MDRfragt - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland MDRfragt: Mehrheit befürwortet 2G-Pflicht

08. November 2021, 11:38 Uhr

Seit Montag gilt in Sachsen die 2G-Pflicht. Damit haben nur noch Geimpfte und Genese Zutritt zu bestimmten Bereichen, wie beispielsweise Restaurants oder Veranstaltungen. Auch andere Bundesländer denken über die Einführung der 2G-Pflicht nach. Die Mehrheit der rund 30.000 befragten MDRfragt-Mitglieder meint: die Pflicht ist richtig. Drei Viertel finden zudem, die Politik hätte früher eingreifen sollen und mehr als zwei Drittel sind für die Verschärfung der Corona-Maßnahmen.

Die Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, befürwortet die 2G-Pflicht (58 %). 41 Prozent lehnen sie jedoch ab.

Am geringsten ist der Anteil der Befürworter in Sachsen – dem Bundesland, in dem seit Montag als erstes in Mitteldeutschland die 2G-Pflicht gilt: Hier sind 54 Prozent für die 2G-Pflicht, in Thüringen und Sachsen-Anhalt mit 61 bzw. 65 Prozent deutlich mehr.

Für Mehrheit ist 2G eine Impfpflicht durch die Hintertür

Dass die 2G-Pflicht eine Impfpflicht einen erheblichen Druck auf Ungeimpfte ausüben könnte, denkt ebenfalls die Mehrheit: 62 Prozent empfinden die Regel als Impfpflicht durch die Hintertür. 37 Prozent sehen das dagegen nicht so.

In ihren Kommentaren haben uns viele MDRfragt-Mitglieder geschrieben, wie sie über die 2G-Pflicht denken:

2G bedeutet, dass ca. 25 Prozent der Erwachsenen von vielen Bereichen ausgeschlossen werden. Sie haben nicht mal eine Chance, daran teilzunehmen. Das ist Diskriminierung und unseres Staates nicht würdig. Tests JA - aber 2G ist Impfpflicht durch die Hintertür.

50-jähriger Teilnehmer aus Erfurt

Warum brauchen Geimpfte und Genesene denn eigentlich keinen Test? Ansteckend können diese Gruppen auch sein, bloß, dass sie es nicht merken. Für mich ist 2G einfach ein weiterer Versuch, aktuell Ungeimpfte zu zwingen, sich impfen zu lassen, da sie sonst stark vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Das kann nicht im Sinne der Gesellschaft sein.

29-jähriger Teilnehmer aus der Sächsischen Schweiz

Jeder hat die freie Entscheidung, sich impfen zu lassen oder auch nicht. Aber jede Entscheidung hat auch Konsequenzen und diese muss man dann auch tolerieren können. Solidarität bedeutet auch, alles zu tun, um unsere Mitmenschen zu schützen. Daher befürworte ich die 2G-Regel sehr!

57-jährige Teilnehmerin aus dem Landkreis Zwickau

Es handelt sich hierbei, meiner Meinung nach, nicht um eine Impfpflicht durch die Hintertür. Es ist ja niemand gezwungen, Restaurants, Veranstaltungen oder dergleichen zu besuchen.

46-jähriger Teilnehmer aus Halle
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Mehr als zwei Drittel für Verschärfungen der Corona-Maßnahmen

Generell sprechen sich mehr als zwei Drittel dafür aus, dass die Corona-Maßnahmen in Anbetracht der steigenden Zahlen wieder verschärft werden (69 %). Davon ist der größere Teil (38 %) dafür, die Verschärfungen nur für Ungeimpfte vorzunehmen. 31 Prozent wünschen sich Verschärfungen für alle. 30 Prozent sind jedoch gegen Verschärfungen.

Drei Viertel finden, die Politik hätte eher eingreifen sollen

Längere Zeit gab es keine Bund-Länder-Beratungen über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise. Derzeit wird darüber diskutiert, wann es zu einem neuen Treffen kommen soll. Rund drei Viertel (76 %) finden, die Politik hätte schon eher über weitere Schritte beraten sollen. Ein Fünftel (20 %) stimmt dem jedoch nicht zu.

Viele haben uns geschrieben, weshalb sie sich ein früheres Eingreifen der Politik gewünscht hätten:

Es ist kein Geheimnis, dass in den Herbst- und Wintermonaten die Infektionen steigen werden. Nur das Gesundheitsministerium hat das wohl nicht auf dem Schirm gehabt.

53-jähriger Teilnehmer aus dem Burgenlandkreis

Ich bin stinksauer, die Zahlen steigen und alle tun so, als wäre Corona vorbei - wo leben wir denn? Ich finde, diesen Winter müssen wir noch einmal die A-backen zusammenkneifen und auf größere Veranstaltungen verzichten, Maskenpflicht überall, viel testen und impfen, aber diese Politik des einfachen Laufenlassens ist grotesk!

49-jähriger Teilnehmer aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt

Mir ist unbegreiflich, wie man die Zahlen über Wochen einfach weiter ansteigen lassen kann ohne weitere Kommunikation von Maßnahmen an die Bevölkerung. Kinder werden gleich ganz vergessen: Erwachsene haben Freiheiten und sie werden eingeschränkt, bleiben wochenlang in Quarantäne. Wie fair wäre es doch, sie hätten noch eine Chance, ohne Infektion bis zur Impfung durchzukommen.

46-jährige Teilnehmerin aus dem Saalekreis

Boosterimpfung: Drei Viertel der Impfbereiten wollen Impfung auffrischen lassen

Diejenigen MDRfragt-Mitglieder, die bereits geimpft oder impfbereit sind, haben wir gefragt, ob sie ihren Impfschutz auch nach einigen Monaten wieder auffrischen lassen wollen. Drei Viertel (75 %) wollen sich für die so genannte Booster-Impfung entscheiden. 17 Prozent sind noch unsicher, acht Prozent wollen es nicht tun.

Auch zum Thema Boosterimpfung haben uns viele Kommentare erreicht:

Das mit der Boosterimpfung ist in Ordnung für mich. Auffrischungen gibt es ja nicht nur bei Corona, auch bei Grippeschutz, Tetanus, usw. Da gibt es doch auch kein Theater.

59-jährige Teilnehmerin aus Gera

Die Auffrischungsimpfung würde ich erst machen, wenn ich einen Antikörpertest gemacht habe und der belegt, dass eine Auffrischungsimpfung sinnvoll ist.

32-jährige Teilnehmerin aus dem Landkreis Sömmerda

Zweimal dieses Zeug reicht mir! Erst ist man mit zwei Impfungen ausreichend geschützt, plötzlich reicht diese nur noch ein halbes Jahr, dann braucht man noch eine dritte und soll sich trotzdem testen. Mal sehen, was als nächstes kommt.

50-jähriger Teilnehmer aus dem Salzlandkreis

Kinderimpfung: Hälfte findet, Kinder sollten sich impfen lassen

Kinder ab 12 können derzeit schon geimpft werden, für jüngere Kinder ist gerade ein Impfstoff in der Zulassung in Europa. Etwas mehr als die Hälfte aller Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer (51 %) findet, Kinder sollten sich impfen lassen. 41 Prozent finden das jedoch nicht.

Eltern zur Kinderimpfung: Impf-Ablehnung bei U12-Kindern, Zustimmung bei älteren Kindern

Ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen oder nicht, das Thema treibt viele Eltern, auch in der MDRfragt-Gemeinschaft, um.

Für die über-12-jährigen Kinder gibt es bereits einen zugelassenen Impfstoff und die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission. Diejenigen, die selbst Kinder ab 12 Jahren haben, sind unentschieden, was die Impfung betrifft: Genau so viele, wie ihre Kinder impfen lassen wollen oder bereits geimpft haben, haben angegeben, dass sie dies nicht tun wollen (jeweils 45 %). 7 Prozent sind noch unentschlossen.

Die Eltern der unter-12-jährigen Kinder sind deutlich zurückhaltender, was die Impfung ihrer Kinder betrifft. Für diese Altersgruppe ist gerade erst ein Impfstoff in der Zulassung in Europa. 62 Prozent der Eltern haben angegeben, dass sie ihre Kinder unter 12 Jahren nicht impfen lassen wollen, wenn der Impfstoff zugelassen ist. 23 Prozent wollen dies tun, 13 Prozent sind noch unentschlossen oder wollen auf die Einschätzung der Stiko warten.

Einige Eltern haben uns ihre Gedanken zur Impfung ihrer Kinder mitgeteilt:

Ich habe schlichtweg Angst, etwas falsch zu machen, wenn ich mein Kind impfen lasse. Dieses Thema ist so derart zertrümmert von Ärzten, Medien usw., dass ich immer unsicherer werde!

48-jährige Mutter aus dem Saalekreis

Für Kinder ist das Risiko der Impfung noch höher als schwer zu erkranken. Ich möchte mein Kind erst impfen lassen, wenn es einen anderen Impfstoff gibt.

38-jährige Mutter aus Magdeburg

Mein Sohn wird im kommenden Sommer 5 Jahre. Ist die Impfung dann zugelassen, werden wir ihn impfen lassen. Ich möchte nicht, dass ihm aufgrund von Post-Covid-Symptomen seine Zukunft verbaut wird. Er ist ein gesundes, kluges Kind und soll das auch bleiben.

33-jährige Mutter aus Dresden

Meine Kinder waren sehr erleichtert, geimpft werden zu können, das erleichtert uns und ihnen Reisen und Freizeitaktivitäten. Sie haben die Impfung sehr gut vertragen. Und ich habe keine Angst mehr, dass sie Long Covid bekommen.

49-jährige Mutter aus Dresden

Zwei Drittel sorgen sich wenig oder gar nicht, sich anzustecken

64 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben kleine oder keine Sorgen, sich derzeit mit dem Virus anzustecken. 36 Prozent dagegen haben große Sorge.

Mehr als die Hälfte hat Angst vor der Erkrankung und möglichen Langzeitfolgen

Wenn es jedoch um die Krankheit selbst geht, dann zeigen sich mehr als die Hälfte doch besorgt, sollte es sie selbst treffen (53 %). 46 Prozent haben dagegen keine Angst vor der Erkrankung oder den möglichen Langzeitfolgen.

Über diese Befragung Die Befragung vom 05.11.- 08.11.2021 stand unter der Überschrift:
2G-Pflicht im Corona-Herbst: notwendig oder Nötigung?

Insgesamt sind bei MDRfragt 49.137 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 08.11.2021, 9 Uhr).

29.652 Menschen aus Mitteldeutschland haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 602 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 5.529 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.442 Teilnehmende
65+: 11.079 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 15.682 (53 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 24 Prozent (7.020)
Thüringen: 23 Prozent (6.950)

Verteilung nach Geschlecht:
Männlich: 53 Prozent
Weiblich: 47 Prozent
Divers: 0,2 Prozent

Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Alter gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.

Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.

Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "MDRfragt". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR extra: Die Corona-Lage in Mitteldeutschland | 08. November 2021 | 19:50 Uhr