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Angespannter ImmobilienmarktHohe Zinsen bei Baufinanzierung: Bausparverträge im Trend

10. November 2022, 05:00 Uhr

Die Zinsen für Immobilienkäufe sind so hoch wie nie, die Baukosten explodieren. Wer noch vor einem Jahr überlegt hat, ob er sich ein Haus oder eine Wohnung kauft oder baut, rückt jetzt gerade wahrscheinlich eher davon ab. Während Banken bei der Kreditvergabe zögerlich bleiben, boomt das Interesse für Bausparverträge.

Seit einigen Monaten staunt Peter Barkow über die Entwicklungen der Baufinanzbranche. Der Finanzanalyst beobachtet den Sektor seit vielen Jahren. Die Bewegungen der letzten Monate waren besonders. Lagen die Zinssätze für Baufinanzierung Anfang des Jahres noch bei unter einem Prozent, haben sie sich aktuell mehr als vervierfacht. Kauf- und Baupläne werden zunehmend verworfen, weil es einfach zu teuer ist.

Der Markt sei regelrecht paralysiert, beschreibt Barkow: "Das sehen wir ganz klar in den Daten der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank, was das Neugeschäft an Baufinanzierung angeht. Also wir haben da den vierten Rückgang in Folge im September gehabt, wir liegen im Moment 30 Prozent unter Vorjahr, auch das ist ein historischer Wert – ein Tiefstwert." Ein weiterer Rückgang zeichnete sich auch im Oktober ab, erklärt der Analyst, der Tiefpunkt sei vermutlich noch nicht erreicht.

Zinskosten verändern sich so schnell wie noch nie

Vor 15 bis 20 Jahren war das Zinsniveau schon einmal ähnlich hoch, erklärt Finanzwissenschaftlerin Christina Bannier von der Uni Gießen. Neu sei vor allem das Tempo der Veränderung der Zinskosten, die vor allem für Normalverdiener gerade den Traum von den eigenen vier Wänden unbezahlbar macht.

Aber es gibt Hoffnung, dass sich der Markt regulieren wird, erklärt Bannier: "Weil einfach die Nachfrage nach Immobilien deutlich nachgelassen hat, sprich, da kommt wieder mehr auf den Markt, man kann also die Augen offenhalten, hat vielleicht Glück und kann dann doch eine etwas günstigere Immobilie jetzt erstehen, als das vor ein oder zwei Jahren in einem sehr aufgeheizten Markt noch der Fall war."

Banken prüfen Kreditwürdigkeit kritisch

Selbst, wenn Normalverdiener sich trotz hoher Zinsen für einen Immobilienkauf entscheiden würden, stehen die Chancen auf einen Kredit aktuell nicht so gut. Banken überprüfen Kreditwürdigkeiten aktuell besonders kritisch, erklärt Finanzwissenschaftlerin Bannier, die sich gesondert mit Kreditwürdigkeiten auseinandersetzt.

Für viele ist aktuell ein Bausparvertrag interessant, berichtet Alexander Nothaft vom Verband der privaten Bausparkassen: "Wir haben ein Plus von etwa 40 bis 50 Prozent, im Vergleich zum letzten Jahr. Wenn sie heute ein Haus kaufen oder bauen wollen, müssen sie mit Zinsen von 4 Prozent rechnen, bei Bausparkassen gibt es noch Darlehenssummen zu einem Zins von 1,5 bis 2,5 Prozent. Das hat sich rumgesprochen."

Verbraucherschutz: Bausparvertrag nicht als Geldanlage nutzen

Martina Schröder von der Verbraucherzentrale Sachsen, rät dazu, sich die Konditionen genau anzusehen. So sollten die Abschlusskosten nicht höher als ein Prozent der Sparsumme betragen: "Sie sollten sich überlegen, wofür brauche ich den Bausparvertrag. Denn ein neuer Vertrag als Geldanlage ist unrentabel. Aber sie sind zum Beispiel sinnvoll, wenn man ihn in eine laufende Baufinanzierung einbauen möchte."

Besondere Vorsicht sei bei so genannten Bausparsofortfinanzierungen geboten, sagt Schröder von der Verbraucherzentrale. Die seien teurer, kompliziert und besonders riskant.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. November 2022 | 06:00 Uhr