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Frank Ullrich: Bekannt wie ein bunter Hund

Auf der Sonneberger Bahnhofstraße, ein paar Meter vom Marktplatz entfernt und mit der Buchhandlung im Rücken, kann man in diesem Bundestagswahlkampf etwas sehen, was in den vergangenen Jahren sehr selten war in Thüringen: Glückliche Sozialdemokraten. Am Stand mit dem feuerroten Sonnenschirm steht die Oberhofer Juso Anne Pietzsch und strahlt mit der Sonne um die Wette. Neben ihr freut sich der Sonneberger SPD-Kreischef Andreas Langenthal-Heerlein. Unter dem Schirm, ihr Kandidat, eine lebende Sport-Legende.

Frank Ullrich bei einem Wahlkampftermin in Oberhof. Bildrechte: imago images/photothek

Frank Ullrich würde wahrscheinlich ebenfalls von einem Ohr bis zum anderen grinsen, wenn er nicht ununterbrochen sprechen müsste. Das liegt daran, dass die Menschen in der Sonneberger Innenstadt fast schon Schlange stehen, um mit dem SPD-Direktkandidaten in paar Worte zu wechseln. Wer Straßenwahlkampf kennt, der wundert sich.

Direkte Kommunikation mit dem Wähler als Ullrich-Rezept

"Ich versuche, mit so vielen Leuten wie möglich zu sprechen", sagt Ullrich zwischen zwei Passanten. "Das ist mein Rezept, ich will soviel wie möglich von den Leuten mitnehmen nach Berlin." Wenn man ihm so zuschaut, dann wirkt der schlanke, fit wirkende Ex-Leistungssportler, als würde er am liebsten die ganze Welt umarmen. Wegen seiner internationalen Erfolge in Loipe und Schießstand ist der Suhler im Wahlkreis zwischen Rhön, Rennsteig und Heldburger Unterland bekannt wie ein bunter Hund. Und seit es läuft für die SPD, macht ihm der Wahlkampf noch mehr Spaß als vorher schon.

Zur insgesamt positiven Grundeinstellung des Ex-Biathleten passt der positive Verlauf der Kampagne "hundertprozentig". Im Gespräch mit den Bürgern kreisen seine Antworten um die Begriffe "Augenmaß" oder "das ist mir zu eng gedacht". Wer, wie er, regelmäßig auf den Triften und Höhen des Rennsteigs unterwegs sei, der könne es nicht übersehen: "Das Immunsystem des Waldes hat gelitten." Aber auch im Kampf gegen die Klimakrise empfiehlt seine Lebenserfahrung: „Das Eine tun, aber das Andere nicht lassen". Der SPD-Kandidat wirkt offenbar durch seine Anschlussfähigkeit.

Maaßens Kandidatur motiviert die SPD-Basis zusätzlich

Dabei ist Ullrich nicht gänzlich neu im politischen Wettbewerb. Zur Landtagswahl 2019 trat er schon einmal für die heimische Sozialdemokratie an - und scheiterte knapp. Mit gerade mal 210 Stimmen Vorsprung zog der AfD-Kandidat René Aust an ihm vorbei in den Landtag.

"Damals hätten die auch einen Besenstiel aufstellen können", blickt Andreas Langenthal-Heerlein zurück in die Zeiten, als die Bäume für Sonneberger Sozialdemokraten nicht in den Himmel wuchsen. Jetzt ist das anders. Warum? "Wir Sozis ziehen an einem Strang", so erklärt Diana Lehmann den positiven SPD-Trend und beißt beherzt in eine Bratwurst, spendiert von der Bude nebenan auf dem Marktplatz. Die Suhler SPD-Landtagsabgeordnete kennt auch andere Zeiten.

Die bis in die Reihen der CDU hinein umstrittene Kandidatur von Hans-Georg Maaßen sorgt für zusätzlichen Schub. "Letzte Woche hatten wir Besuch von Genossen aus Bochum", erzählt Ullrich. Fürs Wochenende haben sich Jusos aus dem nordrhein-westfälischen Unna und aus Hamburg angesagt, um beim Haustür-Wahlkampf gegen den Rechtsaußen zu helfen. "Die jungen Leute, super!" Auch das war früher bei der SPD nicht üblich.

Dabei sind sich CDU und SPD im Südthüringer Bundestagswahlkampf ziemlich oft ziemlich nah. Mal über-, mal untereinander hängen die Konterfeis von Maaßen und Ullrich an den Straßenlaternen, fast ausschließlich im Doppelpack. "Tja, das liegt daran, dass es hier nur eine Firma gibt, die solche Plakate aufhängt", sagt SPD-Mann Langenthal-Heerlein. "Die wollten halt pro Laterne nur einmal die Leiter anstellen."