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WohnungsnotBauministerin Geywitz rät zum Umzug aufs Land

22. März 2023, 14:51 Uhr

Angesichts der Wohnungsnot in den deutschen Städten will Bundesbauministerin Klara Geywitz mehr Menschen zum Umzug aufs Land bewegen. Die SPD-Politikerin verwies in einem Zeitungsinterview auf viele leer stehende Wohnungen in ländlichen Regionen. Studien zeigen allerdings, dass die Stadtflucht bereits vor vielen Jahren eingesetzt hat, insbesonder aufgrund der hohen Mieten.

Bundesbauministerin Klara Geywitz möchte mehr Menschen zum Umzug aufs Land bewegen, um die Wohnungsnot in den Städten zu lindern. "In Deutschland gibt es schätzungsweise 1,7 Millionen leer stehende Wohnungen. Der überwiegende Teil dieser Wohnungen befindet sich in ländlichen Regionen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der "Funke-Mediengruppe". Gelinge es, das Leben auf dem Land attraktiver zu machen, würden sich mehr Menschen für ein Leben dort entscheiden und den Wohnungsmarkt in den Städten entlasten.

Als Förderinstrumente nannte Geywitz das Deutschlandticket, mit dem der öffentliche Nahverkehr attraktiver werde. Notwendig sei außerdem mehr Digitalisierung und eine noch stärkere Verbreitung von Homeoffice. Die Ministerin verwies darüber hinaus auf Bundesmittel zur Städtebauförderung. "Allein im Jahr 2023 stellen wir erneut 790 Millionen Euro bereit, um damit Projekte zum Erhalt von Innenstädten und Ortskernen zu finanzieren und die Städte und Gemeinden lebenswerter zu gestalten", sagte sie.

Städte- und Gemeindebund: Bahnstrecken reaktivieren

Zuvor hatte bereits der Städte- und Gemeindebund dazu aufgerufen, Wohnungen auf dem Land zu nutzen, um die Wohnungsmärkte in den Metropolen zu entlasten. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sprach von "über 1,3 Millionen marktfähiger Wohnungen", die "insbesondere in ländlichen Regionen" leer stünden. Landsberg sagte: "Es wäre deshalb sinnvoll, diese Regionen mit guten Verkehrsverbindungen, etwa durch neue oder reaktivierte Bahnstrecken, besser zu erschließen, damit die Menschen dort gut und preiswert wohnen und leben können."

Das Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000 Wohnungen fertigzustellen, sei "kaum erreichbar", stellte Landsberg fest. Es fehle an Grundstücken, die Baupreise stiegen deutlich und es fehle auch an Fachfirmen, die die Gebäude errichten könnten. Das steigende Zinsniveau erschwere die Finanzierung, und die zunehmenden Anforderungen zur energetischen Sanierung verteuerten das Bauen noch einmal zusätzlich.

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Stadtflucht hat schon lange eingesetzt

Statistiken zeigen indes, dass bereits seit vielen Jahren vermehrt Menschen in ländliche Gebiete zieht. In einer aktuellen Veröffentlichung des Thünen-Instituts für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen heißt es: "Zuletzt haben viele ländlich geprägte Kreise Wanderungsgewinne erzielt."

Zur Zeit haben wir eine Mischung aus Landlust und Stadtfrust.

Frank Osterhage | Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung

So hätte die sieben größten deutschen Städte 2006 zusammen noch einen Wanderungsgewinn von 55.000 Menschen erzielt. Bereits in den Folgejahren hätten sie aber Abwanderungsverluste von jährlich rund 20.000 Menschen verzeichnet. Mit der Corona-Pandemie habe sich der Trend zur Stadtflucht dann weiter verstärkt. In einem weiteren Bericht des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung heißt es: "Das Wachstum der Städte setzte sich zwar in vielen Fällen fort, wurde aber – im Gegensatz zu den Jahren davor – vornehmlich durch die Zuwanderung aus dem Ausland getragen."

Teure Mieten verstärken Abwanderung

Projektleiter Frank Osterhage sagte: "Zur Zeit haben wir eine Mischung aus Landlust und Stadtfrust." Es gebe dafür verschiedene Ursachen, wegen der teuren Mieten in den Zentren etwa eine Verstärkte Abwanderung ins Umland der Städte, eine verstärkte Rückwanderung in Heimatorte sowie eine Wanderung in Räume, die landschaftlich besonders attraktiv sind, etwa die Küsten oder das Voralpenland.

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Die Forscher befragten die Deutschen auch nach ihren Gründen für den Umzug aufs Land. Gute ÖPNV-Anbindungen oder schnelles Internet spielten bei Umzügen in den ländlichen Raum dabei nur eine untergeordnete Rolle. Am wichtigsten waren den neuen Landbewohnern laut der repräsentativen Befragung Grün- und Freiflächen im Umfeld, die Wohnkosten und die Größe des Grundstücks. Ebenfalls als wichtiges Kriterium wurden Einkaufsmöglichkeiten genannt.

epd/MDR (ala)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 21. März 2023 | 19:00 Uhr

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