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EnergiekriseRWE will Mehrkosten nicht auf Gaskunden abwälzen

11. August 2022, 13:17 Uhr

Trotz der Krise am Rohstoffmarkt rechnet der Energiekonzern RWE in diesem Jahr mit deutlich höheren Gewinnen als zuletzt. Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Gas erwägt der Konzern daher nicht auf die Kunden zu übertragen. Die deutschen Gasspeicher nähern sich derweil dem ersten Speicherziel von 75 Prozent.

Der Energiekonzern RWE erwägt, angesichts deutlicher Gewinne in anderen Bereichen die Verluste aus der Ersatzbeschaffung von Gas möglicherweise allein zu tragen. Das kündigte RWE-Chef Markus Krebber in einer Telefonkonferenz mit Journalisten an. Er sagte, RWE sei ein finanzstarkes und robustes Unternehmen. Die Zusatzkosten bei der Beschaffung von teurerem Gas am Weltmarkt wolle man daher bis auf Weiteres nicht für die Umlage geltend machen.

RWE ist ein finanzstarkes und robustes Unternehmen. Wir erwägen daher, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, unsere Verluste aus der Gasersatzbeschaffung für diese Umlage geltend zu machen.

Markus Krebber | RWE-Chef

Krebber verwies darauf, dass RWE bereits 750 Millionen Euro infolge der Sanktionierung russischer Kohlelieferungen selbst trage. RWE hatte zuvor Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt. Der Konzern legte kräftig zu und hat bereits seine Gewinnprognose angehoben. In diesem Jahr rechnet RWE mit Einnahmen in Höhe von bis zu 5,5 statt wie bisher 4 Milliarden Euro – vor Abzug von Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Nach eigenen Angaben profitiert RWE etwa von den Bestrebungen zu mehr Klimaschutz und erneuerbarer Energieerzeugung. Im ersten Halbjahr konnten demnach rund 20 Prozent mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden als im Vorjahreszeitraum. Grund dafür seien der Kapazitätsausbau und bessere Windverhältnisse. Man wolle angesichts der Entwicklung auch 30 Prozent mehr in den weiteren Ausbau investieren als bisher geplant, insgesamt dann rund fünf Milliarden Euro.

Deutsche Gasspeicher kurz vor erstem Speicherziel

Der Füllstand der deutschen Gasspeicher nähert sich derweil dem ersten Speicherziel von 75 Prozent. Das geht aus Daten der europäischen Gasspeicherbetreiber von Donnerstag hervor. Demnach lag der Füllstand am Dienstag bei 73,7 Prozent. Seit vergangenem Freitag sei der Füllstand jeden Tag um mehr als 0,5 Prozentpunkte gestiegen, trotz deutlich reduzierter Liefermengen aus Russland. Sollte es bei diesem Speichertempo bleiben, würde noch diese Woche die 75-Prozent-Marke übersprungen.

Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte, er rechne damit, dass die Gasspeicher weiter gefüllt werden können. Sie seien schon jetzt wesentlich voller als im vergangenen Jahr.

Tatsächlich erreichten die Füllstände im letzten Winter ihren Höchststand mit 72 Prozent am 29. Oktober 2021, von da an sank der Speicherstand kontinuierlich bis auf 24,4 Prozent am 10. März 2022. Seitdem wird wieder mehr Gas in Deutschland gespeichert.

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Angesichts des Ukraine-Kriegs und der Spannungen mit Russland hatte die Bundesregierung eine Verordnung beschlossen, wonach die deutschen Speicher am 1. September zu mindestens 75 Prozent gefüllt sein müssen. Am 1. Oktober sollen es mindestens 85 Prozent und am 1. November mindestens 95 Prozent sein. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden war am Dienstag zu 51,5 Prozent gefüllt.

Bundesnetzagentur vorsichtig optimistisch

Gas und PreiseWas die Krise uns kostet und wie es um die Gasversorgung steht

Die Speicher bilden eine Art Puffersystem, um Schwankungen beim Gasverbrauch auszugleichen. In der Vergangenheit wurden an kalten Wintertagen bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus hiesigen Speichern abgedeckt, weil über das Gasnezt nicht ausreichend Gas zur Verfügung stand.

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller zeigte sich bereits am Mittwoch zuversichtlich, dass das erste Speicherziel zum 1. September erreicht werden kann. Dennoch sei die Lage weiter angespannt, da nur etwa 20 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmenge aus Russland geliefert werde. Um eine Gasmangellage zu vermeiden, müsse deutlich mehr Gas eingespart und neue Gasquellen müssten erschlossen werden.

MDR, dpa, Reuters (rnm)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. August 2022 | 10:45 Uhr