Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht auf einer Plenarsitzung in der Kongresshalle während der 55. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos.
Will auch nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten die USA als engsten Verbündeten außerhalb Europas halten: Bundeskanzler Olaf Scholz auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Bildrechte: picture alliance/dpa/KEYSTONE | Michael Buholzer

Weltwirtschaftsforum in Davos Scholz wirbt für selbstbewussten Umgang mit US-Präsident Trump

21. Januar 2025, 21:16 Uhr

Der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump und seine ersten Amtshandlungen wirbeln auch in Deutschland Staub auf. Bundeskanzler Scholz mahnt beim Weltwirtschaftsforum in Davos einen besonnenen Umgang mit den USA an. Kanzlerkandidat Merz fordert indes Stärke von Deutschland und Europa ein.

Bundeskanzler Olaf Scholz wirbt nach dem Amtsantritt von Donald Trump für einen selbstbewussten Umgang mit dem US-Präsidenten. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sagte Scholz, Trumps Auftritt habe zwar gezeigt, dass er die Welt in den kommenden Jahren "in Atem halten" werde, doch Deutschland könne damit ohne Aufgeregtheit, Entrüstung oder falsches Anbiedern umgehen. Der Kanzler kündigte an, er werde alles daran setzen, dass die USA Deutschlands engster Verbündeter außerhalb Europas blieben.

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine mahnte Scholz "Klarheit und Standhaftigkeit" bei dem Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen an. Auf dem Weg zu einem "echten, gerechten Frieden" sei die Abstimmung mit Europa, den USA und der Ukraine nötig. Hintergrund ist auch die Sorge, dass der neue US-Präsident eine separate Vereinbarung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen könnte. Trump hatte zudem selbst Gebietsansprüche der USA etwa auf den Panama-Kanal formuliert.

Sorge um Klimaschutz und Weltgesundheit

Zudem betonte der Kanzler in Davos, Deutschland müsse den freien Handel als Grundlage des Wohlstands "gemeinsam mit anderen Partnern verteidigen". Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte schon am Montagabend erklärt, ein handels- und wirtschaftspolitischer Konflikt mit den USA "würde beiden Seiten dagegen nur schaden". Habeck bekräftigte auch, der Klimaschutz bleibe für Deutschland "von großer Bedeutung". Trump hatte am Montag direkt nach seinem Amtsantritt den Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen erklärt.

Den ebenfalls angekündigten Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnete derweil Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als "einen schweren Schlag". Er verwies dabei auf den Wegfall wesentlicher Teile der WHO-Mittel, über die Programme etwa gegen die Folgen von Hungersnöten und Kriege oder Naturkatastrophen finanziert würden. Die Bundesregierung werde versuchen, Trump noch umzustimmen, kündigte Lauterbach an.

Merz fordert Stärke von Europa

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) war am Abend ebenfalls zu Gast auf einem Podium in Davos. Er bezeichnete Trump als "interessanten Partner", der auch zu Geschäften mit Europäern bereit sein werde. "Er ist ein Dealmaker, also lasst uns darüber nachdenken, was wir anbieten können."

Merz bezeichnete den US-Präsidenten erneut als kalkulierbar. Dessen Positionen seien schon immer klar gewesen. Der CDU-Chef rief dazu auf, gemeinsame Ansätze mit Trump auszuloten und zusammenzuarbeiten. Mit Blick auf eine nicht ausreichend starke europäische Rüstungsindustrie stellte er in den Raum, Flüssiggas und Rüstungsimporte gemeinsam zu beziehen: "Wenn wir schon militärische Ausrüstung aus den USA beziehen müssen, warum bündeln wir unsere Einkäufe dann nicht auf europäischer Ebene?", fragte er.

Vorab hatte Merz mit Blick auf Trumps Amtsantritt gefordert, dass Deutschland in Europa eine Führungsrolle einnehmen müssten. Die Europäer müssten nun "eine gemeinsame Strategie entwickeln", sagte er im Deutschlandfunk. "Und da muss Deutschland eine führende Rolle übernehmen."

dpa/Reuters/AFP (lik)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 21. Januar 2025 | 17:30 Uhr

8 Kommentare

UZet vor 3 Wochen

Leider zeigen die Reaktionen in Deutschland und der EU auf Trumps 1. Tag als Präsident der USA eher Konfusion und Betonköpfigkeit als eine realistische Strategie für den eigenen Verantwortungsbereich. Es wird nicht so weitergehen wie bisher. Trump wird über seine Netzwerke in Wirtschaft, Politik und Militär Einfluss auf seine Verbündeten nehmen. Die Reaktion der Politik und Medien auf die disruptive Politik von Trump erinnert mich an die Reaktion SED-Politiker und der gleichgeschalteten Medien in der DDR, als Gorbatschow eine Politik von Glasnost und Perestroika ausgerufen hat. Auch damals hat die DDR-Führung geglaubt, sich den Einfluss des großen Verbündeten zu entziehen.
Die Geschichte hat das Gegenteil bewiesen. Ich fürchte eher, dass in Deutschland durch Trump der Antiamerikanismus wieder salonfähig wird.

sgd.fan vor 3 Wochen

Es ist richtig auch aus der WHO aus zu treten und die USA macht es richtig. Mit dem Klimaabkommen liegen sie richtig dabei geht es doch wirklich nur darum Profit zu machen. Werden wieder einige für falsch halten aber das ist ihre Meinung und nicht meine.

sgd.fan vor 3 Wochen

Die WEF wird Deutschland und Europa nicht retten und ehrlich wo soll den die europäische Stärke herkommen um sich mit Ländern die die Rohstoffe besitzen Wirtschaftlich bei zu kommen? Man merkt schon das es nicht geht weil wie in Italien, Niederlande, Österreich sich viel ändern wird und auch lange schon Ungarn und die Slowakei nicht mehr so recht mitspielt mit der EU. Erneuerbare Energien werden da nicht reichen um die Wirtschaft an zu kurbeln um Konkurrent zu sein. Einfuhr Zölle werden die Waren teurer machen und die USA ist nicht von Europa abhängig. Man muss kein Realist sein um das zu wissen, nur darüber nachdenken.

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