Doris Pfeiffer, Vorsitzende GKV-Spitzenverband
Vorsitzende GKV-Spitzenverband Doris Pfeiffer (Archivbild) geht von weiter steigenden Kosten bei der Pflegeversicherung aus. Bildrechte: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

GKV-Spitzenverband warnt Pflegeversicherung 2024 im Minus – und Kosten steigen weiter

27. Januar 2025, 14:43 Uhr

Die Pflegeversicherung wird 2024 wohl ein Minus von über 1,5 Milliarden Euro verbuchen. Trotz erhöhter Beiträge warnt der GKV-Spitzenverband für die Zukunft vor größeren Finanznöten. Grund sind die explodierenden Pflegekosten. Unterdessen warnt das Deutsche Rote Kreuz wegen hoher Kosten in der Pflege vor einer Unterversorgung von Pflegebedürftigen.

Die Pflegeversicherung hat im vergangenen Jahr ein Defizit von voraussichtlich 1,55 Milliarden Euro verzeichnet. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) hervor, der auch die Pflegekassen vertritt. Ein endgültiges Ergebnis soll Mitte Februar vorliegen.

Den Daten zufolge wird in diesem Jahr nur mit einem "kleinen Minus" von 300 Millionen Euro gerechnet. Grund dafür ist die Anhebung des Pflegebeitrags zum 1. Januar 2025 um 0,2 Prozent, wodurch 3,7 Milliarden Euro Mehreinnahmen generiert wurden.

Weiterer Kostenanstieg in kommenden Jahren zu erwarten

Nach Angaben von GKV-Chefin Doris Pfeiffer werden 2026 aber wieder größere Finanznöte wegen steigender Ausgaben erwartet. 2024 seien die Kosten um elf Prozent gestiegen. Auch 2025 sei ein Anstieg von "deutlich über elf Prozent" zu erwarten. Als Grund nannte die Verbandschefin einen "dynamischen Anstieg" der Leistungsbezieher. Zudem seien die Zahlungen an Leistungsbeziehende zum Jahresbeginn um 4,5 Prozent angehoben worden, wodurch Mehrkosten von 1,8 Milliarden Euro entstanden seien.

Die Lage ist so ernst wie noch nie.

Doris Pfeiffer GKV-Chefin

Pfeiffer warnte, die Situation sei so ernst wie noch nie. Mit der Beitragserhöhung sei das Finanzierungsproblem nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben worden. Die Situation spitze sich bereits zu. Im Februar könnten erstmals einzelne Pflegekassen Liquiditätshilfe aus einem Ausgleichsfonds benötigen. Sorgen müsse sich jetzt noch niemand machen. Durch das Verfahren werde sichergestellt, dass in diesem Jahr noch alle Pflegekassen zahlungsfähig bleiben, betonte die Verbandschefin. Pfeiffer mahnte aber eine rasche finanzielle Stabilisierung der Pflegekassen nach der Bundestagswahl an.

Zwei Pflegekraefte eines Pflegeheims arbeiten an einem Wäschewagen, 3 min
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DRK-Präsidentin warnt vor Unterversorgung

Zudem fürchtet die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, dass wegen hoher Kosten für ambulante Dienste und Pflegeheime künftig mehr Pflegebedürftige auf professionelle Pflege verzichten müssen. Die DRK-Chefin sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", der mitunter komplette Verzicht auf professionelle Pflege führe letztlich zu einer Unterversorgung. Hasselfeldt forderte mehr Unterstützung für pflegende Angehörige wie eine mögliche Besserstellung bei der Rente oder Lohnersetzleistungen.

Laut Hasselfeldt werden mehr als die Hälfte der knapp 5,7 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland allein durch Angehörige betreut.

dpa/epd (dni)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 26. Januar 2025 | 08:00 Uhr

57 Kommentare

Wessi vor 2 Wochen

@ Frank 1 ... es mag sinnvoll sein, die Zahl der Kassen auf eine zu reduzieren, aber genau wie die Einbeziehung derjenigen, die heute nicht einzahlen, wird sich (im Kapitalismus) dafür keine Mehrheit finden.Solidarität?Das mag mal gewesen sein.

ElBuffo vor 2 Wochen

Das ist wohl das typische Dilemma, in dem die Verantwortlichen stecken. Gibt es dann nämlich nur noch Online-Apotheken, wird such wieder rumgemeckert.

ElBuffo vor 2 Wochen

Doch gibt es. Der musste aber sofort niedergeschrien werden. Such von denen, die es am wenigsten geschadet hätte, wenn die Beitragsbasis erweitert worden wäre.

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