem sich Kommunen über Hitzeschutz-Maßnahmen informieren können.

Übersterblichkeit durch Hitze erfassen

Wie es in dem Konzept heißt, sollen die Länder prüfen, ob sie die Warnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) standardmäßig an Maßnahmen beispielsweise in Pflegeeinrichtungen koppeln. Der Plan soll nach dem Vorbild Frankreichs unterschiedliche Schweregrade einer Hitzewelle festlegen und die konkreten Maßnahmen je nach Temperatur staffeln. Warnungen vor extremen Temperaturen sollen laut Konzept auch über Radio, Fernsehen und SMS-Botschaften verbreitet werden.

Lauterbach sagte, rasches Handeln beim Hitzeschutz sei wichtig, weil aufgrund der Klimaerwärmung "die Zahl der Hitzetoten pro Jahr zunehmen" werde. Das Gesundheitsministerium will zudem Daten zur hitzebedingten Übersterblichkeit erheben und auswerten lassen. Das Robert Koch-Institut soll dem Konzept zufolge den Zeitraum zwischen Juni und September 2023 statistisch auswerten und die Ergebnisse in einem wöchentlichen Bericht veröffentlichen. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland Schätzungen zufolge etwa 4.500 Todesfälle wegen Hitze. Im extrem heißen Sommer 2018 registrierte das Robert Koch-Institut 8.700 hitzebedingte Sterbefälle.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat außerdem Tipps für den Alltag an heißen Tagen aufbereitet. Diese sind auf der Website www.klima.mensch.gesundheit.de zu finden.

Kommunen können mehr Trinkwasserspender bauen

Bundesumweltministerin Steffi Lemke findet es notwendig, dass "wir uns um den Schutz der Bevölkerung in veränderten Klimazeiten kümmern." Im Fokus müsse daher die Trinkwasserversorgung stehen. Zudem brauche es mehr Grün und Schatten in den Städten damit diese sich nicht zu stark erhitzen. Lemke hob positiv hervor, dass bereits eine gesetzliche Grundlage geschaffen worden sei, damit Kommunen mehr Trinkwasserspender bauen können.

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek begrüßte die Pläne, für die es "allerhöchste Zeit" sei. Lauterbach müsse dabei die Länder einbinden. "Hitzeaktionspläne sind nur dann effizient, wenn sie auf die Situation vor Ort angepasst sind", sagte der CSU-Politiker.

Klimafreundliche Klimaanlagen als schnelles Mittel

Der Sozialverband VdK kritisierte, der angekündigte Aktionsplan komme "deutlich zu spät". VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte dem Portal "t-online", jede Verzögerung gehe "auf Kosten der besonders Betroffenen". Als rasche Maßnahmen fordert der VdK Klimaanlagen in Einrichtungen für Senioren und Kinder. Bentele betonte, dabei müssten klimafreundliche Varianten gewählt werden, um den Klimawandel nicht zusätzlich zu verstärken. Außerdem müssten in städtischen Gebieten dringend gekühlte Räume eingerichtet werden, in denen sich Senioren tagsüber abkühlen und vor Hitze schützen könnten.

epd,dpa,AFP (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 26. Juni 2023 | 13:06 Uhr

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