MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland MDRfragt: Mehrheit für Energie-Mix in der Zukunft

30. August 2021, 05:00 Uhr

"Wahlen für Deutschland: Worauf kommt es wirklich an?" Das wollte MDRfragt im Vorfeld der Bundestagswahl wissen. Ein wichtiges Thema im Wahlkampf ist die Frage nach der Energieversorgung der Zukunft. Deutlich mehr als die Hälfte der befragten MDRfragt-Mitglieder findet: Deutschland sollte auf einen Mix aus verschiedenen Formen der Energiegewinnung setzen. Das ist ein zentrales Ergebnis der Befragung, an der knapp 24.000 Menschen aus Mitteldeutschland teilgenommen haben.

61 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer sind der Ansicht, Deutschland sollte bei der Energieversorgung hauptsächlich auf einen Mix aus verschiedenen Formen der Energiegewinnung setzen. Knapp ein Drittel (30 %) würde die Priorisierung von erneuerbaren Energien wie Solar-, Wind- oder Wasserkraft bevorzugen. Ausschließlich Atomkraft oder fossile Brennstoffe finden dagegen kaum Zuspruch als Energieversorgung der Zukunft (7 bzw. 2 %).

Bei der jüngsten Altersgruppe der 16-29-Jährigen sind die erneuerbaren Energien mit 56 Prozent vorne. Hier setzen nur 37 Prozent auf einen Mix aus verschiedenen Formen der Energiegewinnung.

Knappe Mehrheit findet Abschaltung der Atomkraftwerke Ende 2022 nicht richtig – Aufbau von modernen Atomkraftwerken jedoch auch nicht

Ende 2022 sollen die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. 53 Prozent finden diese Entscheidung nicht richtig. 45 Prozent unterstützen sie.

In der Politik gibt es auch Stimmen, die statt des Atomausstiegs die Neueinrichtung von modernen Atomkraftwerken auf dem neusten Stand der Forschung fordern. Auch hier spricht sich eine knappe Mehrheit (ebenfalls 53 %) dagegen aus. 44 Prozent befürworten es.

Hier zeigen sich Unterschiede zwischen den Männern und Frauen, die an der Befragung teilgenommen haben: Männer sind der Atomkraft gegenüber positiver eingestellt als Frauen - sie sind mehrheitlich gegen die Abschaltung 2022 und für den Neubau moderner Atomkraftwerke. Bei den Frauen ist es genau umgekehrt: Sie sind mehrheitlich für die Abschaltung und gegen den Neubau.

Bei den Altersgruppen zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Besonders die jüngste Altersgruppe spricht sich gegen Atomkraft aus.

Hälfte lehnt "Klimaprämie" ab – deutliche Mehrheit glaubt nicht an sozialen Ausgleich dadurch

Anfang des Jahres wurde in Deutschland ein CO2-Preis auf Kohle, Benzin, Diesel, Heizöl und Gas eingeführt, um den Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren und die Klimaziele zu erreichen. Dieser CO2-Preis soll schrittweise in den kommenden Jahren steigen. Das wird auch deutliche Auswirkungen auf Benzin- oder Heizölpreise haben.

Um einen sozialen Ausgleich zu schaffen, wird darüber diskutiert, Menschen mit geringem Einkommen jährlich ein "Energiegeld" in Höhe von 75 Euro zu zahlen.

Die Hälfte der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, lehnen das jährliche Energiegeld in Höhe von 75 Euro pro Kopf für Geringverdiener ab. 43 Prozent befürworten es.

Dass durch das Energiegeld die Mehrkosten der Klimapolitik sozial gerecht verteilt würden, glaubt die deutliche Mehrheit nicht. Lediglich 11 Prozent glauben, dass es helfen könnte.

Zu diesem Thema haben uns einige Kommentare der MDRfragt-Mitglieder erreicht. Hier eine Auswahl:

Das Energiegeld lehne ich nicht grundsätzlich ab, ich finde es nur deutlich zu niedrig.

52-jähriger Teilnehmer aus Bautzen

Das Energiegeld sollte an alle gehen, einkommensunabhängig. Und die Ausnahmen für Unternehmen von der EEG-Umlage gehören abgeschafft.

36-jährige Teilnehmerin aus Wittenberg

Was soll dieses Energiegeld für Bedürftige? Der Staat hat 30-40 Jahre die Energiewende verschlafen und jetzt soll die Mehrkosten der kleine Mann bezahlen. Hätte der Staat mit der Energieumstellung beizeiten begonnen, hätten sich die Kosten über eine längere Zeit mit geringeren Kostenspannen verteilt.

67-jährige Teilnehmerin aus Halle

Sollte es Energiegeld geben, würden wir uns nur im Kreis drehen und Menschen dazu verleitet, mehr CO2 auszustoßen. Die CO2-Steuer ist ja extra dazu da, um Menschen zu ermutigen sich günstige Alternativen, wie Öffis oder das Fahrrad, zu suchen.

23-jähriger Teilnehmer aus Chemnitz

Wer in einem älteren Gebäude wohnt, wo man nachträglich nicht viel z.B. an der Heizung ändern kann, wird so eine Umweltpolitik nicht mittragen, da nützt auch dieses Energiegeld nichts.

66-jähriger Teilnehmer aus dem Landkreis Zwickau

Mehrheit für Digitalisierung der Verwaltung

In unserer Befragung im Vorfeld der Bundestagswahl wollten wir auch wissen, wie die MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer zur Digitalisierung der Verwaltung stehen. Die Umstellung der Verwaltung, sodass alle Amtsgänge digital möglich sind, befürwortet die Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und –teilnehmer (71 %). 28 Prozent lehnen diese Forderung ab.

Dazu einige Stimmen aus der MDRfragt-Gemeinschaft:

Ja, ja, ja, bitte fangt endlich damit an, den viel zu teuren Verwaltungsapparat mit den zig Beamten zu reduzieren und zu digitalisieren. Deutschland ist Entwicklungsland, was das angeht! Es nervt, dass man sich überall vorstellen muss und zig Zettel bekommt.

39-jähriger Teilnehmer aus Leipzig

Es gibt hier sicher auch Angelegenheiten, die nur persönlich geklärt werden können. Außerdem ist es vor allem eine Frage der Datensicherheit, wie weit das umsetzbar ist.

60-jähriger Teilnehmer aus Nordsachsen

Man sollte immer noch an die Generation denken, die der Technik nicht mächtig sind. Eine schrittweise Einführung ist daher sinnvoll.

57-jährige Teilnehmerin aus dem Unstrut-Hainich-Kreis

Die Beamten vor Ort können einem noch Tipps geben, das macht ein Handy nicht.

37-jährige Teilnehmerin aus Leipzig

Über diese Befragung Die Befragung vom 28.07.- 04.08.2021 stand unter der Überschrift:
Wahlen für Deutschland: Worauf kommt es wirklich an?

Insgesamt waren zum Befragungszeitpunkt 46.943 Menschen aus Mitteldeutschland bei MDRfragt angemeldet (Stand 04.08.2021, 15.00 Uhr).

23.916 Menschen aus Mitteldeutschland haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 466 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.096 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.913 Teilnehmende
65+: 9.441 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.344 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.845 (25 Prozent)
Thüringen: 5.727 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 56 Prozent
Weiblich: 44 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 30. August 2021 | 21:45 Uhr