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MDRfragtJeder Zweite hält Sanktionen gegen Russland für falsch

12. April 2022, 11:04 Uhr

Seit Beginn des Ukraine-Krieges wurden zahlreiche Sanktionen gegen Russland beschlossen. Die Hälfte der MDRfragt-Teilnehmenden hält sie nicht für sinnvoll, um den Krieg zu beenden. Das zeigt die aktuelle Befragung von MDRfragt, an der sich knapp 32.000 Teilnehmende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt haben.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Knapp die Hälfte (47 Prozent) der MDRfragt-Teilnehmenden sieht in Sanktionen gegen Russland eine richtige Maßnahme, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Etwas größer ist der Anteil derer, die Sanktionen in Frage stellen (50 Prozent).

Warum sie die Sanktionen kritisch sehen, schreiben die Teilnehmenden in den Kommentaren:

Immer mehr Sanktionen lösen immer mehr Reaktionen auf der Gegenseite  aus... bis irgendwann irgendwer durchdreht und den roten Knopf drückt... Verhandeln und auch mal einen Schritt zurück nehmen wäre wohl schlauer. Es heißt doch: Der Klügere gibt nach!?

Heiko K., 53 Jahre, Leipzig

Dieser Krieg muss endlich gestoppt werden. Mit jeder Sekunde, die über Sanktionen diskutiert wird, sterben Menschen! Sanktionen werden Putin nicht stoppen. Wenn nicht endlich gehandelt wird, wird das nicht aufhören. Das ist doch nur der Anfang. Denkt denn wirklich irgendjemand, dass Putin sich mit der Ukraine abfinden wird, wenn er diese eingenommen hat? Was sollte ihn dann davon abhalten in Polen einzumaschieren? Neue Sanktionen?

Anja H., 34 Jahre, Zwickau

Andere Teilnehmende sprechen sich aber auch für Sanktionen aus:

Sanktionen sind der richtige Weg, allerdings wirken sie teilweise recht langsam. Es braucht einen langen Atem und einen politischen gemeinsamen Willen. Diesen sehe ich auf lange Sicht nicht. Es bleibt die Hoffnung, dass der Krieg beendet werden kann, bevor die Staatengemeinschaft in ihren Anstrengungen auseinanderbricht.

Sven S., 46 Jahre, Leipzig

Sanktionen ausweiten zum kompletten Handelsboykott (alle Waren und Rohstoffe) sowie Sperrung aller Häfen, Einreisesperren für alle Beteiligten. Nur so zwingt man Russland in die Knie.

Markus L., 42 Jahre, Salzlandkreis

Knappe Mehrheit begrüßt Kohle-Embargo

Schaut man sich die konkreten politischen Maßnahmen an, wird ebenfalls deutlich, dass sich die MDRfragt-Teilnehmenden eher uneins sind. Zwar begrüßen 53 Prozent das kürzlich von der EU verhängte Kohle-Embargo gegen Russland. Mit 41 Prozent ist aber gleichzeitig ein großer Teil dagegen.

Öl- und Gas-Embargo finden hingegen weniger Zuspruch

Deutlich kritischer sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einfuhrstopp von Öl und Gas. Bei beiden Rohstoffen ist die Abhängigkeit von Russland weit größer als bei der Kohle. Für ein Öl-Embargo sprechen sich 36 Prozent der Teilnehmenden aus, für ein Gas-Embargo mit 29 Prozent noch weniger. 54 Prozent wünschen sich, dass die EU keine weiteren Energie-Einfuhrstopps beschließt.

Warum sie sich gegen weitere Embargos aussprechen, erläutern die Teilnehmenden in den Kommentaren:

Ein gesamtes Embargo von russischen Rohstoffen können wir uns gar nicht leisten - damit ruinieren wir unsere Wirtschaft.

Kirsten U., 43 Jahre, Ilm-Kreis

Man hat weitereichende Sanktionen verhängt, aber ich halte es für falsch, nun auch noch Öl- und Gaslieferungen zu stoppen. Die Alternativen sind teuer und umweltschädlicher bzw. machen wir uns dann von anderen Ländern abhängig.

Fabia B., 47 Jahre, Zwickau

Andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer schreiben aber auch, warum sie weitere Embargos befürworten:

Ein Energie-Embargo würde uns wirklich hart treffen. Aber was gerade in der Ukraine passiert, wird durch den Einkauf der fossilen Brennstoffe mitfinanziert.

Constanze P., 33 Jahre, Zwickau

Da müssen wir alle mal in Europa zusammenhalten und aus unserer Komfortzone raus und nicht noch Millionen Euro an Russland bezahlen. Der Krieg könnte sich sonst auch auf Europa ausweiten. Man weiß nie, was Putin mit seinen 70 Jahren noch vor hat.

Ines E., 61 Jahre, Landkreis Leipzig

Knappe Mehrheit findet Waffenlieferungen an Ukraine falsch

Auch beim Thema Waffenlieferungen an die Ukraine zeigt sich kein eindeutiges Stimmungsbild bei den befragten MDRfragt-Mitgliedern. Rund die Hälfte (52 Prozent) findet es falsch, dass Deutschland weitere Waffen an die Ukraine liefert. 44 Prozent halten die Waffenlieferungen für richtig.

Vertrauen in richtiges Handeln der Bundesregierung ist eher gering

Alles in allem glauben rund zwei Drittel der MDRfragt-Teilnehmenden (69 Prozent) nicht, dass die Bundesregierung im Russland-Ukraine-Krieg die richtigen Maßnahmen ergreift. Ein gutes Viertel (27 Prozent) hat diesbezüglich großes Vertrauen.

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Über diese BefragungDie Befragung vom 08.04.- 11.04.2022 stand unter der Überschrift:
Krieg in der Ukraine – wie sollen wir mit Russland umgehen?

Insgesamt sind bei MDRfragt 60.463 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 60.948 Menschen, 14 Uhr).

31.691 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 411 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.854 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 13.294 Teilnehmende
65+: 13.132 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 16.284 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 7.731 (24 Prozent)
Thüringen: 7.676 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 13.865 (44 Prozent)
Männlich: 17.755 (56 Prozent)
Divers: 71 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 12. April 2022 | 16:30 Uhr