15 Parteien stehen bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt am 13. März zur Wahl.
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Schon 75.000 Seitenabrufe für "Sachsen-Anhalt wählt" Online-Projekt aus Halle erreicht ersten Meilenstein

20. Februar 2016, 11:28 Uhr

Informieren statt bewerten: Getreu diesem Motto arbeitet der hallesche Verein "Wahlinfo+" auf seinem Portal "Sachsen-Anhalt wählt". Dort werden alle Parteien, Kandidaten, Wahlprogramme und Kontaktdaten zur Landtagswahl neutral dargestellt. Bei den Usern kommt das gut an, die Seite ist schon mehr als 75.000 Mal aufgerufen worden. Im Gespräch erklären die Projektverantwortlichen, was ihre Ziele sind und welches der Wahlprogramme überdurchschnittlich oft aufgerufen wird.

Den ersten Meilenstein haben sie erreicht: Die Macher der Online-Plattform "Sachsen-Anhalt wählt" haben vor einigen Tagen die 75.000 geknackt. So oft ist ihre Webseite seit dem Start Anfang Dezember bereits aufgerufen worden. Rahel Szalai, Stefan Weißwange und Daniel Kühne stimmt das zufrieden. Sie sind diejenigen, die die Plattform ins Leben gerufen haben.

"Für ein relativ kleines Portal wie unseres sind 75.000 eine gute Zahl", sagt Stefan Weißwange gegenüber MDR SACHSEN-ANHALT. Ihm und seinen Mitstreitern geht es ums Informieren, um eine unbewertete Darstellung von Forderungen, Positionen und Visionen der zur Landtagswahl zugelassenen Parteien und Kandidaten. Zwar gebe es fernab der Klickzahlen wenig direktes Feedback dafür; "Das ist uns aber auch gar nicht wichtig", so Weißwange.

In den klassischen sozialen Netzwerken Facebook und Twitter gebe es hingegen relativ viel positive Rückmeldung. "Wir wissen, dass unsere Plattform auf Vertrauen basiert. Wir brauchen also immer einen gewissen Anlauf, damit sowohl diejenigen, die wir im Portal darstellen, als auch die Nutzer merken, dass wir unsere Ankündigung umsetzen", erklärt Stefan Weißwange.

Mit der Ankündigung meint er das Versprechen, die Besucher der Seite neutral zu informieren und das gesamte parteipolitische Spektrum abzubilden. "Wir glauben, dass die Nutzer jetzt wissen, dass wir kein tieferes Interesse haben und von niemandem gesteuert werden", sagt Weißwange. Seine Kollegin Rahel Szalai ergänzt, dass im Falle von Fehlern direkt kritisches Feedback einlaufe. "Die Seite wird also wahrgenommen und sowohl Kandidaten als auch Parteien ist daran gelegen, dass die Infos ganz korrekt abgebildet werden", sagt sie.

Dafür sorgt ein Team aus 18 Politikinteressierten. Es hat die Daten angefordert, eingepflegt und so dem User zur Verfügung gestellt. Neben den Projektverantwortlichen waren es vor allem Studierende der Martin-Luther-Universität in Halle, die mitgearbeitet haben. "Überwiegend Politik-Studierende, aber auch junge Menschen aus dem Bereich Lehramt waren dabei", wie Rahel Szalai erklärt. "Das sind junge, sehr engagierte Menschen. Es macht Riesenspaß, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten; zu sehen, wie eigenverantwortlich sie arbeiten", sagt sie.

15 Parteien sind zur Landtagswahl zugelassen, all ihre 114 Ortsverbände finden bei "Sachsen-Anhalt wählt" Erwähnung. Sie stellen 423 Kandidaten vor, die am 13. März antreten und auf der Webseite mit Kontaktdaten, Bild, Hinweis auf Social Media-Kanäle und Webseiten sowie viele mit einem Interview porträtiert werden.

Mehr als 25 Gigabyte Daten erzeugt

Auch bieten die Hallenser an, die Wahlprogramme der Parteien auf Stichworte zu durchsuchen. "Das muss natürlich aufbereitet werden", sagt Stefan Weißwange, "aber wir sehen, dass so etwas ankommt". Daher habe es sich gelohnt, "diesen Berg an Daten zu sammeln". Apropos Datenberg: Seit die Seite im Dezember online gegangen ist, haben die Macher über 25 Gigabyte Daten erzeugt und verschickt.

Zu sehen sind die drei Projektverantwortlichen der Webseite "Sachsen-Anhalt wählt": Daniel Kühne, Stefan Weißwange und Rahel Szalai
Daniel Kühne, Stefan Weißwange und Rahel Szalai (von links) sind für "Sachsen-Anhalt wählt" verantwortlich. Bildrechte: Wahlinfo+ e.V./Karsten Möbius

Dazu gehören auch die Wahlprogramme der Parteien. Überdurchschnittlich oft werde das Wahlprogramm der Alternative für Deutschland (AfD) aufgerufen, sagt Stefan Weißwange. Das müsse aber nicht heißen, dass besonders viele Sachsen-Anhalter gezielt nach dem AfD-Programm suchen. Immerhin tauche "Sachsen-Anhalt wählt" bei Google an einer der ersten Stellen auf, wenn man "AfD-Wahlprogramm" als Suchbegriff eingibt. "Wir gehen also davon aus, dass auch viele Bundesbürger, die über Google danach suchen, auf unserer Seite landen", betont er.

Gut geklickt würden außerdem vor allem die Interviews, die das Portal aktuell mit etwa der Hälfte der Kandidaten anbietet. "Da merken wir, dass die Leute sich relativ viel Zeit nehmen, die Interviews zu lesen." Auch haben die Macher Aufschluss darüber, dass User durchschnittlich vier Minuten auf der Seite verweilen und fünf Unterkategorien aufrufen.

Den nächsten Meilenstein, den Rahel Szalai, Daniel Kühne und Stefan Weißwange anvisiert haben, sind die 100.000 Seitenabrufe. Bis dahin werden sie noch viele Stunden an "Sachsen-Anhalt wählt" sitzen, sich Gedanken machen und die Seite mit noch mehr Daten bestücken. "Es ist eine Herzensangelegenheit", sagt Szalai. Das sieht auch Stefan Weißwange so. Er glaubt, dass ehrenamtliche Projekte nicht funktionieren, wenn man sie wirtschaftlich betrachtet. Und außerdem fänden Wahlen ja nicht ständig statt. "Man kann zwischendurch auch mal in den Leerlauf gehen und überlegen, wie man das nächste Projekt angeht."

Sachsen-Anhalt wählt Das Portal "Sachsen-Anhalt wählt" gibt es in seiner jetzigen Form zum ersten Mal. Es ist aus "Halle wählt" hervorgegangen - einer Plattform, die bereits seit 2004 über Wahlen, Parteien und Kandidaten in der Saalestadt informiert. Für ihr Engagement haben die Macher von "Halle wählt" 2013 den Bürgerpreis der Stadt bekommen.

"Sachsen-Anhalt wählt" wird vom Verein wahlinfo+ betrieben und hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentlich verfügbaren Informationen über Kandidaten und Parteien zur Landtagswahl auf einem Portal zur Verfügung zu stellen, ohne sie inhaltlich zu bewerten.

Das Projekt lebt von der Eigenregie der Macher. Dabei werden sie von der Landeszentrale für politische Bildung unterstützt.

Mehr aus Deutschland