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Private AltersvorsorgeDeutsche kündigen millionenfach ihre Riester-Verträge

06. September 2024, 15:53 Uhr

Von ehemals 20 Millionen Riester-Verträgen ist in den vergangenen Jahren fast jeder vierte wieder gekündigt worden – obwohl das mit Verlusten verbunden ist. Fachleute geben einen anderen Rat. Zudem ist eine Reform angekündigt, die Riestern wieder attraktiver machen könnte.

Die Deutschen verabschieden sich zunehmend von der Riester-Rente. Das zeigt Berechnungen des unabhängigen Ratgeber-Portals Finanztip, das sich auf Daten der Deutschen Rentenversicherung sowie der Bundesministerien für Finanzen und Soziales beruft. Demnach haben in den vergangenen Jahren hunderttausende Menschen ihre Verträge gekündigt – und das trotz hoher Kosten.

Bis Ende 2023 wurden laut Finanztip 4,6 Millionen Verträge gekündigt – und damit rund ein Viertel der bis Ende 2023 abgeschlossenen rund 20 Millionen Riester-Kontrakte. Eine solche Kündigung ist sehr nachteilig. Sie ist nämlich "förderschädlich", wie es im Fachjargon heißt. Das bedeutet, dass Sparerinnen und Sparer ihre erhaltene staatliche Förderung zurückzahlen müssen und auch von dem Kapital bezahlte Verwaltungskosten oder Bearbeitungsgebühren nicht zurückerhalten. Im Schnitt mussten den Daten zufolge 1.900 Euro zurückgezahlt werden.

Es ist ein Desaster.

Martin Klotz, Experte für Altersvorsorge | Finanztip

Dass Millionen Menschen trotzdem diesen Weg gehen, zeigt das fehlende Vertrauen in diese Form der staatlich bezuschussten Altersvorsorge. Laut Finanztip werden von den ehemals 20 Millionen Riester-Vereinbarungen nur noch neun Millionen gefördert. Denn viele weitere Verträge wurden beitragsfrei gestellt. Das heißt, die Anleger zahlen nichts mehr ein und lassen den Vertrag einfach weiterlaufen. Martin Klotz, Finanztip-Experte für Altersvorsorge, wird dazu mit den Worten zitiert: "Es ist ein Desaster." Das Modell Riester-Rente sei gescheitert.

Versicherer und Banken kassierten 1,8 Milliarden Euro

Gelohnt hat sich die Riester-Rente den Berechnungen nach für die Anbieter der Verträge, also Banken und Versicherer. Bis Ende 2022 flossen demnach fast 1,8 Milliarden Euro aus der Staatskasse direkt an Versicherungsunternehmen und Fondsgesellschaften. Die Riester-Rente sei ein "Goldesel der Versicherer und Fondsgesellschaften", sagt Finanztip-Experte Klotz.

Dennoch raten Fachleute davon ab, einen Riestervertrag zu kündigen. Fast immer ist es die bessere Möglichkeit, den Vertrag ruhen zu lassen. Dann fallen keine weiteren Beiträge an. Bei Fälligkeit kann man sich dann einen Großteil des Angesparten auszahlen lassen – inklusive staatlicher Förderung. Die Deutsche Rentenversicherung weist auch darauf hin, dass ruhende Riester-Verträge später wieder neu bespart werden können.

Reform der Riester-Rente geplant

Das könnte sich in Zukunft möglicherweise unter veränderten Rahmenbedingungen wieder lohnen. Denn die Bundesregierung plant eine Reform der Riester-Rente. Wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion von Juli hervorgeht, soll sich die Reform an Empfehlungen einer Expertenkommission orientieren. Demnach könnte bei privaten Altersvorsorgeprodukten insbesondere der Höchstbetrag steigen, für den staatliche Zuschüsse bezahlt werden. Das wäre für Sparer auch steuerlich von Vorteil, weil die höhere Einzahlungen abgesetzt werden könnten.

Darüber hinaus sind noch weitere grundlegende Reformschritte angekündigt. So soll es etwa auch künftig möglich sein, sich Aktienkäufe staatlich fördern zu lassen. Die Rede ist von förderfähigen, zertifizierten Altersvorsorgedepots, über die die "in Fonds oder andere geeignete Anlageklassen" investiert werden kann. Speziell im Blick dürfte die Regierung die beliebten und risikoarmen ETF-Fonds haben.

Fabian Herbolzheimer, Finanzexperte von der Verbraucherzentrale Sachsen, begrüßte ein solches Vorhaben im Gespräch mit MDR AKTUELL. "Es ist ja beispielsweise auch im Gespräch, dass man in ein solches Altersvorsorgedepot alte Riester-Verträge übertragen kann." Auch das spreche dafür, seinen jetzt laufenden Riester-Vertrag nicht zu kündigen, sondern nur beitragsfrei zu stellen.

MDR (ala)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL - das Nachrichtenradio | 06. September 2024 | 12:24 Uhr

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