Das Kranschiff „Svanen“ liegt im Hafen Port Mukran auf der Insel Rügen.
Den Plänen zufolge soll das LNG-Terminal im Hafen von Mukran auf der Ostseeinsel Rügen errichtet werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Stefan Sauer

Ministerium bestätigt Pläne Bund legt sich auf Standort für LNG-Terminal auf Rügen fest

10. Mai 2023, 17:07 Uhr

Der Bund will ein LNG-Terminal im Hafen von Mukran auf Rügen bauen lassen – das hat Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer nun in einem Schreiben bestätigt. Umweltschützer, Tourismusverbände und Einwohner vor Ort wehren sich allerdings gegen die Pläne.

Die Bundesregierung plant ein LNG-Terminal im Hafen von Mukran im Osten Rügens. Das geht aus einem Antwortschreiben von Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsministers Reinhard Meyer auf einen Brief von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hervor. Zuvor hatte der NDR über den geplanten Bau berichtet.

50 Kilometer lange Pipeline geplant

Schon im Juni will der Bund demnach die Genehmigungsanträge einreichen. Eine rund 50 Kilometer lange Pipeline für per Schiff importiertes LNG soll vom Hafen Mukran durch den Greifswalder Bodden nach Lubmin führen. Hier landen die nicht betriebenen deutsch-russischen Pipelines Nord Stream 1 und 2 an und treffen sich mehrere Leitungen mit großer Kapazität zur Weiterverteilung.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Meyer bezieht sich in seiner Antwort auf ein Schreiben Habecks vom vergangenen Freitag. Darin habe die Bundesregierung den Bedarf dargestellt, die besondere Bedeutung des Einspeisepunktes Lubmin betont und auch die Abwägung anderer alternativer Standorte erläutert. Meyer regte nun einen kurzfristigen Dialog mit den Betroffenen auf der Insel an.

Laut Meyer sollen im Hafen von Mukran, der Ende der 1980er Jahre gebaut worden war, um den See-Gütertransport zwischen der DDR und der Sowjetunion auszuweiten, zwei sogenannte Regasifizierungseinheiten festmachen. Eine davon ist vor Lubmin in Betrieb und solle dann verlegt werden.

Gegner kündigen rechtliche Schritte an

Umweltschützer, Lokalpolitikerund Tourismus-Anbieter auf Rügen wehren sich seit Monaten massiv gegen die weiteren Ausbaupläne. Sie fürchten Auswirkungen auf das Ökosystem und mehr Schiffsverkehr. Klimaschützer kritisieren die Pläne als überdimensioniert und nicht kompatibel mit dem Klimaschutzgesetz.

"Industrieanlagen in Nachbarschaft von Stränden und Kreidefelsen werden zur absoluten Katastrophe für unsere Urlauber", sagte der Tourismusdirektor des Ostseebades Binz, Kai Gardeja. "Wir werden mit allen Mitteln dagegen vorgehen", kündigte auch Bürgermeister Karsten Schneider an. Er zeigte sich im NDR enttäuscht und warf dem Bund vor, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Dabei kündigte er auch rechtliche Schritte an.

Umwelthilfe: "Kinderstube des Ostseeherings" in Gefahr

Vertreter von Greenpeace, Nabu, der Deutschen Umwelthilfe und der Klimaschutzbewegung Fridays for Future demonstrieren vor dem Bundeskanzleramt gegen geplanten Bau eines LNG-Terminals auf der Insel Rügen.
Am Montag hatte es vor dem Bundeskanzleramt Protest gegen die LNG-Terminal-Pläne gegeben Bildrechte: picture alliance/dpa | Monika Skolimowska

Die Deutsche Umwelthilfe will ebenfalls dagegen vorgehen. Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner erklärte, mit der Festlegung auf den Hafen Mukran "verspielt Wirtschaftsminister Habeck Vertrauen gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Naturschutzverbänden". Er warnte vor einem immensen Schaden für das Klima. "Die massiven Eingriffe in den sensiblen Naturraum der Ostsee wurden nie ernsthaft gegen die vermeintlichen Vorteile des LNG-Terminals abgewogen", sagte Müller-Kraenner. "Die Kinderstube des Ostseeherings, des Brotfisches der bedrohten Ostseefischerei, gerät durch die nun stattfindenden Bauarbeiten in Gefahr."

Bereits im Januar hatte ein privates LNG-Terminal im Hafen von Lubmin den Betrieb aufgenommen. Da der Bodden zu flach für große Tanker ist, wird das importierte Flüssiggas auf ein vor Rügen ankerndes Schiff gepumpt, zwischengelagert und dann mit kleineren Schiffen nach Lubmin gebracht, wo der fossile Brennstoff wieder als Gas in das Versorgungsnetz strömt.

 AFP,dpa,NDR(ksc,fef)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Mai 2023 | 06:30 Uhr

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