LebensmittelpreiseGleicher Preis, weniger Inhalt – Edeka will Mogelpackungen kennzeichnen
Vielleicht ist das dem einen oder anderen beim Einkaufen auch schon aufgefallen: Man hält eine Tüte in der Hand und irgendwie hat man das Gefühl, da ist viel weniger drin als früher. Der Preis jedoch ist der gleiche. Das Gefühl täuscht nicht! Shrinkflation nennt sich das: eine Wortkombination aus Schrumpfen und Inflation, zu gut deutsch eine Mogelpackung. Der Lebensmittelhändler Edeka hat angekündigt, solche Mogelpackungen in den Regalen zu kennzeichnen. Was sagen Verbraucherschützer dazu?
- Verbraucherschützer registrieren versteckte Preiserhöhungen auf Rekordniveau.
- Edeka kritisiert Markenindustrie, die günstigere Preise verhindern würde.
- Verbraucherschützer sehen in Lebensmittelhändlern Teil des Problems.
- Handelsverband Deutschland äußert sich nicht zu Edeka-Vorstoß.
Egal ob es Chips sind, Gummibärchen, der Käse oder die Mundspülung: In Deutschlands Supermarktregalen finden sich immer mehr Mogelpackungen. 75 Produktsorten hat die Verbraucherschutzzentrale in diesem Jahr bisher ausfindig gemacht.
Versteckte Preiserhöhungen auf Rekordniveau
Spezialist für solche Fälle ist Armin Valet von der Verbraucherschutzzentrale Hamburg. Er beobachtet schon seit Langem diese Entwicklung. Die Fälle seien extrem stark angestiegen, sagt er.
Die versteckten Preiserhöhungen seien inzwischen auf einem Rekordniveau. Man sei seit 14, 15 Jahren an diesem Thema dran, aber so viele Meldungen wie in den letzten zwölf bis 14 Monaten habe man noch nie gehabt.
Zunächst habe man die Inflation nach Beginn des Krieges in der Ukraine gehabt. Zeitversetzt, ein paar Monate später, habe man dann viel mehr von diesen Shrinkflation-Beispielen gesehen.
Edeka kritisiert internationale Markenindustrie
Auch am Lebensmittelhändler Edeka ist diese Entwicklung nicht vorbeigegangen. In der Hamburger Unternehmenszentrale ist deshalb die Idee entstanden, auf Mogelpackungen hinzuweisen.
Auf Nachfrage von MDR AKTUELL teilt die Unternehmenszentrale schriftlich mit: "Wir stellen zunehmend fest, dass insbesondere die internationale Markenindustrie alles versucht, um ihre Margen zu maximieren. Dazu gehört neben unverhältnismäßig hohen Preissteigerungsforderungen eben auch der Trick der Shrinkflation. Steigende Preise dürfen nicht allein den Kund:innen aufgebürdet, sondern müssen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg verteilt werden."
Unternehmen verhindern günstigere Preise
Das Unternehmen kritisiert darüber hinaus, die Markenindustrie verhindere bewusst, dass Verbraucher von günstigeren Preisen profitieren können. Konkret heißt es dazu: "Ein weiteres sehr übliches Mittel sind nationale Einkaufsbeschränkungen. Über verschiedene Wege, zum Beispiel Verpackungsdesign oder vertragliche Konstrukte, verhindern die Hersteller, dass Waren günstiger im Ausland eingekauft werden können. Damit verstoßen sie umfassend gegen den europäischen Binnenmarktgedanken und schaden den Verbrauchern massiv."
Verbraucherschützer: Lebensmittelhändler sind Teil des Problems
Verbraucherschützer begrüßen die geplante Aktion von Edeka. Experte Armin Valet weist aber auch darauf hin, dass der Lebenshändler selbst Teil des Problems ist. Er sagte, prinzipiell müsse man sagen, endlich mache jemand was bei dem Thema. Man selbst sei seit Jahren an dem Thema dran, aber weder die Politik sonst jemand habe Verbesserungen erreicht.
Valet weist aber daraufhin, dass auch Edeka und die Händler mittendrin stecken. Zum einen, weil sie solche versteckten Preiserhöhungen absegnen müssten. Denn allein die Händler dürften die Preise festlegen. Zum anderen habe man auch Beispiele von Eigenmarken, wo der gleiche Trick angewendet wird.
Handelsverband Deutschland will sich nicht äußern
Gerne hätte MDR AKTUELL auch die Meinung vom Handelsverband Deutschland gehört. Auf Anfrage teilt der Verband aber schriftlich mit, dass man sich zu Aktionen einzelner Unternehmen nicht äußern werde.
Was Kunden selbst tun können? Die Verbraucherschutzzentrale rät, Preise und Inhalte genau zu prüfen und dann auf Mogelpackungen nach Möglichkeit zu verzichten.
Mehr Infos zur Entwicklung der Lebensmittelpreise
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 25. September 2023 | 06:53 Uhr