Reaktionen nach Gewalttat in Hanau Merkel: "Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift"

20. Februar 2020, 16:24 Uhr

Politiker aller Parteien und Vertreter aus anderen Teilen der Gesellschaft mit Entsetzen, Wut und Anteilnahme auf die Gewalttat im hessischen Hanau reagiert. Kanzlerin Angela Merkel sprach von einem „Gift“, das in unserer Gesellschaft existiere.

Vertreter aus Politik und Gesellschaft haben die Gewalttat in Hanau mit elf Toten mit scharfen Worten verurteilt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Berlin, dass vieles darauf hindeute, "dass der Täter aus rechtsextremistischen, rassistischen Motiven gehandelt hat". Weiter sagte die Kanzlerin:

Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift. Und dieses Gift existiert in unserer Gesellschaft, und es ist schuld an schon viel zu vielen Verbrechen.

Angela Merkel, CDU Bundeskanzlerin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilte mit, er stehe an der Seite aller Menschen, die durch rassistischen Hass bedroht werden. "Sie sind nicht allein. Ich bin überzeugt: Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland verurteilt diese Tat und jede Form von Rassismus, Hass und Gewalt."

Anteilnahme äußerte auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron. Die Gedanken seien bei den Opfern und trauernden Familien, schrieb Macron am Donnerstag auf Twitter. "Ich stehe in diesem Kampf für unsere Werte und den Schutz unserer Demokratien an der Seite von Bundeskanzlerin Merkel." Der französische Präsident sagte Deutschland "angesichts dieses tragischen Angriffs" seine volle Unterstützung zu.

Entsetzen und Sprachlosigkeit

Der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) nannte die Tat einen "Anschlag auf unsere freie und friedliche Gesellschaft." Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigte sich erschüttert. Die Tat mache sprachlos. Alle Bürger in Hessen seien "entsetzt". Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sagte:

Das war ein furchtbarer Abend, der wird uns sicherlich noch lange, lange beschäftigen und in trauriger Erinnerung bleiben.

Claus Kaminsky, SPD Oberbürgermeister Hanau

Politiker sprechen von rechtem Terror

Saskia Esken
SPD-Chefin Saskia Esken Bildrechte: imago images / Rüdiger Wölk

Spitzenpolitiker der im Bundestag vertretenen Parteien verurteilten die Tat einhellig. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sprach am Donnerstagmorgen bei Twitter von "rechtem Terror". Weiter hieß es in ihrem Tweet: "Viel zu lange haben wir uns davor gescheut, es mit klaren Worten zu benennen: Rechter Terror in Deutschland. Wir sind geschockt und wir trauern. All unsere Gedanken sind bei den Opfern, Angehörigen und Freunden."

Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth forderte entschlossenes Handeln. Sie verwies auf den NSU, den Mord an Walter Lübcke sowie den Anschlag in Halle und erklärte:

Rechter Terror ist Realität in Deutschland. Rechtsextreme Netzwerke sind Realität in Deutschland.

Claudia Roth, Grüne Bundestagsvizepräsidentin

Kritik an Pazderski-Tweet

Der Berliner AfD-Fraktionschef Georg Pazderski schrieb einen Tweet, der vielfach sofort scharf kritisiert wurde. Er verband die Tat mit der Politik von Kanzlerin Merkel und schrieb: "Ist das wirklich noch das 2017 von der Merkel-CDU beschworene ‚Deutschland in dem wir gut und gerne leben‘?"

Der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke erklärte in einer Mitteilung: "Was sind das für Menschen, die so etwas tun? Die abscheuliche Mordtat von Hanau, bei der zehn Menschen unvermittelt aus dem Leben gerissen wurden, macht uns fassungslos. Wir trauern mit den Hinterbliebenen." Weiter teilte Höcke mit:

Der Wahnsinn scheint sich in diesem Land immer mehr auszubreiten.

Björn Höcke, AfD Landesvorsitzener Thüringen

FDP-Chef Christian Lindner zeigte sich erschüttert von dem "offenbar rassistischen Terror von Hanau". Dem Rechtsextremismus müsse sich mit aller Entschlossenheit entgegengestellt werden.

Taten entstehen aus Worten

Linken-Chefin Katja Kipping sprach ebenfalls "von rassistischem Terror". Das führe erneut vor Augen, wie schnell aus Worten Taten werden könnten: "Solche Taten werden angefeuert von rechter Hetze, die von 'wohltemperierter Grausamkeit' (Höcke) und 'Remigration' redet und Menschen ihre Würde abspricht."

Der Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnete die "offenbar rechtsextrem motivierten Morde" als erschütternd. Weiter schrieb der Zentralrat bei Twitter:

Auf Hass und Hetze gegen Minderheiten folgt die Ermordung von Menschen. Dagegen müssen wir aufstehen!

Zentralrat der Juden in Deutschland

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, verwies ebenfalls auf das allgemeine gesellschaftliche Klima. Er sagte: "Wer Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sät, der muss auch damit rechnen, dass daraus brutale Gewalt erwächst."

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Februar 2020 | 13:00 Uhr

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