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Was zählt für die ARD der Zukunft? Das hat MDRfragt seine Mitglieder gefragt - und viele Antworten bekommen. Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

MDRfragt Was sagen Nutzerinnen und Nutzer über die Öffentlich-Rechtlichen?

02. Juni 2023, 13:25 Uhr

Worauf kommt es an beim Programm der öffentlich-rechtlichen Sender? Das wollten wir in einer Umfrage von den Mitgliedern des Meinungsbarometers MDRfragt wissen. Mehr als 24.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben uns in der nicht-repräsentativen Befragung geantwortet.

Nachrichten- und Informationsangebote sind einer aktuellen Befragung zufolge für Menschen in Mitteldeutschland in der ARD ein Muss: In einer Umfrage des Meinungsbarometers MDRfragt gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass Berichte über das tagesaktuelle Geschehen und Informationsangebote zum Auftrag der ARD-Senderfamilie gehören. Eine deutliche Mehrheit findet zudem: sowohl Spielfilme und Serien als auch Sportübertragungen, sowohl Musik im Radio oder Fernsehen als auch Kulturberichterstattung soll und muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk anbieten.

Diagramm zu Thema: Welche Inhalte gehörten für Sie zum Auftrag der ARD?
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Es zählen: Bildung, Nachrichten, Dokumentationen

Viele Befragte haben konkretisiert, was sie persönlich unter dem Auftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalten der ARD verstehen. Zum Beispiel das 25 Jahre alte MDRfragt-Mitglied Stefan aus Halle: "Bei allen Inhalten sollte stets ein Bildungs- und Informationszweck enthalten sein, auch bei der Unterhaltung. Sonst ist das öffentlich-rechtliche Angebot von Privaten kaum zu unterscheiden." Der 19 Jahre alte Devin aus Erfurt interessiert sich vor allem für Dokumentationen und Satire. "Die finde ich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen deutlich besser als auf Netflix und Amazon Prime."

Unabhängig und neutral muss er sein! Finde ich den MDR auch.

MDRfragt-Mitglied Sebastian, 41 Jahre, aus dem Kyffhäuserkreis

Der 41-Jährige Sebastian weist darauf hin, dass es aus seiner Sicht mehr denn je eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks bedürfe. Seine Argumentation: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss anders als privatrechtliche Sender nicht in allererster Linie darauf achten, was sich gut verkaufen lässt und könne mit tagesaktuellen Berichten aus allen Blickwinkeln zur Meinungsbildung beitragen. "Unabhängig und neutral muss er sein! Finde ich den MDR auch, auf die gesamte ARD trifft es aber rein subjektiv eher nicht mehr zu", so der MDRfragt-Nutzer Sebastian aus dem Kyffhäuserkreis.

Neutrale Informationen werden geschätzt

Immer wieder weisen Befragte darauf hin, dass ihnen unabhängige, neutrale und ausgewogene Berichterstattung wichtig ist. So meint die 59-jährige Sibylle aus Dresden: "Die ARD hat ja einen klar definierten Auftrag. So gesehen ist es meines Erachtens wichtig, dass möglichst sachlich und objektiv informiert wird und dass Beiträge ein gewisses Niveau haben, so dass man sich von Privatsendern abgrenzt." Auch MDRfragt-Mitglied Veronika (69 Jahre) aus dem Ilm-Kreis findet, es komme auf eine kritische und umfängliche Themenauswahl bei der Berichterstattung an. "Und keine Bewertung bei den Nachrichten. Bewertungen haben hier nichts verloren."

Vielen ist Meinungsvielfalt wichtig

Andere Befragte verweisen darauf, dass aus ihrer Sicht die strikte Trennung von Nachricht und Meinung zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen gehört, ebenso das Abbilden der Meinungsvielfalt. So fasst etwa die Leipzigerin Erika (71 Jahre) ihre Sicht zusammen: "Die Inhalte sollten ausgewogen und vielseitig sein; Meinungen wiedergeben, aber keine 'Meinungsmache' betreiben. Keine einseitige Rhetorik, sodass der Bürger sich eine eigene Meinung anhand von umfassenden Fakten bilden kann." Ähnlich sieht es beispielsweise auch die 54-jährige Ines aus Zwickau: "Ein gutes Programm wäre eines ohne Framing, ohne Erziehungsversuche, ohne Abwertung anderer Meinungen, ohne Moralisieren. Einfach eine neutrale Information und Unterhaltung!"

Ich nutze nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und kann mir nicht vorstellen, dass es ihn eines Tages nicht mehr geben sollte.

MDRfragt-Mitglied Cornelia, 53 Jahre, aus Halle

Und Cornelia aus Halle schreibt, sie nutze ausschließlich den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und könne sich nicht vorstellen, dass es ihn eines Tages nicht mehr geben könnte. "Andere Sender schaue und höre ich eher nicht, da gibt es für meinen Geschmack zu viel Werbung und ein eher oberflächliches, oft auf Sensationen ausgerichtetes, kurzsichtiges Nachrichten- und Informationsangebot", so die Meinung der 53-Jährigen.

Kritisch und abwechslungsreich soll es sein

Dabei finden zahlreiche Befragte, dass in den ARD-Berichten nicht immer kritisch genug mit dem Handeln der Regierungen auf Bundes- und Länderebene umgegangen wird. So meint etwa Katrin aus dem Landkreis Börde: "Regierungshandeln wird zu selten kritisch hinterfragt". Die 58-Jährige ergänzt: "Der Osten wird mir zu negativ dargestellt. Meinungsvielfalt wird zu wenig abgebildet." Und der 20 Jahre alte Markus aus Leipzig wünscht sich eine Ausgewogenheit zwischen guten und schlechten Nachrichten: "Ich finde die Berichterstattung im Groben und Ganzen gut, allerdings kommen extrem viele schlechte Nachrichten in ihrem Programm. Eine Kategorie für beispielsweise neue Entdeckungen in der Wissenschaft oder generell auch gute Nachrichten über Erfolge der Politik wären wünschenswert."

Die Erwartungen an die Inhalte sind sicher so unterschiedlich wie auch die Zuschauer- und Hörergemeinde.

MDRfragt-Mitglied Rudi, 68 Jahre, aus Leipzig

Die Rückmeldungen aus der Befragung zeigen aber auch: Was für den Einzelnen zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen zählt, kommt auch auf dessen eigene Interessen und Nutzungsgewohnheiten an. Nicht nur Rudi aus Leipzig greift diesen Gedanken auf und meint "Die Erwartungen an die Inhalte sind sicher so unterschiedlich wie auch die Zuschauer- und Hörergemeinde." Er selbst halte wegen der vielen ungeprüften oder irreführenden Informationen im Netz, sogenannte Fake News, überprüfte und objektive Berichte, Reportagen und Dokumentationen für einen unverzichtbaren Teil des öffentlich-rechtlichen Angebotes, so der 68-Jährige.

Weniger Zuspruch für Quiz- und Spielshows oder Hörspiele

Auf die Frage, was zum Auftrag der ARD gehört, antwortete nur eine Minderheit der Befragten, dass aus ihrer Sicht Quiz- und Spielshows darunter fallen (37 Prozent). Das Betreiben von Orchestern, Bands und Chören hält jeder Vierte für Teil des ARD-Auftrages, etwas weniger als jeder Fünfte sieht das auch für Hörspiele so.

Weniger Krimi und mehr Realität

MDRfragt-Mitglied Olaf, 57 Jahre, aus Hildburghausen

Eindeutige Antworten zur Frage, welche Programminhalte aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer weniger angeboten werden sollten, gibt es nicht. "Ich würde das Angebot von Quiz und Spielshow, Talkshow und Kochsendungen reduzieren", nennt MDRfragt-Mitglied Jürgen (67 Jahre) aus Dessau-Roßlau seine Beispiele – und ist mit dieser Aufzählung nicht allein. "Weniger Krimi und mehr Realität", schreibt etwa Olaf (57 Jahre) aus Hildburghausen. Die 32-jährige Jessica aus dem dem Landkreis Sömmerda findet hingegen: "Ich mag es, bei Serien mal abzuschalten vom Alltag."

Es kommt also stark auf die persönlichen Interessen, Hör- und Sehgewohnheiten an, wie auch das folgende Beispiel aus Chemnitz zeigt: "Ich gehöre zur Altersgruppe 20-30, schaue nicht gerne Krimis und interessiere mich auch nicht besonders stark für Fußball. Außer einigen Serien, welche auf ONE laufen, ist das Fernsehprogramm für meine Altersgruppe nicht zugeschnitten", formuliert es der 22-Jährige Wilhelm. "Da ich nicht so oft auf YouTube die Kanäle von funk schaue, fühle ich mich vom Fernsehangebot der ARD sowie der dritten Programme nicht angesprochen."

Weniger Wiederholungen

Ein Kritikpunkt, der von den Befragten immer wieder mit Blick auf das Programmangebot der ARD genannt wird: Es gebe zu viele Wiederholungen. "Ein gutes Programm besteht für mich nicht aus ständigen Wiederholungen. Besonders wichtig finde ich regionale Programme, da die Leute sich in erster Linie für IHRE Umgebung interessieren", formuliert dies etwa MDRfragt-Teilnehmerin Carmen (66 Jahre) aus Dresden. "Die ständigen uralten Wiederholungen abschaffen. Das Programm aktueller in jeder Hinsicht machen", meint die gleichaltrige Edith aus dem Landkreis Börde.

Es gibt also auch von Seiten der Nutzerinnen und Nutzer viele Vorstellungen, was die Öffentlich-Rechtlichen leisten sollen und Wünsche nach Verbesserungen und Veränderungen. In der Politik und in den Landesrundfunkanstalten, die zur ARD gehören, wird der Bedarf gesehen, tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen. Die ARD hat einen Reformprozess angeschoben, Arbeitsgruppen eingesetzt. Mehr dazu hat das Team von Medien 360G zusammengetragen.

Regionaler Bezug besonders bei Nachrichten

MDRfragt ist das Meinungsbarometer des Mitteldeutschen Rundfunks, einer der neun Landesrundfunkanstalten, die zur ARD gehören. Daher wollten wir von den Befragten auch wissen, wie wichtig der regionale Bezug bei verschiedenen MDR-Programminhalten ist.

Einen überwiegenden oder sogar ausschließlichen regionalen Bezug finden die Befragten vor allem bei den Nachrichten und den Informationsangeboten des MDR wichtig. Auch bei der Kulturberichterstattung findet eine deutliche Mehrheit, dass es möglichst oft einen regionalen Bezug geben sollte. Bei vielen anderen Programmangeboten: etwa beim Sport, bei Dokumenationen oder bei Gesundheits- und Verbraucherformaten ist nur einer Minderheit der Befragten ein hoher regionaler Bezug wichtig.

Diagramm zu Thema: Relevanz regionaler Bezug von Programminhalten im MDR
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Das fasst unter anderem der Kommentar von MDRfragt-Mitglied Frank aus Zwickau zusammen: "Wenn ich zum Beispiel eine Nachrichtensendung im MDR ansehe, so erwarte ich, wie auch jetzt gehandhabt, dass zu wichtigen überregionalen Ereignissen informiert wird und Schwerpunkte aus der Region aufbereitet werden." Bei anderen Angeboten, etwa Musik-Formaten könne er nicht sagen, dass sie vorwiegend regional rein müssten, so der 76-Jährige weiter. "Beim Sport sollte auch weiterhin das Regionale überwiegen." Und Rudolph (60 Jahre) aus dem Altenburger Land meint: "Regionalität sollte das Markenzeichen des MDR bleiben." Doch es gibt auch in Sachen regionaler Bezug verschiedene Sichtweisen. So schreibt die 36-jährige Nadine aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, dass es gerade bei den Nachrichten nicht nur um regionale Reaktionen auf weltweite Probleme gehen solle, sondern auch um diese weltweiten Probleme selbst.

Gerade bei Nachrichten nicht nur regionale Reaktionen auf globale Probleme bringen, sondern auch die globalen Probleme.

MDRfragt-Mitglied Nadine, 36 Jahre, Unstrut-Hainich-Kreis

Mehr Wissen und Bildung im MDR

Darüber hinaus haben wir die MDRfragt-Gemeinschaft auch gefragt, welche Inhalte künftig häufiger als bisher laufen sollten – und welche weniger. Gut jeder zweite wünscht sich mehr Wissen und Bildung im MDR-Angebot. Auch für mehr Dokumentationen plädiert fast jeder Zweite. Bei Nachrichten- und Informationsangeboten wünschen sich 60 Prozent der Befragten, dass der jetzige Umfang beibehalten wird – immerhin jeder Dritte hätte gern mehr davon im Programm. Weniger Raum als bisher würde rund die Hälfte der Befragten Quiz- und Spielshows geben.

Diagramm zu Thema: Wunsch nach höheren Anteilen von Programminhalten im MDR
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Über die Befragung Die Befragung vom 16.03. – 20.03.2023 stand unter der Überschrift:

Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – wie soll sie aussehen?

Bei MDRfragt waren im März 65.540 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 30.03.2023, 10 Uhr).

24.447 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 257 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 3.225 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 9.933 Teilnehmende
65+: 11.032 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 12.604 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.011 (25 Prozent)
Thüringen: 5832 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 9.882 (40 Prozent)
Männlich: 14.499 (59 Prozent)
Divers: 66 (0,3 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm: MDR+ | 360G | 17. Mai 2023 | 13:00 Uhr