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MDRfragt zum Russland-Ukraine-KonfliktAngst vor Russland nimmt deutlich zu

25. Februar 2022, 14:51 Uhr

Immer mehr Menschen sehen in Russland unter Präsident Putin eine Gefahr für den internationalen Frieden. Das zeigen aktuelle Ergebnisse zweier MDRfragt-Befragungen dieser Woche. Zuletzt haben sich binnen 24 Stunden mehr als 32.000 Teilnehmende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an einer Kurzbefragung zum Thema beteiligt. 56 Prozent von ihnen sehen inzwischen die Hauptverantwortung für die Eskalation der Lage bei Russland. Es gibt fast niemanden unter den Befragten, den die Entwicklungen in der Ukraine nicht sorgenvoll stimmt.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Der Anteil der MDRfragt-Mitglieder, die in Russland unter Präsident Putin eine Gefahr für den internationalen Frieden sehen, ist in den vergangenen Tagen deutlich gewachsen. Während aktuell 77 Prozent eine Gefahr in Russland für den internationalen Frieden sehen, waren es bei der vorherigen Befragung zum Thema Anfang dieser Woche – vor dem Angriff auf die Ukraine – nur 47 Prozent.

Im Vergleich zur vorherigen Befragung zeigt sich, dass ein erheblicher Teil der MDRfragt-Mitglieder, die noch Anfang der Woche keine Sorge vor Russland geäußert haben, ihre Meinung in der Zwischenzeit geändert haben: 55 Prozent von ihnen sind mittlerweile der Ansicht, dass Russland unter Putin eine Gefahr für den internationalen Frieden darstellt.

In den Kommentaren beschreiben die Teilnehmenden, was sie dazu gebracht hat, ihre Meinung zu ändern:

Eigentlich habe ich Putin bei der Distanzierung der Nato zu Russland immer Recht gegeben, aber ein Krieg gegen ein Brudervolk ist erbärmlich. Der Bezug auf Grenzen von anno dazumal ist rückschrittlich. Da könnte Sachsen doch Gebiete von Warschau bis Gotha zurück fordern. Einfach, Herr Putin hat den Bogen überspannt!!!

Dieter W., 67 Jahre, Dresden

Ich hätte es von Präsident Putin nicht gedacht, dass er zu militärischen Mitteln greift. Bin schwer enttäuscht von ihm.

Mike R., 53 Jahre, Landkreis Leipzig

Vor allem ältere MDRfragt-Teilnehmer blicken mittlerweile besorgter auf Russland

Interessant ist der Blick auf die Altersgruppen: Bei den jüngeren MDRfragt-Mitgliedern ist die Meinung, dass Russland unter Putin eine Gefahr für den internationalen Frieden darstellt, stärker existent als bei den älteren. Allerdings zeigt sich im Vergleich zur vorherigen Befragung: Bei allen ist der Anteil der MDRfragt-Mitglieder, die Russland unter Putin als ungefährlich einschätzen, gesunken – am deutlichsten jedoch in den älteren Altersgruppen.

Mehr als die Hälfte sieht Hauptverantwortung für die Eskalation bei Russland

56 Prozent sehen die Hauptverantwortung für die Eskalation der Lage bei Russland. Ein Viertel (25 Prozent) schreibt den USA die Hauptverantwortung zu.

Bei der vorherigen Befragung zu diesem Thema Anfang der Woche – vor dem Angriff auf die Ukraine – sah das Bild noch anders aus: Da sahen mit 39 Prozent noch die meisten MDRfragt-Teilnehmenden die Hauptverantwortung für die Krise bei den USA. Etwas weniger (35 Prozent) hielten Russland für hauptverantwortlich.

Auch in den Kommentaren teilen uns die MDRfragt-Mitglieder mit, wen sie für den Konflikt verantwortlich machen. Bei einigen ist es Russland:

Putin gehört vor ein Kriegsverbrechergericht gestellt.

Sandy M., 37 Jahre, Leipzig

Ich habe damit gerechnet, dass Russland einmarschieren wird, da Russland unter Putin einfach nicht als Partner agiert, sondern in der Regel immer als Agressor auftritt. Davon abgesehen ist Putin in meinen Augen einfach ein zutiefst unehrlicher Mensch. Deshalb hoffe ich, dass die Weltgemeinschaft mal endlich harte Sanktionen beschließt und nicht immer diese Lippenbekenntnisse.

David M., 32 Jahre, Leipzig

Manche sehen die Hauptverantwortung zwar bei Russland, betrachten den Konflikt aber komplexer:

Russland trägt die alleinige Verantwortung für den Konflikt, was aber nicht heißt, dass es nicht andere Länder gibt, die von dem Konflikt profitieren. Z.B. durch die Belieferung von Europa mit Gas.

Christian G., 37 Jahre, Vogtlandkreis

Russland ist der Hauptschuldige, aber die internationale Politik hat versagt. Europa hat es versäumt, im Dialog Grenzen aufzuzeigen und auch darzulegen, dass eine Osterweiterung der Nato nicht in Frage kommt.

Gabriele K., 76 Jahre, Saale-Orla-Kreis

Einige Teilnehmende sehen die Verantwortung beim Westen bzw. der Nato:

Meine Sorgen betreffen das Verhalten des Westens gegenüber Russland, das meiner Meinung nach zu der Eskalation entscheidend beigetragen hat. Russland ist uns nach der Wende ständig entgegengekommen. Allen Versprechungen des Westens zuwider, hat man sich ständig gen Oststaaten bis zu Grenze Russlands ausgedehnt. Das musste irgendwann dazu kommen.

Jürgen W., 69 Jahre, Vogtlandkreis

Die Nato hat Russland in die Enge getrieben, das rächt sich jetzt.

Jens H., 57 Jahre, Landkreis Leipzig

Eskalation im Konflikt bereitet deutlicher Mehrheit große Sorgen

82 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Kurzbefragung beteiligt haben, bereitet die weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt mit dem Angriff der Ukraine durch Russland große oder sehr große Sorgen. Gar keine oder kleine Sorgen machen sich dagegen 17 Prozent.

Sorgen gelten vor allem dem Leid der Menschen vor Ort, aber auch den Wirtschaftsfolgen für Deutschland

  • Die größten Sorgen hinsichtlich des Konflikts machen sich die MDRfragt-Mitglieder derzeit um das menschliche Leid in der Konfliktregion (73 Prozent).

  • Allerdings beschäftigt die Menschen auch stark, was die direkten Folgen für Deutschland sein könnte: So haben mehr als zwei Drittel Angst vor Engpässen bei der Energieversorgung (67 Prozent) und vor massiven wirtschaftlichen Folgen (64 Prozent).

  • Auch die Frage, ob weitere Staaten oder Bündnisse militärisch in den Konflikt eingreifen könnten, sorgt die Mehrheit der MDRfragt-Gemeinschaft stark (61 %).

Es gibt fast niemanden (1 %), den die Entwicklungen in der Ukraine nicht sorgenvoll stimmt.

In den Kommentaren berichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre persönlichen Sorgen:

Haben wir alle auf der Welt vergessen, was Krieg bedeutet? Mein Vater musste als junger Mann dieses erleben und hat mir immer gesagt: Ich hoffe, so etwas bleibt dir erspart.

Gotthardt S., 64 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Ich bin Soldat und habe Familie. Alles, was in meinen 20 Jahren Dienstzeit Planspiele bei Übungen waren, droht auf einmal Realität zu werden. Ich will das nicht!

Florian S., 41 Jahre, Salzlandkreis

Die USA hat ihre Macht überschätzt und mischt sich zu viel in europäische Angelegenheit ein. Putin ist machtbesessen und wird nicht nur bei der Ukraine haltmachen. Der Untergang der Welt begann am 24. Februar 2022. Wir begannen den dritten Weltkrieg.

Nicolas K., 23 Jahre, Chemnitz

Meine größte Sorge ist ein massiver Preisanstieg in allen Bereichen und Stellenabbau in der Volkswirtschaft wegen sinkender Konjunktur.

Steffi W., 65 Jahre, Zwickau

Ich bin Bundespolizist an der polnischen Grenze. Ich glaube nicht, dass wir auf eine Flüchtlingswelle vorbereitet sind. Die Belarus-Krise wird dagegen klein gewesen sein. Ich rechne mit hunderttausenden Flüchtlingen. Polen wird diese durchreisen lassen, da dort schon eine Vielzahl von Ukrainern aufgenommen worden ist.

Lars J., 43 Jahre, Görlitz

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Über diese BefragungDie Befragung vom 24.02.- 25.02.2022 stand unter der Überschrift:
Wie blicken Sie auf den Angriff in der Ukraine?

Insgesamt sind bei MDRfragt 59.059 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 25.02.2022, 11 Uhr).

32.450 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 686 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 5.599 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 13.319 Teilnehmende
65+: 12.846 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 16.788 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.933 (24 Prozent)
Thüringen: 7.729 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 14.435 (44 Prozent)
Männlich: 17.947 (55 Prozent)
Divers: 68 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 11 | 25. Februar 2022 | 11:00 Uhr