Holocaust-Relativierung Regierungssprecher räumt Fehler nach Abbas-Aussage ein

17. August 2022, 22:22 Uhr

Nach dem Holocaust-Vergleich von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat Regierungssprecher Steffen Hebestreit die Verantwortung für die späte Reaktion von Kanzler Olaf Scholz übernommen. Die Pressekonferenz sei zu schnell beendet worden. Scholz hatte erst im Nachinein auf die Aussage von Abbas reagiert.

Nach dem Holocaust-Vergleich von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bei einem Termin in Berlin hat Regierungssprecher Steffen Hebestreit die Verantwortung für die späte Reaktion von Kanzler Olaf Scholz übernommen. Hebestreit sagte, der Kanzler bedauere es, nicht direkt auf die Äußerungen reagiert zu haben. Der Sprecher fügte hinzu, er selber sei nicht schnell genug und aufmerksam genug gewesen, darauf zu reagieren. Er bedauere diesen Fehler sehr. Die Pressekonferenz sei zu schnell beendet worden.

Das war mein Fehler und den muss ich auf meine Kappe nehmen.

Steffen Hebestreit Regierungssprecher

Hebestreit nannte die Äußerung von Abbas völlig inakzeptabel. Dies auch noch auf deutschem Boden zu tun, sei unentschuldbar.

Das Kanzleramt habe den Leiter der palästinensischen Vertretung in Berlin einbestellt. Am Donnerstag solle in einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Jair Lapid über den Vorfall gesprochen werden.

Lapid hat bereits auf Twitter reagiert und erklärt, die Vorwürfe von Abbas, während er auf deutschen Boden gestanden habe, seien nicht nur eine moralische Schande, sondern auch eine monströse Lüge gewesen. Sechs Millionen Juden seien im Holocaust ermordet worden, darunter eineinhalb Millionen jüdische Kinder.

Abbas wirft Israel Holocaust an Palästinensern vor

Abbas hatte Israel einen vielfachen Holocaust an den Palästinensern vorgeworfen und in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Scholz gesagt, Israel habe seit 1947 bis zum heutigen Tag 50 Massaker in 50 palästinensischen Orten begangen und angefügt "50 Massaker, 50 Holocausts".

Inzwischen ruderte Abbas zurück. Er sagte in Ramallah, der Holocaust sei das abscheulichste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Er habe dessen Einzigartigkeit nicht infrage stellen wollen.

Scholz hatte die Äußerung nicht sofort erwidert und erst später der "Bild"-Zeitung gesagt: Gerade für uns Deutsche ist jegliche Relativierung des Holocaust unerträglich und inakzeptabel.

Quellen: dpa, epd (isc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 17. August 2022 | 15:00 Uhr

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