Neue DienstwagenregelungenSteuererleichterungen für E-Autos vor allem bei großen Dienstwagen lohnend
Zu wenige Ladesäulen, zu wenig Reichweite und ungewisser Wiederverkaufswert – das sind Kritikpunkte an E-Autos von mittelständischen Unternehmern. Die Bundesregierung hatte zuvor entschieden, dass die Kosten für E-Autos als Dienstwagen von der Steuer abgezogen werden können. Nun stellt sich die Frage, wie sinnvoll das Ganze ist. Vor allem würden eher große E-Autos von der Neuregelung profitieren, sagt der Chefvolkswirt des Bundesverbands Der Mittelstand. Doch es gibt nicht nur Kritik.
- Mit der neuen Regelung zu E-Autos als Dienstwagen können Unternehmen bei der Steuer Geld sparen.
- Kritik gibt es aus der Wirtschaft an mangelnden Ladesäulen, Reichweite der Fahrzeuge und, dass vor allem Fahrer großer Wagen profitierten.
- Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden vermutet jedoch, dass die E-Autos vor allem im regionalen Verkehr eingesetzt werden.
Vollelektrisch muss er sein und neu zugelassen, der Dienstwagen, für den es rückwirkend zum 1. Juli 2024 eine Sonder-Abschreibung geben soll. Konkret heißt das: Über einen Zeitraum von sechs Jahren wird das E-Auto mit vielen Prozenten als Kostenfaktor berechnet, im ersten Jahr mit 40 Prozent, gestaffelt bis hin zu sechs Prozent im letzten Jahr. Das schmälert den Gewinn und die Firma muss weniger Steuern zahlen.
Für Unternehmerinnen wie Ute Steglich in Leipzig kommen Elektro-Dienstwagen trotzdem nicht in Frage. Steglich betreibt eine Firma für haushaltsnahe Dienstleistungen an bundesweit 19 Standorten mit rund 1.000 Mitarbeitern. Für sie wären E-Autos keine Option. "Wo sollen die Mitarbeiter denn die Autos laden? Die Mitarbeiter, die als Hauswirtschaftshilfe arbeiten, die sind jetzt nicht im Hochlohnsegment. Die wohnen also aller Regel nach nicht im Eigenheim, wo sie eine Wallbox haben, sondern die wohnen irgendwo im Plattenbau mit drei Ladestationen." Die Idee sei einfach nicht ausreichend durchdacht, abgesehen davon, dass die Reichweiten nicht ausreichten.
Hinzu komme, sagt Steglich, dass im Moment niemand wisse, mit welchem Wert man die Autos nach ein paar Jahren noch verkaufen könne. Deshalb, sagt die die Leipziger Unternehmerin: "Ich hätte mehr Probleme und die Steuervorteile interessieren mich an der Stelle überhaupt gar nicht, ist kein Anreiz, um ein E-Auto zu kaufen." Für Steglich und ihre Mitarbeiter habe das so viele Nachteile, die sich aus ihrer Sicht nicht kompensieren ließen durch eine Steuerersparnis.
Volkswirt: Neue Regelung vor allem Vorteil für größere Fahrzeuge
Firmen wie die von Ute Steglich profitieren also offenbar weniger von den Plänen der Bundesregierung. Das bestätigt auch Hans-Jürgen Völz, Chefvolkswirt beim Bundesverband Der Mittelstand. Die neuen Dienstwagenregelungen kämen vor allem Unternehmen und den Fahrern teurer Dienstwagen zugute. "Und eben diese größeren Fahrzeuge, da ist der Deckel angehoben worden der Bruttolistenpreis auf 95.000 Euro. Das sind tendenziell auch Fahrzeuge, die aufgrund ihres größeren Akkus auch eine längere Reichweite haben." Eine längere Reichweite bedeute, die Ladeinfrastruktur sei nicht mehr ganz so entscheidend für das Anschaffen eines Fahrzeugs. Gerade diese Dienstwagen seien nicht darauf angewiesen, dass alle 50 oder 100 Kilometer eine Ladesäule steht, sagt Völz.
Bis zum Jahr 2028 sollen die neuen Steuererleichterungen gelten. Der Bund verzichtet dadurch auf Steuereinnahmen in Höhe von rund 540 Millionen Euro. Im sächsischen Handwerk wird die Neuregelung grundsätzlich begrüßt, aber auch hier mit Einschränkungen, sagt Andreas Brzezinski, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. "Es ist sicher nicht für alle Betriebe und Branchen sinnvoll aber es gibt natürlich eine Reihe von Unternehmen, die im städtischen Bereich oder im Umfeldbereich von Städten unterwegs sind. Dort kann man das schon sinnvoll einsetzen." Es gebe Betriebe, die inzwischen auch Ladesäulen auf ihren Firmengeländen installiert hätten. "Also es ist eher in dem regionalen Verkehr zu erwarten, dass das einen Nutzen bringen kann", vermutet Brzenzinski.
Der Handwerkskammer-Chef kritisiert, dass die Politik immer erst dann tätig werde, wenn die großen Tanker anfangen würden zu wackeln. Das sei ein Ärgernis, sagt Brzezinski, denn man rede schon sehr lange darüber, dass es Anreize brauche, um Elektrofahrzeuge zu kaufen.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 05. September 2024 | 06:05 Uhr
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