Jahresbilanz 2022 Wegen gestiegener Preise: Deutscher Einzelhandel mit Rekordumsatz
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Das vergangene Jahr hat dem deutschen Einzelhandel einen neuen Umsatzrekord beschert. Schuld daran ist allerdings nicht die Kauflaune der Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern vielmehr die Inflation. Rechnet man die gestiegenen Preise heraus, ergibt sich ein anderes Bild.

- Der deutsche Einzelhandel hat im vergangenen Jahr soviel Umsatz gemacht wie nie zuvor.
- Der Online-Handel musste nach starken Zuwächsen in den Vorjahren Rückschläge hinnehmen.
- Vor allem zum Jahresende ging der Trend 2022 nach oben – auch zur Überraschung von Ökonomen.
Die Einzelhändler in Deutschland haben im vergangenen Jahr einen Rekordumsatz erzielen können. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Erlöse 2022 einer vorläufigen Schätzung zufolge insgesamt 8,2 Prozent über denen des Vorjahres. Grund hierfür sind die massiven Preissteigerungen für Konsumentinnen und Konsumenten. Rechnet man die Inflation aus der Statistik heraus, sank der Umsatz 2022 sogar um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zur Einordnung: 2021, dem bisherigen Rekordjahr, war auch der inflationsbereinigte Umsatz um 0,8 Prozent gewachsen.
Rückschlag für Versand- und Internethandel
Einbußen musste im vergangenen Jahr vor allem der lange Zeit boomende Online-Handel hinnehmen: Dessen Umsatzminus von inflationsbereinigt 8,1 Prozent fiel überdurchschnittlich stark aus. Allerdings hatte die Branche während der Corona-Krise auch überdurchschnittliche Zuwächse erzielt.
Der Trend im gesamten Einzelhandel ging 2022 vor allem zum Jahresende deutlich nach oben: Im November, in dem traditionell das wichtige Weihnachtsgeschäft mit Aktionen wie dem "Black Friday" startet, wurde inflationsbereinigt 1,1 Prozent mehr umgesetzt als im Vormonat.
Ökonom: Krisengewöhnung führt zu keinem Konsumabsturz
Auch Ökonomen hatten zuvor nicht mit einer derart positiven Entwicklung zum Ende des Jahres gerechnet. "Trotz Energiepreisdebakel und schlechter Verbraucherlaune hält sich der Umsatz erstaunlicherweise", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, der Nachrichtenagentur Reuters. Die zunehmende Krisengewöhnung spreche gegen einen Konsumabsturz und für eine milde Rezession. Begrenzt werde das Geschäft aber durch enorme Kaufkraftverluste der Verbraucher.
Seit Monaten belasten stark gestiegene Preise für Energie und Lebensmittel den privaten Konsum. Im Oktober hatte die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent den höchsten Stand seit 1951 erreicht, seither aber etwas nachgelassen. Auch für dieses Jahr rechnen viele Experten mit sinkenden Realeinkommen.
Reuters, dpa(fef)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. Januar 2023 | 22:05 Uhr