Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Ist Braunkohle – unabhängig von gesetzlich festgelegten Fristen – noch wirtschaftlich? Beim Energieversorger Leag und der Braunkohlegesellschaft Mibrag stehen mittlerweile alle Zeichen auf "Grün" statt Braun(kohle). Bildrechte: IMAGO/Dirk Sattler

KohleausstiegKraftwerk Lippendorf: Schon 2028 raus aus der Kohle?

02. April 2023, 22:44 Uhr

Der Energieversorger EnBW will seinen Braunkohleblock im Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig bereits 2028 aus wirtschaftlichen Gründen abschalten. Dabei könnte der Block bis 2035 Strom liefern. Die Braunkohlengesellschaft Mibrag reagiert darauf gelassen.

EnBW will seinen Braunkohleblock im Kraftwerk Lippendorf bei Leipzig aus wirtschaftlichen Gründen bereits 2028 abschalten. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Der Block könnte aber bis 2035 Strom liefern.

Der zweite Block in Lippendorf gehört dem Lausitzer Bergbauunternehmen Leag. Das Kraftwerk wird von der Mibrag über Förderbänder beliefert. Mibrag-Sprecher Sebastian Exner teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, Planungsgrundlage für sein Unternehmen seien die vereinbarten Laufzeiten gemäß Kohleausstiegsgesetz.

Außerdem sei zu entnehmen, dass EnBW seine Planungen mit der Einschränkung "sofern die politischen Rahmenbedingungen erfüllt sind" verbinde. Konkret werde in diesem Zusammenhang der Ausbau von erneuerbaren Energien, der Übertragungs- und Verteilnetze sowie der Gas- und Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland genannt.

Kohlekraftwerk LippendorfDas Kraftwerk Lippendorf ist ein mit Braunkohle befeuertes Dampfkraftwerk am Nordwestrand des Ortes Lippendorf der Gemeinde Neukieritzsch im Landkreis Leipzig. In Lippendorf wird seit 1968 Kohle in Energie gewandelt. In letzter Zeit lohnt sich der Betrieb jedoch offenbar immer weniger. Erst Anfang des Jahres stand das Kraftwerk still, da der Bedarf an Strom zum großen Teil mit erneuerbaren Energien gedeckt werden konnte.

"Theoretische Diskussion" um früheren Ausstieg

Im Hinblick auf die bisherigen Ausbaugeschwindigkeiten, die kurzfristig erforderlichen Steigerungsraten sowie den Grundsatz der jederzeit zu gewährleistenden Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen sei aus Sicht von Mibrag nicht zu erkennen, wie die genannten Rahmenbedingungen verlässlich und vollständig bereits bis 2028 vorliegen könnten.

Kurz: Ob EnBW bis 2035 aussteigt, ist fraglich. Sachsen-Anhalts Energieminister Armin Willingmann (SPD) sprach bei MDR SACHSEN-ANHALT von einer theoretischen Diskussion, die geführt werde. Allerdings werde man auf Sicht in die Debatte kommen, ob und ab wann die Nutzung von Braunkohle noch wirtschaftlich sinnvoll sei: "Das ist durch die CO2-Bepreisung ein besonderes Problem. Das ist natürlich auch bei uns im Land Sachsen-Anhalt dadurch determiniert, dass irgendwann Profen ausgekohlt ist. Da gehen wir von etwa 2035 aus, dass auch die Betriebsgenehmigung für Schkopau ausläuft, im Jahr 2034", sagt Willingmann.

Wirtschaftlichkeit von Braunkohle

Willingmann räumte darüber hinaus ein, dass immer häufiger der Hinweis komme, dass Braunkohle irgendwann nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sei, unabhängig von gesetzlich festgelegten Fristen.

Ist das Thema Braunkohle auserzählt? Vor EnBW hatte bereits der Versorger RWE in Nordrhein-Westfalen angekündigt, früher als gesetzlich vorgesehen aus der Braunkohle aussteigen zu wollen. Das Unternehmen nennt als Ausstiegsjahr 2030.

Transformation bei Leag und Mibrag

Auf Basis der Geschäftsfelder Energie, Bergbau und Industrielösungen befinde sich die Braunkohlengesellschaft Mibrag im Transformationsprozess, schreibt Unternehmenssprecher Sebastian Exner auf Anfrage. "Ein wesentliches Element der Unternehmensplanung ist EMIR – Erneuerung Mibrag im Revier. Dazu zählen Projekte zur Errichtung von Wind- und Photovoltaikparks und perspektivisch die Veredlung des grünen Stroms zu Wasserstoff und Wasserstoff-Derivaten."

Das heißt, das neue Kraftwerk würde für einen Übergangszeitraum mit Gas betrieben, hätte aber die Option, perspektivisch auf die Nutzung von Wasserstoff umgestellt werden zu können.

Kathi Gerstner, Leag-Pressesprecherin

Leag-Pressesprecherin Kathi Gerstner schreibt ebenfalls von Transformation, Innovation und "grüner Grundlast": "Zur Absicherung von Erzeugungslücken aufgrund des Kohleausstiegs planen wir den Betrieb eines wasserstofffähigen Gaskraftwerkes mit bis zu 900 Megawatt Leistung in Lippendorf an.

Sie erklärt weiter: "Das heißt, das neue Kraftwerk würde für einen Übergangszeitraum mit Gas betrieben, hätte aber die Option, perspektivisch auf die Nutzung von Wasserstoff umgestellt werden zu können."

Die Zukunft spricht Gas und Wasserstoff

Der Betrieb des "H2-ready-Gaskraftwerks" von dem hier die Rede ist, ist ab der zweiten Hälfte der 2020er-Jahre in Lippendorf vorgesehen. Ein Genehmigungsantrag für die erste Teilgenehmigung sei bereits eingereicht worden.

Aber: "Voraussetzungen für die Realisierung dieser Pläne sind der Aufbau einer Gas- und Wasserstoff-Netzinfrastruktur, sowie Markt- und Investitionsanreize für einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage", schreibt Gerstner. 

Mehr zur Energiewende

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Nachrichten | 29. März 2023 | 06:20 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Mehr aus Deutschland