Kundin am Gemüseregal im Supermark
Immer wieder ist in Supermärkten zu beobachten, wie selbst bei einem Stück Butter auf Warensicherung hingewiesen wird. Was hat es damit auf sich? Bildrechte: on record version = 2

Diebstahlschutz Zunehmend Warensicherung bei Grundnahrungsmitteln

14. September 2022, 05:00 Uhr

In Supermärkten ist immer häufiger der Hinweis auf Warensicherung zu sehen – auch bei Grundnahrungsmitteln. Tatsächlich stellen manche Märkte vermehrt Ladendiebstähle fest, doch ein Handelsexperte sieht im Konzept des Selbstbezahlens den Grund.

Ein Foto aus einer Lidl-Filiale, geteilt von einem Twitter-Nutzer. Darauf zu sehen ist ein Karton mit Butter-Paketen. Auf jedem Päckchen klebt ein gelber Sticker mit der Aufschrift: "Gesicherter Artikel". Meldungen wie diese gibt es auch aus anderen Supermarkt-Ketten.

Diebstähle vermehrt bei Grundnahrungsmitteln

Kati Sommer ist die Präsidentin vom Handelsverband Sachsen-Anhalt und stellt aktuell tatsächlich mehr Ladendiebstähle fest. Sie führt selbst zwei Rewe-Filialen in Magdeburg.

Sommer sagt, Diebstähle gibt es zurzeit auch vermehrt bei Grundnahrungsmitteln: "Ja, wir sehen momentan bei Hausfrauen oder Rentnern einen Zuwachs. Mit ihrem Geldbeutel müssen sie kalkulieren und da verschwindet dann schon mal die ein oder andere Wurst oder das eine oder andere Brot in einer Extratasche."

Sommer macht den Job seit 20 Jahren. Einen solchen Zuwachs habe sie noch nicht erlebt. Auch von anderen Händlerinnen und Händlern aus Sachsen-Anhalt bekomme sie zurzeit mehr Meldungen über Ladendiebstähle.

Handelsexperte: Warensicherung wegen Selbst-Checkout

Gerrit Heinemann ist Professor und Handelsexperte der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach. Er denkt nicht, dass die zunehmende Warensicherung in den Supermärkten mit steigenden Diebstählen zu tun hat.

Die Inflation bei Lebensmitteln, die hohen Preise und der Fachkräftemangel – das alles bewege die Supermärkte zum Umdenken, "was dazu führt, dass der Handel wahrscheinlich in den nächsten Jahren verstärkt auf Selbst-Checkout setzt. Das heißt, das Personal sitzt nicht mehr an der Kasse, sondern der Kunde bezahlt im Grunde über Scanner oder sogar selbst per App. Das erfordert eben auch Warensicherungen an Produkten, an denen das bisher einfach zu teuer war."

Die Technologie sei mittlerweile so weit entwickelt, dass die Warensicherung kaum sichtbar und kostengünstig ist. Heinemann erklärt: "Das findet heute über einen kleinen Aufkleber oder sogar schon eine Paste statt. In der befinden sich sogenannte RFID-Chips. Wenn so eine Warensicherung per Paste weniger als 1 Cent pro Produkt kostet, dann ist das auch wirtschaftlich darstellbar." Heinemann geht davon aus, dass Supermärkte in Zukunft alle Produkte gegen Diebstahl sichern, um dann Selbstbedienungskassen einführen zu können.

Die großen Supermarktketten wollten sich gegenüber MDR AKTUELL nicht zu der Frage äußern, ob Ladendiebstähle bei ihnen zunehmen und ob sie vermehrt auf die Sicherungen der Produkte setzen.

Mehr Ladendiebstähle in Sachsen-Anhalt und Thüringen

Das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt meldet tatsächlich steigende Zahlen von Diebstählen im Einzelhandel. Knapp 4.500 Ladendiebstähle gab es im August 2021. Im August 2022 waren es etwa 5.800 – ein Anstieg von rund 30 Prozent.

Die Polizei Thüringen verzeichnet nur einen leichten Anstieg der Fälle in den Monaten Juni, Juli und August. Sprecher Patrick Martin weist jedoch schriftlich darauf hin: "Bei diesen geringen Verschiebungen ist zu berücksichtigen, dass in 2021 in den Läden Corona-Bedingungen herrschten, zum Beispiel Maskenpflicht, Personenmengenbegrenzungen, Korbpflicht, die aufgrund der eingeschränkten Tatgelegenheiten auch zu einer Veränderung der Zahlen beigetragen haben können."

Das sächsische Innenministerium kann noch keine aktuellen Zahlen liefern – aus den Polizeidirektionen sei jedoch kein wesentlicher Anstieg bei Ladendiebstählen zu verzeichnen, teilt eine Sprecherin mit.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. September 2022 | 06:00 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Letzte Inlands-Briefsendungen per Flugzeug der Post 1 min
Letzte Inlands-Briefsendungen per Flugzeug der Post Bildrechte: TNN
1 min 28.03.2024 | 11:17 Uhr

Nach 62 Jahren hat die Deutsche Post ihre Brief-Beförderung per Flugzeug im Inland eingestellt. In der Nacht zu Donnerstag hob die letzte Maschine in Berlin ab und flog nach Stuttgart.

Do 28.03.2024 10:54Uhr 01:01 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-post-briefe-flugzeug-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Eine Grafik zeigt eine Hand, die an einem Solarmodul arbeitet. Dazu Text. 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.03.2024 | 11:12 Uhr

Deutsche Solarmodul-Hersteller hatten auf den "Resilienzbonus" gehofft. Doch der ist jetzt vom Tisch. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff ist enttäuscht.

Do 28.03.2024 10:32Uhr 00:47 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-reel-solar-branche-haseloff-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei arbeiten an einer Unfallstelle auf der Autobahn 44 an einem verunfallten Bus
Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei arbeiten an einer Unfallstelle auf der Autobahn 44 (A44) an einem verunfallten Bus. Bildrechte: picture alliance/dpa/Daniel Schröder
21 Verletzte bei Unfall eines Reisebusses in NRW 1 min
21 Verletzte bei Unfall eines Reisebusses in NRW Bildrechte: Nonstop
1 min 29.03.2024 | 11:55 Uhr

Beim Unfall eines Reisebusses auf der A44 in Nordrhein-Westfalen sind in der Nacht zum Freitag 21 Menschen verletzt worden. Der Bus war von der Fahrbahn abgekommen, wohl aufgrund eines medizinischen Notfalls des Fahrers.

Fr 29.03.2024 11:22Uhr 00:41 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-unfall-bus-neu-unna100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video