Sandro Witt: Gerechtigkeit als Thema

Der Kandidat der Linken sieht ein bisschen aus wie Internet-Erklärer Sascha Lobo. Sandro Witt fällt mit seinem rotgefärbten Irokesenkamm auf unter den Menschen, die sich da zum Sommerfest der Sonneberger Linken im Stadtpark eingefunden haben.

Trotzdem kann der 40-jährige Gewerkschafter auf jede Form von kultureller Aneignung, von Anbiederung, verzichten. Die Linken sind bekanntermaßen ein bunter Haufen: Vom SED-Rentner bis zum Jung-Autonomen - Hauptsache das Herz schlägt links und der Feind steht rechts. "Sandro, ich liebe Dich", ruft eine gemütlich aussehende ältere Dame aus dem Schatten des Kuchenstandes und freut sich, dass ihr Held endlich auf dem Fest eingetroffen ist.

Wahlaufrufe pro Ullrich? "Demokratiegefährdend"

Von einem reinen Zweikampf Maaßen - Ullrich will Sandro Witt nichts wissen. "Mein Gefühl ist anders", sagt er. Trotz der überregionalen Bekanntheit werde Maaßen als "Westimport" wahrgenommen, und die Sportlerkarriere von Frank Ullrich sei auch schon ganz schön lange vorbei. "Fragen Sie mal die jungen Leute."

Deswegen reagiert Witt auch zunehmend genervt auf Anregungen aus dem politischen Umfeld, seine eigenen Bundestagsambitionen zurückzustellen und öffentlich zur Wahl des SPD-Mitbewerbers aufzurufen, um dem Rechtsausleger Maaßen den Weg in den Bundestag zu verbauen. "Das ist demokratiegefährdend", schrieb er dazu auf Twitter.

Zum Rennsteiglied im Che-Guevara-T-Shirt schunkeln

"70 Jahre ist er alt, und die Alte is' schon kalt …" singt derweil "Fritz aus Oberlauscha" in einem Lied, das von Fährnissen mit "der Schwiechermutter" handelt. Der Alleinunterhalter spielt also nicht gerade die Lieblingsmusik von Sandro Witt. Aber das macht nix - so sind sie, die Südthüringer Linken im Itzgrund. Zum Rennsteiglied kann man auch im Che-Guevara-T-Shirt schunkeln.

Kandidat Sandro ist mittendrin und findet nichts dabei, zwischen den großen Themen aus der Zentrale des Deutschen Gewerkschaftsbundes und den Sorgen der Kleingärtner in Oberlind hin und her zu schalten. "Ich bin ein ostdeutsches Arbeiterkind", so beschreibt er sich selbst. Als langjähriger DGB-Vize von Thüringen will er im Bundestag vor allem sozialpolitische Fragen angehen. "Wir haben ein Umverteilungsproblem", sagt er und verschwindet mit seinem Hahnenkamm in der Menge.

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