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Die Regierung packt in der derzeitigen Krise nicht ausreichend an, finden die MDRfragt-Mitglieder. Bildrechte: IMAGO/Chris Emil Janßen

MDRfragtGroße Unzufriedenheit mit Krisenmanagement der Regierung

24. August 2022, 05:00 Uhr

Vor einem halben Jahr hat Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. Seitdem hat sich die Energiekrise zugespitzt, die Preissteigerungen in vielen Lebensbereichen sind enorm. Die Bundesregierung versucht mit Notfallplänen und Entlastungspaketen gegenzusteuern. Für Viele reicht das jedoch nicht aus: Unter den mehr als 28.000 Menschen aus Mitteldeutschland, die sich an der aktuellen Befragung von MDRfragt beteiligt haben, ist die Unzufriedenheit groß.

von MDRfragt-Redaktionsteam

Insgesamt zeigen sich 82 Prozent und damit die deutliche Mehrheit der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, mit dem aktuellen Krisenmanagement der Bundesregierung unzufrieden. Nur 16 Prozent sind damit zufrieden.

Was sie an den Maßnahmen der Regierung kritisieren, schreiben die MDRfragt-Mitglieder in den Kommentaren:

Die Bundesregierung wirft die Steuergelder zum Fenster raus, dies mit vollen Händen. Die Verschuldung der nachfolgenden Generationen ist unverantwortbar. Es ist auch nicht Aufgabe des Staates, jedem seine Wohlfühlecke zu schaffen.

Claus-Peter H., 79 Jahre, Dresden

Die Maßnahmen sind unverhältnismäßig. Während Autofahrer mit Steuergeldern entlastet werden, werden Gaskunden durch die Gasumlage extra belastet.

Christian D., 37 Jahre, Vogtlandkreis,

Schön für Tankrabatt und Co., aber bei den permanenten Preissteigerungen, was soll denn da ankommen? Ab September fällt alles weg und die Energiekosten explodieren. Die massiven Preissteigerungen bedeuten für uns als Familie massive Einschnitte im familären Leben. Wir waren wegen der Angst, die nächste Gasrechnung nicht bezahlen zu können, nicht mal im Urlaub.

Tobias K., 45 Jahre, Erzgebirgskreis

Große Mehrheit findet, die Entlastung kommt nicht an

Die große Unzufriedenheit dürfte vor allem daran liegen, dass die Steuergeldmilliarden in den Augen der Befragungsteilnehmenden nicht zielführend eingesetzt werden, die Entlastung also nicht bei den Bürgerinnen und Bürgern ankommt. Ganze 86 Prozent sind dieser Meinung.

Das "Gießkannenprinzip" befürworten aber zwei Drittel

64 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden finden es aber richtig, dass bestimmte Entlastungsmaßnahmen – etwa der Tankrabatt oder das 9-Euro-Ticket – für alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen zugänglich sind, und zwar unabhängig von ihrem finanziellen Hintergrund. Etwa ein Drittel findet das falsch.

Knapp 40 Prozent fordern Ende der Sanktionen

Auch mit der aktuellen Sanktionspolitik gegen Russland zeigen sich nur die wenigsten zufrieden. Zwölf Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und Teilnehmer bewerten das derzeitige Maß als richtig. 39 Prozent wünschen sich stattdessen ein Ende der Sanktionen. Etwas mehr als ein Fünftel würde weniger Sanktionen gegen Russland befürworten. Und etwas weniger als ein Fünftel spricht sich für mehr Sanktionen aus.

Jüngere Teilnehmende befürworten Sanktionen eher

Große Unterschiede gibt es zwischen den Altersgruppen. Während bei den 16- bis 29-Jährigen gerade einmal 20 Prozent ein Ende der Sanktionen gegen Russland fordern, sind es bei den Über-65-Jährigen 44 Prozent. Bereits bei unserer Befragung im Februar, unmittelbar nach Ausbruch des Krieges, zeigte sich bei den jüngeren Befragten eine größere Skepsis gegenüber Russland.

Ein Drittel findet, Deutschland solle sich generell aus dem Krieg heraushalten

Trotz Energiekrise und Preissteigerungen befürworten 64 Prozent der MDRfragt-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer konkrete Maßnahmen zur Unterstützung der Ukraine. 33 Prozent lehnen solche Maßnahmen allerdings generell ab und finden, Deutschland sollte sich aus dem Krieg heraushalten.

  • Von denjenigen, die sich für die Unterstützung aussprechen, sind mit Abstand die meisten für humanitäre Hilfe für die Ukraine.
  • An zweiter Stelle, wenn auch mit weitaus weniger Zustimmung, nennen die Befragten Sanktionen gegen Russland.
  • Danach folgen Waffenlieferungen an die Ukraine, der EU-Beitritt der Ukraine und der Nato-Beitritt der Ukraine.

Zwei Drittel gegen Unterstützung der Ukraine – wenn diese Nachteile für Deutschland bringt

Wenn die Unterstützung der Ukraine nachteilig für Deutschland ist, sprechen sich mehr gegen eine Unterstützung aus – und zwar 63 Prozent der Befragten. Ein knappes Drittel befürwortet in diesem Fall weiterhin eine Unterstützung.

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Über diese BefragungDie Befragung vom 12.08.-15.08.2022 stand unter der Überschrift:
Notfallpläne und Entlastungspakete - tut die Regierung genug?

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.487 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 22.08., 9 Uhr).

28.295 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.

Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 345 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.147 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 12.012 Teilnehmende
65+: 11.791 Teilnehmende

Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.506 (51 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.975 (25 Prozent)
Thüringen: 6.814 (24 Prozent)

Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.510 (44 Prozent)
Männlich: 5.724 (56 Prozent)
Divers: 61 (0,2 Prozent)

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 16. August 2022 | 19:30 Uhr