BMW Werk Autozulieferer Produktion
Einige Autozulieferer müssen ihre Standorte schließen, weil es immer weniger Aufträge gibt. Bildrechte: IMAGO / Smith

Verbrenner-Aus Trotz vieler Werksschließungen: Autozulieferer in Mitteldeutschland optimistisch

15. März 2023, 14:01 Uhr

Drei Autozulieferer in Sachsen und Sachsen-Anhalt wollen Standorte schließen: das GKN Gelenkwellenwerk Zwickau-Mosel, Sumitomo in Oberseifersdorf und Magna in Sandersdorf-Brehna. Über 1.000 Arbeitsplätze stehen damit auf der Kippe. Trotzdem ist man optimistisch, dass es Zukunftschancen für die Industrie in der Region gibt.

Betriebsrat Thomas Friedrich konnte es kaum glauben: Bis Ende 2024 will der Autozulieferer Magna sein Werk in Sandersdorf-Brehna schließen. Friedrich sagt, viele Jahre hätten die Beschäftigten für den Konzern gutes Geld verdient. Nun würden sie vom Hof gejagt.

Was noch an Aufträgen da sei, solle ein Werk in Österreich übernehmen. "Wir produzieren hier nicht – ich sage das mal ganz bewusst – für das Auto des 'kleinen Mannes'. Wir bauen hier alles, was groß, schnell und teuer ist – und das hätte auch bis 2030 so weitergehen können. Es ist schlichtweg eine Konzernentscheidung, die hier getroffen wurde, unter der 300 Leute leiden werden, weil ihre Arbeitsplätze nach dem Ende 2024 nicht weiterexistieren werden", sagt Friedrich.

Magna ist nicht der einzige Autozulieferer mit Schließungsplänen. Eine Erklärung dafür geht so: Das Verbrenner-Auto stirbt. Damit werden auch manche Zulieferer überflüssig.

Doch das sei es nicht allein, sagt Dirk Vogel vom Netzwerk der Autozulieferer in Sachsen. Die Anzahl verkaufter Autos sei in der EU drastisch gesunken und Deutschland habe besonders hohe Löhne und Energiekosten. Wenn einer von zwei Standorten schließen müsse, fiele die Wahl oft auf den deutschen: "Grundsätzlich ist davon auszugehen – so schade das ist – dass wir weitere Konzernstandorte verlieren werden oder vielleicht auch den ein oder anderen Mittelständler."

Optimismus für Transformation in Ostdeutschland

Obwohl das Gesagte bitter klingt, ist Vogel für Ostdeutschland optimistisch. Der Netzwerk-Manager sagt, in den vergangenen Jahren sei es hier gelungen, viele Zulieferer in Richtung Elektromobilität umzustellen. Zusammen mit den Autofabriken in Sachsen könne man wieder wachsen.

Das sieht auch Jens Katzek vom Automotive Cluster Ostdeutschland so: "Ich würde mal die kesse These wagen, dass wir gerade in Ostdeutschland für die Transformation in der Automobilwirtschaft extrem gut aufgestellt sind. Wir haben viele neue Unternehmen, die sich hier angesiedelt haben. Wir haben viele große Hersteller, die auf Batterie umgestellt haben wie BMW und VW." Die Zulieferer hätten sich hier in vielen Bereichen auf die neue Situation eingestellt.

Rettungsversuche der IG Metall

Trotzdem könnte der ein oder andere Zulieferer noch aufgeben. Das liegt schon in der Natur von Elektroautos begründet. Ihre Motoren sind weniger komplex als die von Verbrennern. Dadurch sind per se weniger Zulieferer nötig.

Trotzdem versucht die IG Metall über ihre Betriebsräte auch diese Werke zu retten. Conny Schönhardt leitet bei der Gewerkschaft die Stabsstelle Mobilität und Fahrzeugbau: "Für das Unternehmen wird es ganz oft die einfache Variante sein, einen Standort zu schließen oder zu verlagern. Unsere Aufgabe wird sein, genau das zu verhindern." Man wolle darauf achten, dass in Deutschland in zukunftsfähige Produkte investiert und Beschäftigung gehalten werde.

Bei GKN in Zwickau konnte die IG Metall hohe Abfindungen für die Beschäftigten aushandeln. Trotzdem hofft die Gewerkschaft weiterhin, dass sich für das Werk ein Investor findet. Nicht benötigte Abfindungen könnten dann in den Neustart fließen. Bei Magna in Sandersdorf-Brehna betont Betriebsrat Friedrich die Expertise seiner Leute in der Metallverarbeitung. Daran lasse sich anknüpfen, findet Friedrich – mit Magna oder eben einem anderen Unternehmen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. März 2023 | 06:00 Uhr

3 Kommentare

ElBuffo am 16.03.2023

In Deutschland ist man immer gerne gegen Veränderungen. Ginge es nach den Gewerkschaften würden sicher noch Dampfloks fahren und das Getreide mit der Sense abgehauen. Die Umstrukturierung wird umso heftiger ausfallen, je später man damit beginnt. Diese Lektion hat man hier zulande ja nun schon vor nicht allzu langer Zeit gelernt. Ansonsten höre ich aber von den Gewerkschaften derzeit hohe Lohnforderungen, die mit dem Fachkräftemangel begründet und durchgesetzt werden. Das Argument des Arbeitsplatzabbaus sehe ich daher eher als Macht der Gewohnheit, denn als begründete Angst. Und selbst wenn, fährt die Bahn trotzdem nicht nur mit Dampfloks um dem Heizer seinen Arbeitsplatz zu bewahren. Gerade die in diesen drei Werken beschäftigten Fachkräfte werden sich den neuen Arbeitgeber aussuchen können, so wie es momentan vielen geht, die sich umschauen. Und da werden sicher schon bald die ersten den AG wechseln. Nicht zwangsläufig die streikfreudigsten.

kleinerfrontkaempfer am 15.03.2023

"Trotz vieler Werksschließungen...
und dann sind es namentlich 3 Werke. Das ist wirklich ganz schön viel. Für eine klangvolle Überschrift. Heute mal nicht in der BILD.
Dafür im seriösen objektiven Medienportal beim ÖRR.

Wagner am 15.03.2023

Auf leisen Solen hat der Umstrukturierungsprozess begonnen. Und er wird ,sonst wären da die Gewerkschaften nicht so intensiv auf der Matte,so seine Opfer haben und Verluste an Arbeitsplätzen ausweisen. Das oft angesagte 1.1 ist eine Chimäre .

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