Hörer machen Programm Mangelware Briketts: Wie ist die Lage in Deutschland?

Wer einen Ofen hat, heizt auch mit Briketts seinen Ofen. Doch diese sind Mangelware und es gibt immer weniger Produzenten. Eine deutsche Fabrik schließt zum Ende des Jahres. Wegen des verfrühten Braunkohleausstiegs von RWE hat das Unternehmen die Produktion der Sieben-Zoll-Briketts bereits eingestellt. Wie soll das weitergehen? Das fragt sich MDR-AKTUELL-Hörer und Kohlenhändler Rolf Neubert.

Ein Aufbereitungsmechaniker hält in Schwarze Pumpe auf dem Gelaende des Energieversorgers Vattenfall Europe Mining AG ein Braunkohlebrikett der Sorte Rekord in den Händen.
Wer einen Ofen hat, heizt diesen auch mit Briketts. Doch die sind derzeit Mangelware. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Klaus-Dietmar Gabber

Heizen wird offenbar langsam zu einem Luxusgut in Deutschland, denn die Energiepreise steigen. Viele Verbraucher, die Öfen haben, decken sich deshalb mit alternativen Heiz-Materialien ein, zum Beispiel mit Briketts, also mit Kohle. Darum geht es MDR-AKTUELL-Hörer Rolf Neubert aus Grimma. Er ist Kohlenhändler und hat selbst Probleme, Kohle für seine Kunden zu bekommen. Er fragt sich, wie es weitergehen soll.

Fabrik in NRW macht zum Jahresende Schluss

Die Fabrik Frechen in Nordrhein-Westfalen stellte seit 120 Jahren Briketts der Marke "Union" her. Doch damit ist zum 31. Dezember Schluss, teilte der Konzern RWE schriftlich auf eine Anfrage von MDR AKTUELL mit: "Der gesetzliche Kohleausstieg sieht das Ende der Brikettierung für dieses Jahr vor. Vor diesem Hintergrund hat RWE die Produktion der Sieben-Zoll-Briketts bereits eingestellt", erklärt das Unternehmen.

Die Herstellung von Dreizoll-Briketts solle noch bis zum Jahresende weiterlaufen. "Diese Briketts stehen dem Brennstoffhandel bis dahin weiter zur Verfügung", so RWE. Durch das Ende der Brikettierung fallen in NRW 500 Arbeitsplätze weg.

Brikett-Fabrik in Brandenburg läuft auf Hochtouren

Die Brikett-Fabrik in Schwarze Pumpe in Brandenburg dagegen, anderes als von unserem Hörer befürchtet, macht nicht zu. Dort wird die Marke "Rekord" aus Lausitzer Braunkohle hergestellt. Die Produktion laufe seit dem Frühjahr auf Hochtouren, sagt Thoralf Schirmer, Sprecher des Lausitzer Stromkonzerns LEAG, zum dem die Brikett-Fabrik gehört: "Wir erleben eine hohe Nachfrage wie wir sie seit 30 Jahren so nicht gekannt haben".

Seit 30 Jahren hätten die Mitarbeiter nicht im Sommer durcharbeiten müssen. "Wir haben im Grunde leere Lager im Veredlungsbetrieb, weil alles, was produziert wird, so wie es reinkommt, auch wieder rausgeht an die Kunden", erklärt der Unternehmenssprecher. Der Brikett-Boom habe seit dem Ukraine-Krieg und besonders seit der Gas-Krise zugenommen, so Schirmer. Viele Verbraucher würden ihre Vorräte aufstocken.

Neukunden gehen leer aus

Das sorgt für eine schwierige Lage auf dem Markt. "Wir müssen jetzt feststellen, dass wir in einer Situation sind, wo wir den gestiegenen Bedarf nach Braunkohlebriketts als einzige verbliebenen Brikett-Fabrik in Deutschland nicht mehr allein decken können. Wir müssen die Bestellungen, die wir haben, abarbeiten." Neubestellungen können sie vorerst nicht annehmen, heißt es.

Der Grund: Es würden größere Mengen Braunkohle für zwei Blöcke im Kraftwerk Jänschwalde benötigt, die zur Stromproduktion hochgefahren werden sollen. Das sei so nicht geplant gewesen, so der LEAG-Sprecher. Deshalb würde die Rohstoffversorgung der Brikett-Fabrik bald zeitweise eingeschränkt sein. 

Die Preise für Briketts gehen seit Monaten nach oben. Sie kosten jetzt beim Händler mitunter 21 Euro pro Zentner, also über 400 Euro pro Tonne.(*)

Ab 2023 wird Brikett-Kohle noch teurer. Denn dann greift das Brennstoffemissionshandelsgesetz für Kohle, also die CO2-Abgabe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 10. Oktober 2022 | 06:25 Uhr

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