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FinanzpolitikWirtschaftsweise fordert sofortige Rentenreformen

28. Dezember 2022, 17:19 Uhr

Etwas weniger Geld, dafür früher in den Ruhestand. Für viele Menschen in Deutschland ein attraktives Angebot. Laut Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung ging im Jahr 2021 jede und jeder Dritte mit 63 oder 64 in Rente. Ein Problem für das Rentensystem. Deswegen fordert die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, die Abschaffung der Rente mit 63 und höhre Beiträge zur Sicherung des Systems.

Die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, fordert angesichts der Entwicklung der Rentenkassen sofortige Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzen. Demnach forderte die Münchner Ökonomin die Abschaffung der Rente mit 63. "Bei der Rente kann es so nicht weiter gehen. So früh sollte man nicht ohne Abschläge in den Ruhestand gehen können", sagte sie gegenüber der "Rheinischen Post".

Sicherung des Rentensystems: Wirtschaftsweisen für Rente mit 69

Sie sprach sich damit deutlich für ein höheres Renteneintrittsalter von 69 Jahren aus. Mit Blick auf die drohende finanzielle Schieflage der Rentenversicherung erklärte die Professorin der LMU München, dass die Rente so stark steige wie die Löhne. Jedoch sei es besser, wenn das Rentenplus niedriger als das Lohnplus ausfalle.

"Wir können uns das Rentensystem nicht mehr lange leisten", so Schnitzer. So müsse der Bund bereits jetzt die Rentenkassen pro Jahr mit 110 Milliarden Euro stützen. Wenn wir so weitermachen, geht in 25 Jahren jeder zweite Euro aus dem Bundeshaushalt als Zuschuss an die Rentenkasse", warnte die Ökonomin.

Zeitnahe Rentenreform für jüngere Generationen

Eine Rentenreform würde laut Schnitzer "die am meisten treffen, die besonders alt werden". Dies seien statistisch gesehen vor allem Gutverdiener, die meist ohnehin noch eine Betriebsrente hätten. Schnitzers Wirtschaftsgremium schlägt deshalb vor, "von jedem Jahr zusätzlicher Lebenszeit acht Monate in die Arbeit und vier Monate in die Rente zu stecken. Dann würden wir 2046 die Rente mit 68 erreichen und 2061 die Rente mit 69 Jahren."

Wenn dies jetzt angegangen werde, können sich die jetzt 40-Jährigen und die noch Jüngeren gut darauf einstellen, sagte Schnitzer. Neben der Anhebung des Rentenalters spricht sich Schnitzer auch für höhere Beiträge aus. Damit würde die Generation der Babyboomer ihren Beitrag zur Lösung des Problems leisten.

Rente mit 63: Abschlagsfrei oder nicht

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten vor seinem regulären Rentenalter in den Ruhestand zu gehen. Seit 2014 gibt es die "Altersrente für besonders langjährig Versicherte" - die sogenannten "Rente mit 63". Sie kann abschlagsfrei erhalten werden, wenn man mindestens 45 Versicherungsjahre hat, also eine Mindestversicherungszeit von 45 Jahren hat.

Tatsächlich können aktuell jedoch nur die Menschen mit 63 abschlagsfrei in den Ruhestand gehen, die vor 1953 geboren wurden. "Direkt mit 63 Jahren konnten die 2014 eingeführte abschlagsfreie Altersrente für besonders langjährig Versicherte nur Versicherte der beiden Geburtsjahrgänge 1951 und 1952 erhalten", erklärt Dirk Manthey von der Deutschen Rentenversicherung.

Bei Personen mit den Jahrgängen 1953 bis 1964 wird die Altersgrenze schrittweise angehoben. Die erfolgt pro Geburtsjahrgang um zwei Monate. "Vom Geburtsjahrgang 1964 an liegt die Altersgrenze dann bei 65 Jahren. Aktuell kann der Geburtsjahrgang 1958 diese Altersrente ab dem 64. Lebensjahr beziehen", erläutert Manthey. Somit können die Jahrgänge jünger als 1953 zwar ebenfalls mit 63 in Rente gehen, müssen aber Abschläge zahlen.

Außerdem gibt es die "Altersrente für langjährig Versicherte" nach 35 Versicherungsjahren - die sogenannte "Rente 63 mit Abschlägen". Hier liegt das frühestmögliche Zugangsalter für die Rente bei 63 Jahren. Wollen Menschen nun früher als ihr reguläres Rentenalter in den Ruhestand gehen, müssen sie Abschläge in Kauf nehmen. Für jeden Monat, den die Rente vor erreichen des regulären Rentenalters in Anspruch genommen wird, muss ein dauerhafter Abschlag in Höhe von 0,3 Prozent in Kauf genommen werden.

"Für den Geburtsjahrgang 1959 - der in diesem Jahr 63 wird - bedeutet das bei einem Rentenbeginn mit 63 einen Abschlag von 11,4 Prozent, da die Rente 38 Monate vor dem regulären Rentenalter (66 Jahren und 2 Monate) beginnt", erklärt Manthey.

Zu den Aussagen der Ökonomin Schnitzer will sich die deutsche Rentenversicherung nicht äußern.

MDR (lmb), AFP

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 24. Dezember 2022 | 14:30 Uhr