Digitalisierung Druckereien kämpfen um Aufträge
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17. September 2024, 15:16 Uhr
Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte gibt es heutzutage auch digital. Wenn sich Verlage oder Unternehmen dafür entscheiden, ihre Produkte nicht mehr drucken zu lassen, fallen bei Druckereien wichtige Aufträge weg. Wir zeigen, wie zwei mitteldeutsche Druckereien damit umgehen.
Mitte Oktober 2025 soll es die letzte gedruckte Ausgabe der Tageszeitung taz geben – ab dann soll nur noch die Wochenendausgabe auf Papier erscheinen. Das hat die Zeitung erst dieses Wochenende selbst mitgeteilt. Der Burda-Verlag hingegen hat Mitte August angekündigt, auch noch in den nächsten Jahren auf gedruckte Zeitschriften zu setzen. Derartige Mitteilungen werden von Druckereien mit Hoffen und Bangen verfolgt. Denn dies hat Folgen für ihr Arbeitsvolumen und damit auch für die Beschäftigten.
"Gotha-Druck": Durch britisches Unternehmen gerettet
Die Firma "Gotha-Druck" war 2023 in die Insolvenz gerutscht, wurde aber durch einen Branchenriesen aus Großbritannien gerettet. Er übernahm den Betrieb und einen erheblichen Teil der Mitarbeiter. Nun heißt die thüringische Druckerei "Walstead Gotha". Dort werden Handzettel, Prospekte, Rätselhefte und Zeitschriften gedruckt. Dabei steigt der zeitliche Druck immer weiter an, wie Jörn Knabe, Leiter der Druckvorstufe bei Walstead Gotha, erläutert: "Das heißt: Wir bekommen die Druckdaten immer später und wir sollen die fertigen Druckprodukte immer früher abliefern."
Saxoprint in Dresden: als Online-Druckerei erfolgreich
In Dresden steht eine der größten und modernsten Online-Druckereien Europas: Saxoprint. Das Geschäftsmodell sieht vor, dass der gesamte Bestellweg digital abläuft. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein privater oder gewerblicher Kunde ist oder ob es sich um ein Einzelstück oder 1.000 Exemplare handelt. Gedruckt werden zum Beispiel Kalender, Visitenkarten, Flyer, Aufkleber und Broschüren.
Zunächst werden über mehrere Stunden ähnliche Aufträge gesammelt. Dann gruppiert eine KI unterschiedliche Bestellungen mit gleichem Papier, gleicher Auflage, gleicher Farbigkeit. Die Fläche eines Druckbogens kann dadurch optimal ausgenutzt werden. Online-Druckereien können daher extrem günstige Preise anbieten.
Damit steht heutzutage jede Druckerei nicht mehr mit dem nächstgelegenen Betrieb in Konkurrenz, sondern mit allen Online-Druckereien, unabhängig davon, wo diese sich befinden. "Der lokale Wettbewerb, den gibt es nicht mehr. Die Druckbranche, die Druckereilandschaft hat sich unheimlich konsolidiert; auch durch unser Geschäftsmodell sind viele kleine Druckereien weggefallen. Ein Heft, eine Broschüre, A4, 16 Seiten, das kann fast jeder produzieren unserer Wettbewerber. Aber nicht zu unseren Preisen und: nicht in unserer Geschwindigkeit", erläutert Klaus Sauer, Geschäftsführer von Saxoprint.
Zahl der Druckereien seit 2000 halbiert
Zehn Jahre nach der Wiedervereinigung gab es in Deutschland noch 13.922 Druckereien, heute sind es 6.545 wie der Bundesverband Druck und Medien e. V. (BVDM) auf MDR-Anfrage mitteilt. Branchenteilnehmer rechnen damit, dass sich der Trend fortsetzt.
Fatal für manche Druckerei könnte der zunehmende Ausstieg einiger Handelsketten aus der Handzettelwerbung werden. Diese erzeugt Aufträge, die riesig sind – und vor allem stetig. Ihr Wegfall bringt Probleme. Nach Rewe will auch Aldi Süd den Papierverzicht zumindest testen.
MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 17. September 2024 | 20:15 Uhr