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Wenn auf die Einmalzahlungen keine Abgaben fällig werden, könnte das bis zu zwei Euro weniger Rente bedeuten. Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Hörer machen ProgrammFließen Einmalzahlungen in die Rente mit ein?

15. November 2022, 08:27 Uhr

Wegen Inflation und Energiekrise können Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen aktuell nur mäßig mehr Lohn aushandeln. Stattdessen werden drei- oder vierstellige Einmalzahlungen vereinbart. MDR AKTUELL-Hörer Steffen Stein fragt sich, ob Einmalzahlungen bei der Rente berücksichtigt werden.

Das deutsche Sozialrecht ist kompliziert. Und deswegen ist Einmalzahlung auch nicht gleich Einmalzahlung. Man muss unterscheiden. Derzeit können alle Beschäftigten 3.000 Euro als Inflationsausgleich von ihrem Arbeitgeber erhalten. Dieser muss das Geld zwar selbst aufbringen, dafür aber verzichtet der Staat auf Steuern und Abgaben.

Ersetze diese Einmalzahlung einen Teil der eigentlich üblichen jährlichen Lohnerhöhung, schmälere das tatsächlich die Rente, sagt Ingo Schäfer vom DGB: "Wenn ich diese Regelung nehme, die vom Staat vorgegeben wird und ich tatsächlich 3.000 Euro von meinem Arbeitgeber beitragsfrei ausgezahlt bekomme, dann zahle ich darauf, wie mein Arbeitgeber auch, keine Beiträge zur Rentenversicherung. Und damit hat es natürlich auch keine Auswirkungen auf meine Rentenhöhe. Das heißt, ich habe heute zwar mehr Netto in der Tasche, aber dafür künftig eben eine geringere Rente."

Man kann sogar grob beziffern, was das finanziell ausmacht. Wer heute auf 3.000 Euro keine Sozialabgaben bezahlt, verzichtet künftig nach derzeitigen Berechnungen auf monatlich zwei Euro Rente.

Doch diese abgabenfreie Einmalzahlung ist ein Sonderfall. Wenn Gewerkschaften über Tarifverträge Einmalzahlungen vereinbarten, würden darauf in der Regel auch Steuern- und Sozialabgaben fällig, sagt Andreas Irion vom Bundesverband der Rentenberater: "Solche Einmalzahlungen fließen in die Rente mit ein. Das sieht auch der Mitarbeiter auf seinem Lohnzettel. Da steht dann auch so ein kleines Kürzel, dass das verbeitragt wird, also dass da Sozialabgaben abgeführt werden. Das heißt, das führt ganz normal zu Rentenpunkten." Damit ist die Frage beantwortet, wie sich Einmalzahlungen auf die künftige Rente auswirken.

Einmalzahlungen haben keine Auswirkungen auf Rentenformel

Eine andere Frage ist, was sie für heutige Rentner bedeuten. Denn ihre jährliche Erhöhung der Renten orientiert sich an der aktuellen Lohn- und Gehaltsentwicklung. Steigen die Renten auch dann, wenn es überwiegend Einmalzahlungen gab? Andreas Irion kann die Rentner beruhigen: "Die Einmalzahlungen fließen auch da mit hinein. Es hat also wirklich keine Auswirkungen in der gesamten Rentenformel."

Eine Ausnahme ist allerdings auch hier die Einmalzahlung, auf die keine Steuern und Abgaben fällig werden – der eingangs erwähnte Sonderfall. Sie wird von den Statistikern zunächst zwar als Anstieg des allgemeinen Lohnniveaus erfasst, im Folgejahr als beitragsfreie Zahlung bei der Ermittlung des Rentenanstiegs aber wieder herausgerechnet.

Und das ist auch plausibel. Denn die Rentenkasse habe für diese bis zu 3.000 Euro von niemandem Beiträge erhalten, resümiert Ingo Schäfer vom DGB: "Man muss im Hinterkopf haben: Würden alle Beschäftigten die 3.000 Euro umsetzen, muss man sich schon klarmachen, dass wir dann über zweistellige Milliardenbeträge reden, die den Sozialversicherungen fehlen würden." Wie viele Beschäftigten die 3.000 Euro erhalten, bei wie vielen die Firmen weniger oder gar nichts zahlen, ist noch unklar.

Wer das bis hier hin alles verstanden hat, kann sich auf die Schulter klopfen. Die Deutsche Rentenversicherung Mitteldeutschland hat ein Interview mit MDR AKTUELL zu dem Thema abgelehnt und stattdessen zwei lange Seiten Text geschickt. Die Frage sei für eine mündliche Erklärung in der Kürze der Zeit zu kompliziert.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 15. November 2022 | 06:00 Uhr