Deutsche Bahn Bahn-Aufsichtsrat stimmt geplantem Verkauf von Schenker an dänischen Konzern zu
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02. Oktober 2024, 16:36 Uhr
Der Bahn-Aufsichtsrat hat mehrheitlich für den Verkauf der Logistiktochter Schenker votiert. Der Verkauf sei ein "wichtiger Meilenstein", um sich etwa auf die Sanierung der Schieneninfrastruktur zu konzentrieren, erklärte die Bahn. Die Verkaufserlöse sollen vollständig in den Abbau des Schuldenbergs bei der Bahn fließen. Die Gewerkschaft EVG befüchtet jedoch den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze und stimmte nicht zu.
- Der Aufsichtsrat der Bahn stimmt dem Verkauf von Schenker zu.
- Die Gewerkschaft EVG stimmt nicht zu und befürchtet den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze - auch Verdi ist besorgt.
- Die Erlöse sollen in den Abbau des Schuldenbergs bei der Bahn fließen.
Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) hat dem geplanten Verkauf der Logistiktochter Schenker zugestimmt. Das Gremium stimmte nach Angaben des Unternehmens bei seiner Sitzung am Mittwoch mehrheitlich dafür, dass Schenker an den dänischen Logistikkonzern DSV veräußert werden soll. Dieser will die Bahn-Tochter für gut 14 Milliarden Euro kaufen. Nach Angaben der Bahn erteilte auch der Bund die nötige Zustimmung für die geplante Transaktion.
Deutsche Bahn: "Wichtiger Meilenstein"
Der Verkauf von Schenker sei ein "wichtiger Meilenstein für die DB, um sich konsequent auf die Sanierung der Schieneninfrastruktur im Inland sowie den Betrieb eines klimafreundlichen Personen- und Güterverkehrs in Deutschland und Europa zu konzentrieren", erklärte der Bahn-Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer. Schenker erhalte mit DSV einen "starken strategischen Eigentümer", führte Bahn-Chef Richard Lutz aus.
Die Vertreter der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG stimmten hingegen nicht zu und kritisierten das Votum als einen "schweren strategischen Fehler". EVG-Chef Martin Burkert erklärte, man habe im Aufsichtsrat deutlich gemacht, "welchen Vorteil der Erhalt von Schenker im Systemverbund Bahn hätte".
Gewerkschaften besorgt - Wissing begrüßt Beschluss
Die Gewerkschaft fürchtet durch den Verkauf den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze: Mit der Übernahme ist ein Abbau von Stellen verbunden - wie viele genau, ist noch offen. Vereinbart wurde nach Angaben der Bahn, dass die Arbeitsplätze für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss des Verkaufs geschützt sind. Der EVG reicht das nicht aus, es drohe ein "massiver Stellenabbau". Das sei "nicht akzeptabel".
Auch die Gewerkschaft Verdi zeigte sich mit Blick auf die Jobsituation besorgt und forderte den Erhalt von Arbeitsplätzen und Mitbestimmung in dem Unternehmen. Da sei nun der DSV-Konzern "in der Pflicht". Nach den monatelangen Diskussionen im Verkaufsprozess seien die Beschäftigten "nachvollziehbar verunsichert". Sie bräuchten Klarheit und Sicherheit, dass ihre Jobs erhalten bleiben, außerdem müsse DSV "dauerhaft tarifgebunden sein". Weltweit beschäftigt Schenker derzeit 72.700 Menschen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing begrüßte hingegen den Beschluss als "notwendig" für die Bahn ebenso wie für Schenker. Nun müsse es um die "zügige und gründliche Umsetzung der Konzernsanierungsstrategie" der Deutschen Bahn gehen, sagte der FDP-Politiker.
Abschluss des DB-Geschäfts für 2025 erwartet
Die Deutsche Bahn hatte den Verkaufsprozess für Schenker bereits kurz vor Weihnachten im vergangenen Jahr gestartet. Zunächst gab es sehr viele Bieter. DSV habe sich jedoch mit dem "eindeutig wirtschaftlich vorteilhaftesten Angebot durchgesetzt", erklärte die Bahn. Ein Abschluss des Geschäfts wird nun im Laufe des Jahres 2025 erwartet.
Der angeschlagene DB-Konzern wird sich mit dem Verkauf von einem der wenigen gut laufenden Geschäftsbereiche im eigenen Haus trennen. 2023 machte Schenker einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro und holte die Bahn zumindest operativ aus der Verlustzone. Die Verkaufserlöse sollen nun vollständig in den Abbau des Schuldenbergs bei der Bahn fließen, der sich zum ersten Halbjahr auf rund 33 Milliarden Euro belief.
afp/dpa (mze)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Oktober 2024 | 15:00 Uhr
steka vor 1 Wochen
Der "Privateigentümer", der von der Autolobby gesponsert wird. "Tafelsilber" kann man ruhig verkaufen, aber nicht gerade die "Zugpferde", die man fürs "tägliche Brot"beschaffen braucht.
von Manger vor 1 Wochen
Dieser Verkauf kommt einem Offenbarungseid sehr nah. Damit wird deutlich, daß auch der Eigentümer nicht viel besser aufgestellt sein kann.
Anstatt eine Trennung von zig GmbH'n und anderen Beteiligungen vorzunehmen um Kosten zu senken, wird protzig der Gewinnbringer verhökert.
Und der Herr Verkehrsminister.... naja das spar ich mir.
kleinerfrontkaempfer vor 1 Wochen
Wenn in der Familie das Geld knapp wurde verkaufte man das Tafelsilber um die Not zu lindern.
So auch hier bei der Bahn und ihren größten Anteilseigner Bundesrepublik. Der einzige "Betriebsteil" der dauerhaft profitabel arbeitete und wirtschaftete wird verkauft. Welche Privatunternehmer würde so handeln?