UmweltbundesamtTreibhausgas-Ausstoß sinkt zu langsam
Nach Angaben des Umweltbundesamts sinkt der Treibhausgas-Ausstoß in Deutschland zu langsam, um die gesetzlichen deutschen Klimaschutz-Ziele zu erreichen. Das führt zu Debatten auch in der Bundesregierung.
- Sorgenkinder sind Verkehr und Gebäude
- Debatte um die politischen Konsequenzen
Der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Deutschland ist 2022 leicht um 1,9 Prozent gesunken. Es seien 15 Millionen Tonnen weniger gewesen als 2021, teilte das Umweltbundesamt mit. Demnach seien die Emissionen seit 1990 in Deutschland damit bisher um 40,4 Prozent gesunken. Die neuen Zahlen seien aber noch vorläufig, endgültige erst Anfang 2024 zu erwarten.
Um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, gingen sie laut UBA aber so oder so zu langsam zurück. Nach UBA-Berechnungen wären jährlich sechs Prozent nötig. Gesetzlich fest steht, dass deutsche Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent unter denen von 1990 liegen müssen – um 2045 dann "klima-neutral" zu sein, im Gleichgewicht zwischen Emission und Abbau.
Sorgenkinder sind Verkehr und Gebäude
Sorgenkinder sind dabei nach Angaben des UBA der Verkehr und der Gebäude-Sektor. Sie liegen demnach erneut über den im Klimaschutzgesetz festgelegten Jahres-Emissionsmengen. Aber auch der Energiesektor weise für 2022 insgesamt 10,7 Millionen Tonnen mehr auf als im Vorjahr – ein Plus von 4,4 Prozent. Grund sei trotz und wegen Einsparungen beim Erdgas durch den Ukraine-Krieg ein vermehrter Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung.
Leicht dämpfen konnte laut UBA das Energiesektor-Ergebnis aber die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Da sie 2022 um rund neun Prozent zugelegt habe, werde die vorgegebene Emissionsmenge für 2022 von 257 Millionen Tonnen knapp eingehalten.
Insgesamt wurden 2022 in Deutschland nach den Angaben der Behörde rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt.
Debatte um politische Konsequenzen
Unmittelbar nach Bekanntgabe der neuen Zahlen nahm die Debatte um Konsequenzen wieder Fahrt auf. Bereits UBA-Präsident Dirk Messner mahnte ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau erneuerbarer Energien an.
Die Grünen sahen Handlungsbedarf vor allem im Verkehr. Die neuen Zahlen seien "ein Desaster", sagte ihr Verkehrsexperte Stefan Gelbhaar: "Alles, was in anderen Sektoren erreicht wird, zerrinnt im Verkehr." Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) müsse den CO2-Ausstoß senken – etwa durch einen Abbau von klimaschädlichen Subventionen, massive Investitionen in Bus und Bahn, in Rad- und Fußverkehr, durch eine schnelle Wende bei den Auto-Antrieben und ein Recht auf Homeoffice. Auch könne ein generelles Autobahn-Tempolimit "eine schnelle, wirksame Sofortmaßnahme" sein.
Unterdessen mahnte die Deutsche Industrie- und Handelskammer eine Sicherung der Stromproduktion beim Ausbau der erneuerbaren Energien an. In einem vom DIHK-Präsidium beschlossenen Positionspapier heißt es, dass künftig hier gelten solle: "Kraftwerkskapazitäten werden nur abgeschaltet, wenn andere wetterunabhängige Leistungen zur Verfügung stehen."
dpa/epd/ (ksc)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 15. März 2023 | 12:30 Uhr