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Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

MDRfragt - Das Meinungsbarometer für MitteldeutschlandMDRfragt: Zwei Drittel wünschen sich kostenlosen ÖPNV

30. August 2021, 05:00 Uhr

Das Thema Mobilität treibt die Menschen in Mitteldeutschland um. So wünschen sich laut einer aktuellen Befragung von MDRfragt im Vorfeld der Bundestagswahl zwei Drittel kostenlosen ÖPNV. Und: Die Mehrheit spricht sich für ein Tempolimit von 130 aus. Das sind zwei Ergebnisse der Befragung mit knapp 24.000 Teilnehmern aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Dass ihnen das Thema Öffentlicher Personennahverkehr am Herzen liegt, haben uns viele MDRfragt-Mitglieder bereits im Rahmen der MDR Wünschekarte mitgeteilt. Dort konnten uns die Befragten schreiben, was sie sich im Hinblick auf die Bundestagswahl für ihre Region wünschen. Ein besser ausgebauter ÖPNV stand bei vielen ganz oben auf der Wunschliste. Bei unserer Bundestagswahl-Befragung wollten wir wissen, wie die Meinungen zum kostenlosen ÖPNV sind.

Für kostenlosen, durch Steuergelder finanzierten ÖPNV sprechen sich zwei Drittel (66 %) aller MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, aus. Dagegen sind 32 Prozent.

Mehr als drei Viertel glauben, ÖPNV wird mehr genutzt, wenn er kostenfrei ist

Mehr als drei Viertel (79 %) denken, dass mehr Menschen den ÖPNV nutzen würden, wenn er kostenfrei wäre. Ebenfalls die Mehrheit, aber deutlich weniger (61 %), würden nach jetzigem Stand dann auch selbst häufiger mit Bus und Bahn fahren.

Mehr als zwei Drittel glauben, kostenfreier ÖPNV würde Verkehr und Luftverschmutzung reduzieren

70 Prozent sind der Ansicht, dass kostenfreier ÖPNV helfen kann, Verkehr und Luftverschmutzung in den Städten zu reduzieren. 29 Prozent bezweifeln das.

Stadtbewohner befürworten kostenlosen ÖPNV stärker

Bei diesem Themenkomplex gibt es Unterschiede zwischen den MDRfragt-Mitgliedern, die in einer ländlichen Region leben, und denjenigen, die in der Stadt leben: Der Anteil der Befürworter ist bei den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern etwas höher als bei der ländlichen Bevölkerung (69 % zu 62 %). Zwei Drittel (66 %) der Stadtbewohnerinnen und -bewohner würden nach eigenen Angaben häufiger Bus und Bahn nutzen, wenn die Fahrten kostenlos wären, jedoch nur 56 Prozent der ländlichen Bevölkerung – immerhin 10 Prozentpunkte weniger. Ein Grund könnte sein, dass der ÖPNV auf dem Land schlechter ausgebaut ist als in der Stadt. Dazu haben uns einige Kommentare erreicht – hier zwei als Beispiel:

Kostenloser ÖPNV ist nur sinnvoll, wo ÖPNV gut ausgebaut ist.

65-jährige Teilnehmerin aus der Börde

Mir nützt es nichts, wenn er kostenlos ist, da bei mir nur sehr schlechte Verbindungen vorliegen. Sollte es durch Steuergelder kostenlos zur Verfügung gestellt werden, sehe ich mich hier stark benachteiligt, da es auch von mir gezahlte Steuern sind.

48-jährige Teilnehmerin aus Görlitz

Weitere Kommentare beschäftigen sich mit der Finanzierung und dem Umweltgedanken von kostenlosem ÖPNV:

Öffentlicher Nahverkehr muss merklich billiger werden, dass ich das Auto stehen lasse. Ich darf nicht auswählen müssen zwischen teurem Autofahren oder teurem Bahnfahren.

60-jährige Teilnehmerin aus Erfurt

Kostenloser Nahverkehr und mehr Transport auf Schienen sollten wichtige Komponenten künftiger Umweltpolitik sein.

56-jährige Teilnehmerin aus Dresden

Es wird nie eine kostenlose Beförderung von Personen geben. Diese Vorstellungen sind nicht rational. Die Regierung würde die versteckten Kosten unter einem anderen Namen wieder nur auf die Mittelschicht verlagern.

55-jähriger Teilnehmer aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz

Mehrheit für Tempolimit von 130

In den letzten Wochen wurde verstärkt über ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen diskutiert. Die Mehrheit (59 %) ist für ein Tempolimit von 130. Dagegen sind 39 Prozent.

Auch zu diesem Thema haben uns viele Kommentare erreicht. Hier eine kleine Auswahl:

Bei diesem Thema verhalten wir uns völlig irrational. Deutschland ist weltweit das einzige Land ohne generelles Tempolimit. Der Verkehr würde sofort sicherer und entspannter werden, PKW würden kostengünstiger und CO2 würde ohne Anstrengung gespart, wenn auch nicht dramatisch viel.

60-jähriger Teilnehmer aus Dresden

Wo kann denn mehr als 130 gefahren werden? Die meisten Autobahnen haben sowieso Beschränkungen.

67-jähriger Teilnehmer aus Nordhausen

Tempolimit hat nicht nur etwas mit CO2 Einsparung zu tun, sondern auch mit Sicherheit und einer kompletten Neuausrichtung der Autoproduktion. Automobile nicht mehr auf mehr PS oder höhere Endgeschwindigkeit zu produzieren sorgt auch für Ressourcenschonung.

67-jähriger Teilnehmer aus Nordhausen

Freie Fahrt für freie Bürger. Gerade Deutschland als "noch" Automobilbauland täte sich damit einen Bärendienst. Zudem zeigen europaweite Statistiken, dass ein Tempolimit nicht mehr Sicherheit im Verkehr bringt.

52-jähriger Teilnehmer aus Gera

Solange wir uns noch Kreuzfahrtschiffe leisten, können wir auch schnelle Autos fahren.

67-jährige Teilnehmerin aus dem Erzgebirge

Die Befragungsergebnisse zum Herunterladen

Mehr Ergebnisse dieser Befragung

Über diese BefragungDie Befragung vom 28.07.- 04.08.2021 stand unter der Überschrift:
Wahlen für Deutschland: Worauf kommt es wirklich an?

Insgesamt waren zum Befragungszeitpunkt 46.943 Menschen aus Mitteldeutschland bei MDRfragt angemeldet (Stand 04.08.2021, 15.00 Uhr).

23.916 Menschen aus Mitteldeutschland haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 466 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.096 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.913 Teilnehmende
65+: 9.441 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.344 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 5.845 (25 Prozent)
Thüringen: 5.727 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 56 Prozent
Weiblich: 44 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 30. August 2021 | 21:45 Uhr