Vermögensbildung DIW fordert "Grunderbe" für alle 18-Jährigen
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Einige wenige erben Millionen – viele andere gehen hingegen leer aus. Um dem entgegen zu wirken hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ein sogenanntes Grunderbe vorgeschlagen. Demnach sollen alle 18-Jährige ein Startkapital von 20.000 Euro vom Staat geschenkt bekommen.

- Das DIW hat ein "Grunderbe" von 20.000 Euro für alle 18-Jährigen vorgeschlagen.
- So ein Startkapital könnte die Vermögensungleichheit in Deutschland reduzieren.
- Studien zeigen, dass die untere Hälfte der Bevölkerung kein Vermögen besitzt und praktisch nichts erbt, während das reichste ein Prozent fast ein Drittel des gesamten Privatvermögens besitzt.
Zur Verringerung der Vermögensungleichheit empfiehlt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ein "Grunderbe" für alle 18-Jährigen. DIW-Steuerexperte Stefan Bach sagte, jeder junge Erwachsene könne vom Staat ein Startkapital bis zu 20.000 Euro bekommen. Nach Bachs Worten würde das etwa 15 Milliarden Euro jährlich kosten. Das könne man aber durchaus finanzieren, indem hohe Einkommen, Vermögen und Erbschaften ab zwei Millionen Euro stärker besteuert würden. "Wenn die Steuererhöhungen für ein Grunderbe verwendet würden, wären die Steuererhöhungen für Reiche sicher leichter zu vermitteln", so der Steuerexperte.
Startkapital könnte Ungleichheit reduzieren
Natürlich solle es das Geld nicht bar auf die Hand geben, sondern etwa an Aus- und Weiterbildung, Selbstständigkeit und Wohneigentum geknüpft werden, sagte Bach. "Wenn wir wirklich in absehbarer Zeit 'Wohlstand für alle' schaffen wollen, dann sollten wir die hohe Vermögensungleichheit in Deutschland durch Umverteilung reduzieren."
Dabei könne so ein Startkapital helfen, erklärte Bach. Denn so erhalte die besitzlose Hälfte ein Grunderbe zum Vermögensaufbau, das über Steuern auf hohe Vermögen finanziert werde. Das würde die Ungleichheit in Deutschland je nach Ausgestaltung deutlich reduzieren, heißt es in einer Studie des Instituts. Der Gini-Koeffizient, das weltweit anerkannte Standardmaß der Ungleichheit, würde so um fünf bis sieben Prozent sinken.
Gini-Koeffizient Der Gini-Koeffizient misst Ungleichheit einer Verteilung. Am häufigsten eingesetzt wird er zur Bestimmung von Einkommens- und Vermögensungleichheit. Er kann Werte zwischen 0 und 1 annehmen. Je höher der Wert, desto stärker ausgeprägt ist die gemessene Ungleichheit. Beispielsweise bedeutet ein Gini-Koeffizient von 0, dass alle verglichenen Personen genau das gleiche Einkommen oder Vermögen haben. 2020 lag der Wert in Deutschland bei 0,34.
Untere Hälfte der Bevölkerung besitzt kein Vermögen
Das DIW reagiert damit auf Maßnahmen zur Vermögensbildung, die im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP vorgesehen sind. "Das geht in die richtige Richtung, dürfte aber die große Ungleichheit bei den Vermögen nur moderat und sehr langfristig senken", sagte Bach.
Die untere Hälfte der Bevölkerung hat den Berliner Forschern zufolge keine nennenswerten Vermögen. Die reichsten zehn Prozent allein besitzen hingegen mehr als zwei Drittel des gesamten Privatvermögens, das reichste Prozent 35 Prozent und die reichsten 0,1 Prozent bis zu 20 Prozent. Die große Ungleichheit bei den Vermögen setze sich über Erbschaften und Schenkungen fort. Die Hälfte der Bevölkerung bekomme praktisch nichts vererbt, sehr wenige dagegen sehr viel, so die Studie im Auftrag des "Forum New Economy".
Quelle: MDR AKTUELL/Reuters (sra)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 18. Dezember 2021 | 09:00 Uhr
dimehl vor 22 Wochen
"Bildung ist so wichtig, das soll jetzt sogar ein eigenes Schulfach werden."
Ja, Bildung ist wichtig.
Manche schaffen durch Bildung auch den wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Aufstieg.
Diese werden dann, auch in den Medien, als Beispiel für alle Anderen präsentiert:
"Seht her, wenn ihr euch nur genügend anstrengt und bildet,
könnt ihr es doch auch schaffen.
Und wenn nicht, nun, dann habt ihr euch halt' einfach nur nicht genügend angestrengt und gebildet - selbst schuld!"
Das grundlegende Problem: "Untere Hälfte der Bevölkerung besitzt kein Vermögen" wird man mit Bildung allein nicht lösen können.
dimehl vor 22 Wochen
Wenn es so wäre, wie Sie schreiben, gäbe es solche Vorschläge nicht.
Aber so ist es eben nicht:
nicht umsonst gibt es den Begriff Erwerbsarmut (Working Poor).
Matthi vor 22 Wochen
Grunderbe ab 18, wer denkt sich sowas aus. Als nächstes kommt dann das recht auf den goldenen Löffel ab dem 1. Lebensjahr. Chancengleichheit kommt sicher nicht durch immer mehr Steuergeschenke sondern die richtigen Netzwerke entscheiden und der Fleiß eines jeden. Wir haben in Deutschland auch wenn es nicht Perfekt ist ein Kostenloses Bildungssystem Kindergeld, BAföG und andere Leistungen wenn die Eltern wenig Geld verdienen und ihre Kinder bei der Beruflichen Ausbildung nicht unterstützen können. Da sieht es in anderen Ländern anders aus und ich Rede nicht von Entwicklungsländern, da kostet Bildung Geld wer keines hat bleibt auf der Strecke.