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Bundestagswahl 2021Wahlswiper, Wahl-Kompass und Co. – Alternativen zum Wahl-O-Mat

21. September 2021, 16:09 Uhr

Der Wahl-O-Mat hilft Millionen Menschen bei der Wahlentscheidung. Wer weiter ratlos ist, kann Alternativen wie Wahlswiper oder Wahl-Kompass nutzen. Manche digitalen Helfer sind auf bestimmte Themen spezialisiert.

Wahl-O-Mat

Der Klassiker unter den Wahlhilfe-Programmen ist der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Seit 2002 hilft der Wahl-O-Mat unentschlossenen Wählerinnen und Wählern. Seitdem wird er von einer Wahl zur nächsten immer häufiger genutzt, vor der Bundestagswahl 2017 gab es fast 16 Millionen Anwendungen.

Das Grundprinzip ist gleich geblieben: Nutzerinnen und Nutzer können 38 Thesen mit "stimme zu", "stimme nicht zu", "neutral" oder "These überspringen" beantworten. Diese Antworten werden mit den Angaben der Parteien abgeglichen. Der Wahl-O-Mat errechnet schließlich den Grad der persönlichen Übereinstimmung mit ausgewählten Parteien.

Zum Superwahljahr 2021 erschien der Wahl-O-Mat nach Angaben der Bundeszentrale in einem neuen Design und mit erweiterten Funktionen. Demnach ist es dieses Mal möglich, über eine Art Feineinstellung direkt die Auswirkungen bestimmer Antworten auf das Ergebnis zu sehen. Außerdem soll es unter anderem einen "Parteienvergleich" geben, bei dem Thesen und Begründungen einzelner Parteien direkt nebeneinander gestellt werden können.

Den Wahl-O-Maten gibt es online im Netz oder als App für Apple-Geräte und Android.

Wahlswiper

Wahlswiper ist gewissermaßen der Wahl-O-Mat für die Tinder-Generation. Das Prinzip ähnelt stark dem Wahl-O-Maten. Nutzerinnen und Nutzer beantworten Fragen, indem sie nach links zu "Nein" oder nach rechts zu "Ja" wischen. Einzelne Fragen können auch übersprungen oder doppelt gewichtet werden. Die Anwendung vergleicht die Antworten anschließend mit denen der Parteien und zeigt die Übereinstimmungen an.

Ein paar Unterschiede gibt es jedoch. So bietet die Wahl-O-Mat-Alternative zu jeder Frage ein Video an, in dem Hintergründe erklärt werden. Außerdem legt die digitale Wahlhilfeanwendung Wert auf Mehrsprachigkeit. Alle Fragen, Videos und Erklärtexte sind auch verfügbar in Englisch, Türkisch, Russisch, Arabisch, Persisch und Kurdisch. Darüber hinaus unterscheiden sich mehrere der 36 Fragen von denen im Wahl-O-Maten.

Der Wahlswiper ist ein Gemeinschaftsprojekt eines Teams um den Politikwissenschaftler Prof. Uwe Wagschal von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem gemeinnützigen Verein "VoteSwiper". Die Übersetzungen und Moderationen hat die "VielRespektStiftung" gefördert.

Den Wahlswiper gibt es ebenfalls online sowie als App für Apple-Geräte und Android.

Wahl-Kompass

Eine Alternative zum Wahl-O-Maten bietet auch die Universität Münster mit dem Wahl-Kompass an. Das Hilfsmittel ist komplexer als der Wahl-O-Mat und bietet zusätzliche Möglichkeiten.

So sind Nutzerinnen und Nutzer zwar auch beim Wahl-Kompass dazu aufgerufen, 30 Fragen zu politischen Themen zu beantworten. Am Ende erfahren die Wählerinnen und Wähler jedoch nicht nur eine prozentuale Übereinstimmung mit den Parteien. Zusätzlich wird die eigene Position in einer "zweidimensionalen politischen Landschaft" dargestellt.

Auf einer Achse geht es darum, wie progressiv-ökologisch oder konservativ-traditionell die eigenen Ansichten sind. Auf der anderen Achse geht es darum, wie man zu Umverteilung oder Eigenverantwortung in der Wirtschafts- und Sozialpolitik steht.

Die Parteipositionen wurden durch ein zweistufiges Verfahren bestimmt. Die Parteien durften sich selbst positionieren, wurden anhand von Wahlprogrammen aber auch nochmals überprüft. Aufgrund des Aufwandes stehen lediglich zwölf Parteien zum Abgleich zur Auswahl: CDU/CSU, SPD, FDP, AfD, Linke, Grüne, Die PARTEI, Freie Wähler, ÖDP, Volt, Tierschutzpartei und die Piratenpartei.

Realisiert wurde das Projekt von den Politikwissenschaftlern Norbert Kersting und Jan Philipp Thomeczek zusammen mit einer niederländischen Firma.

Den Wahl-Kompass gibt es ausschließlich online.

Parteivergleich

Ebenfalls sehr umfangreich ist das Angebot von Parteivergleich.eu. Nutzerinnen und Nutzer können auf der Internetseite 50 Fragen zu 20 Themen beantworten. Am Ende wird die Übereinstimmung mit 36 Parteien überprüft und anhand eines Säulendiagramms dargestellt.

Vom Platzhirschen Wahl-O-Mat unterscheidet sich die Seite durch die Auswahl der Fragen. Diese stammen nicht von einer Redaktion, sondern die Parteien konnten für sie wichtige Themen nennen. Auf dieser Grundlage mussten dann die anderen Parteien dazu Stellung nehmen.

Dieses Vorgehen erzeugt Probleme. Beispielsweise werden bei einigen Fragen Überzeugungen der Parteien einfach übernommen, wenn etwa von "Masseneinwanderung" oder "der sozialen Frage" die Rede ist. Andere Fragen sind geradezu politiktheoretisch. Zum Thema Wohnen lautet etwa eine Frage: "Haben Kommunen kein Interesse, einkommensschwache Mieter zu behalten, weil sie von der Gentrifizierung finanziell profitieren?". In einer anderen Frage werden Detailkenntnisse zum Handelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada vorausgesetzt.

Auch die Antwortmöglichkeiten sind verwirrend. So gibt es bei jeder Frage vier Auswahlmöglichkeiten für "neutral" – jeweils abgestuft danach, wie wichtig einem das Thema ist. Aber kann man bei einem Thema, das einem "sehr wichtig ist", gleichzeitig "neutral" sein?

Nach Angaben der Betreiber ist Parteivergleich.eu unabhängig, neutral und kommt ohne fremde finanzielle Mittel aus.

Wahl-O-Meter

Noch tiefer einsteigen in die Arbeit des Bundestages können Interessierte mit dem Wahl-O-Meter innerhalb der App "Democracy". Das Angebot unterscheidet sich von allen anderen Hilfsmitteln durch den Blick in die Vergangenheit. Nutzerinnen und Nutzer können über tatsächliche Anträge im Bundestag abstimmen und ihre Positionen hiernach mit denen von Parteien sowie einzelnen Abgeordneten vergleichen.

In der App sind per Schnittstelle mit dem Bundestag sämtliche Abstimmungen und dazugehörige Dokumente abrufbar. Das Team des gemeinnützigen Trägervereins "Democracy" will damit über die Bundestagswahl hinaus die politischen Entscheidungsprozesse im Bundestag transparenter machen und Mitbestimmung fördern.

Der Umfang der App ist jedoch zugleich eine Schwäche. Eine schnelle, spielerische Hilfe für die Wahlentscheidung ist das Wahl-O-Meter nicht. Außerdem lässt die Anwendung außer Acht, dass das Abstimmungsverhalten und Positionen einer Partei nicht immer deckungsgleich sind. So lehnt etwa die Regierung Anträge der Opposition in der Regel grundsätzlich ab, macht sich das Anliegen aber eventuell später in einem eigenen Antrag zu eigen.

Der Verein "Democracy" ist nach eigenen Angaben spendenfinanziert und unabhängig. Die App ist verfügbar für Apple-Geräte und Android.

Wahltraut

Wahltraut ist eine jener digitalen Wahlhilfen, die ein spezielles Themenfeld in den Blick nehmen. Im konkreten Fall geht es um die Positionen der Parteien zu Gleichstellung, Inklusion und Antirassismus.

Wie stehen die Parteien zu einer Frauenquote? Was halten die Parteien von einer Studie zu Racial Profiling bei der Polizei? Insgesamt 32 solcher Fragen gilt es zu beantworten. Am Ende folgt auch bei Wahltraut der Abgleich mit Parteipositionen. Allerding liegen lediglich Antworten von fünf Parteien vor.

Hinter Wahltraut steckt die Kampagne "#stattblumen", die sich während der Corona-Krise 2020 formierte und feministische Forderungen an die Bundesregierung stellte.

Wahltraut gibt es ebenfalls ausschließlich per Internet-Browser.

Sozial-O-Mat

Um die Positionen der Parteien in der Sozialpolitik geht es im Sozial-O-Mat, den die Diakonie veröffentlicht hat. Fünf Bereiche nimmt das Informationsangebot in den Fokus: Arbeit, Gesundheit, Familie und Kinder sowie Migration. Am Ende können Nutzerinnen und Nutzer ihre Standpunkte mit denen der Parteien vergleichen.

Der Sozial-O-Mat ist nur online abrufbar.

Klimawahlcheck

Um die Themen Umwelt und Klimaschutz geht es im Klimawahlcheck. Herausgebracht wird das Angebot vom Bündnis "Klima-Allianz Deutschland", dem Verein "GermanZero" und dem Naturschutzbund Nabu. Das Team dahinter schreibt auf der Website: "Wir verfolgen ein anderes Ziel als der Wahl-O-Mat: Der Klimawahlcheck möchte aufzeigen, was notwendig ist, um das Klima wirksam zu schützen und welches Wahlprogramm diesem Ziel am Nächsten kommt."

Nutzerinnen und Nutzer können ihre Positionen zu Themen wie Mobilität, Landwirtschaft oder Energie eingeben und dann mit den Standpunkten der Parteien abgleichen. Allerdings stehen nur die Programme der Parteien aus dem Bundestag dazu zur Verfügung. Die AfD ist nicht dabei, weil sie nach Auffassung der Initiatoren den menschengemachten Klimawandel negiert. Außerdem lehne sie das Pariser Klimaschutzabkommen generell ab.

Den Klimawahlcheck gibt es nicht als App, sondern nur online.

Wahlprogramme im Check bei MDR AKTUELL

Die Programme der Parteien vergleichen können Wählerinnen und Wähler auch bei MDR AKTUELL. Wir haben die Standpunkte der im Bundestag vertretenen Parteien zu insgesamt 13 Themen zusammengefasst, um einen möglichst komfortablen Abgleich zu ermöglichen. Unter anderem geht es um die Themen Digitalisierung, Wohnen und Sicherheit. Zu unserem Wahlprogramm-Check geht es hier:

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 26. September 2021 | 18:00 Uhr