MDRfragtGemischte Gefühle mit Blick auf Landtagswahl
Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September könnten die politische Landschaft stark verändern. Ein aktuelles Stimmungsbild zeigt: Es gibt vor allem zwei vorherrschende Gefühle mit Blick auf den Wahltag. Doch was stimmt die MDRfragt-Gemeinschaft hoffnungsvoll und was macht ihr Sorgen?
- Manche hoffen, dass die Landtagswhalen Veränderungen bringen, andere wünschen sich Stabilität.
- In Sachsen sind knapp die Hoffnungsvollen vorn...
- ...in Thüringen diejenigen, die sich Sorgen machen.
Wenn man beide Bundesländer gemeinsam betrachtet, dann liegen zwei Gefühlslagen mit Blick auf die Landtagswahlen nicht nur vorn, sondern auch gleichauf. Jeweils knapp ein Drittel derjenigen, die bei der "Frage der Woche - zur Landtagswahl" mitgemacht haben, blickt mit Hoffnung (31 Prozent) - oder mit Sorge (31 Prozent) - auf die Wahlen.
Deutlich seltener meinten die gut 18.500 Befragten aus Sachsen und Thüringen, dass sie vor allem Unsicherheit (11 Prozent), Angst (7 Prozent) oder Gleichgültigkeit (7 Prozent) empfinden. Das Stimmungsbild ist aussagekräftig, erhabt aber nicht den Anspruch, repräsentativ zu sein.
Wie immer haben uns auch zu diesem Thema viele Kommentare erreicht, mit denen die MDRfragt-Mitglieder ihre Sichtweise begründet haben. Wer angab, eher hoffnungsvoll auf die anstehende Landtagswahl in seinem Freistaat zu blicken, verband das oft mit einem Wunsch nach Regierungswechseln oder allgemeiner mit Veränderungen.
Was den Befragten Hoffnung macht
So meint Marika (56) aus dem thüringischen Eichsfeld: "Hoffnung, dass die Politik endlich eine andere Richtung einschlägt." Torsten (55) aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen hofft nach eigenen Angaben, dass "die Grünen nicht mehr ins Parlament einziehen und die Regierung abgewählt wird".
Unter den sächsischen Befragten sehen es viele wie Ines (57) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die ihre Hoffnung begründet mit: "weil ich mir Veränderung wünsche". Auch Kersten (40) aus dem Landkreis Meißen ist in der MDRfragt-Gemeinschaft nicht allein mit ihrem Wunsch: "Ich hoffe, dass die Karten gut durchgemischt werden und das Bündnis Sahra Wagenknecht die politische Landschaft belebt".
Manche geben an, dass sie prinzipiell positiv in die Zukunft blicken, haben dabei aber mitunter sehr verschiedene Perspektiven: "Als Optimist habe ich immer Hoffnung", schreibt etwa Ray aus Thüringen und ergänzt: "Diesmal hoffe ich auf eine Alternative zur linksgrünen Gegenwart." Wohingegen Gabriele (69) aus dem Landkreis Leipzig gerade darauf setzt, dass es in Sachsen keinen Wechsel an der Regierungsspitze gibt und Michael Kretschmer (CDU) seinen Posten behält: "Ich hoffe, dass unser jetziger Ministerpräsident die Wahlen gewinnt."
In Sachsen etwas mehr Hoffnungsvolle
Blickt man darauf, wie die sächsische MDRfragt-Gemeinschaft im Vergleich zu den Befragten in Thüringen auf die Landtagswahlen blickt, dann zeigt sich: In Sachsen ist die Hoffnung knapp das meist genannte Gefühl, in Thüringen ist es die Sorge. Gleichzeitig haben in Sachsen mit acht Prozent der Befragten anteilig doppelt so viele vor allem Angst vor dem Wahltag als in Thüringen (4 Prozent).
Dabei fällt auf, dass mitunter ähnliche Entwicklungen die einen in der MDRfragt-Gemeinschaft eher zu Hoffnung verleiten und die anderen zu Sorge. So gehört Kai (48) aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zu denjenigen, die Sorge haben, dass sich nichts verändert: "Meine Sorge ist, dass alles so weitergeht wie bisher und Kritiker weiter abgregrenzt werden, die nicht mit der aktuellen Politik und der Regierung einverstanden sind."
Andere wie Dieter (69) aus Dresden, setzen hingegen darauf, dass Sachsen politisch den bisherigen Weg weiter geht. Er hofft, "dass sich die blaue Partei verkalkuliert und wir eine Regierung bekommen, die weiterhin für den Fortschritt unserer Heimat kämpft". Und auch in Thüringen gibt es diese Stimmen, wie die von Thomas (57) aus dem Wartburgkreis, der schreibt, er habe "Hoffnung, dass die AfD mit ihrer rechtsextremistischen Agenda in Thüringen ihr Ziel sehr weit verfehlt".
Und umgekehrt gibt es MDRfragt-Mitglieder, die genau das Gegenteil erwarten und angegeben haben, vor allem besorgt zu sein. So meint eine Befragte (68) aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen: "Sorge, dass die AfD stark sein wird. Sorge, dass Thüringen nicht regierbar sein wird." Und Susann (42) aus dem Landkreis Leipzig meint: "Weil ich befürchte, dass die AfD stärkste Kraft wird. Und das wäre für unser schönes Sachsen einfach nur furchtbar."
Und während die einen fürchten, dass die vom Verfassungsschutz in beiden Bundesländern als gesichert rechtsextremistisch eingestufte AfD an einer künftigen Landesregierung beteiligt sein könnte, hoffen andere Befragte darauf. Dabei schließen die anderen aussichtsreichen Parteien bisher eine Zusammenarbeit aus.
Für das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht gibt es diese klaren Absagen einer Zusammenarbeit von den anderen Parteien bisher nicht und auch hier zeigt das MDRfragt-Meinungsbild: Manche begründen ihren hoffnungsvollen Blick mit dem Wunsch, dass das BSW an der nächsten Landesregierung beteiligt ist und mancher begründet mit dem gleichen Ausblick seine Sorge. So meint Wolfgang (84) aus Dresden: "Hoffnung, dass sich der amtierende Ministerpräsident Sachsens mit dem BSW für eine gemeinsame Landespolitik zusammenfindet." Aus der gleichen Stadt kommt mit Christian (69) eines der MDRfragt-Mitglieder, die das genau andersherum sehen: "Die Sorge gilt dem Erstarken der AsD und des BSW. Beide Parteien stehen für mich für ein Zurück in die Vergangenheit. Dafür bin ich 1989 eigentlich nicht auf die Straße gegangen!"
In Thüringen sorgen sich viele wegen der Mehrheitsverhältnisse
Insgesamt erreichten uns zahlreiche Kommentare zur "Frage der Woche", die zeigen, dass die Sorge groß ist, dass die Regierungsbildung nach der Landtagswahl schwierig wird. In Thüringen wird dieses Szenario oft von jenen genannt, die angaben, mit Blick auf die Landtagswahl besorgt zu sein.
Selbst in Sachsen gibt es Stimmen, wie die von Thomas (56) aus Ostsachsen, der meint, der Freistaat könnte unregierbar werden: "Große Bündnisse zur Verhinderung der AfD sind schädlich für das Land, weil Linke und Rechte sich gegenseitig blockieren und die Resignation der Wähler verstärkt wird", meint er.
Und in Thüringen wünschen sich viele Befragte eine Mehrheitsregierung - nachdem sie in den vergangenen Jahren von einer rot-rot-grünen Koalition ohne eigene Mehrheit regiert worden sind. So hofft etwa Ralf (76) aus dem Unstrut-Hainich-Kreis: "Wir brauchen in Thüringen wieder eine normale Landesregierung, damit es wieder zügig voran geht. Minderheitsregierung mit Blockaden der Opposition bringt uns nicht viel." Und für Waldemar (60) aus dem Landkreis Sömmerda gilt: "Ich hoffe, dass die Linken nicht mehr an einer Regierung beteiligt sein werden und ich hoffe, dass eine Regierung gebildet werden kann."
Anderes Gefühl, gleiches Problem: "Ich habe Sorge, dass wieder keine stabile Regierung in Thüringen zustande kommt", meint etwa Norbert (68) aus Erfurt. Er sorgt sich zudem, dass viele Wählerinnen und Wähler bei der Landtagswahl eigentlich die Ampel-Regierung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor Augen haben. "Viele Menschen lassen sich von Populisten blenden, nur weil die Bundesregierung nicht in der Lage ist, die Menschen in ihre Politik mitzunehmen. Dabei sollte man Bundes- und Landespolitik getrennt betrachten."
Mit Blick auf die Wortmeldungen aus der MDRfragt-Gemeinschaft liegt Norbert mit seiner Vermutung nicht ganz falsch, dass manche zur Landtagswahl SPD, FDP und Grüne abstrafen wollen, die gemeinsam im Bund regieren. So finden sich doch zahlreiche Kommentare wie der von Mike (53) aus dem Landkreis Zwickau, der schreibt: "Ich hoffe, alle 3 Ampelparteien unter der 5-Prozent-Hürde zu sehen."
Über diese BefragungDie "Frage der Woche - zur Landtagswahl" vom 15. bis 17. Juli 2024 stand unter der Überschrift: "Wie blicken Sie auf die anstehende Landtagswahl - und warum?".
Bei MDRfragt können sich alle anmelden und beteiligen, die mindestens 16 Jahre alt sind und in Sachsen, Sachsen-Anhalt oder Thüringen wohnen, denn: Wir wollen die Vielfalt der Argumente kennenlernen und abbilden. Die Kommentare der Befragten erlauben, die Gründe für die jeweiligen Positionen und das Meinungsspektrum sichtbar zu machen.
Da sich jede und jeder beteiligen kann, der möchte, sind die Ergebnisse von MDRfragt nicht repräsentativ. Bei dieser Befragung haben sich 18.563 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen online mit ihrer Meinung eingebracht.
Die Ergebnisse von MDRfragt werden nach wissenschaftlichen Kriterien anhand verschiedener soziodemografischer Merkmale wie Alter, Geschlecht oder Bildungsgrad gewichtet, um sie an die tatsächliche Verteilung in der mitteldeutschen Bevölkerung anzupassen. Damit wird die Aussagekraft der Ergebnisse erhöht und es ergibt sich ein valides und einordnendes Stimmungsbild aus Mitteldeutschland.
MDRfragt wird zudem wissenschaftlich beraten und begleitet, beispielsweise durch regelmäßige Validitätstests. Mehr zur Methodik von MDRfragt finden Sie am Ende des Artikels.
Alle Ergebnisse zum Thema in der Übersicht:
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Thüringenjournal | 19. Juli 2024 | 19:00 Uhr