Gasversorgung Union kritisiert Habecks Energiesparpläne als unzureichend

20. Juni 2022, 22:22 Uhr

Bis zum Winter sollen die Gasspeicher in Deutschland zu 90 Prozent gefüllt sein, noch sind es gerade mal 57 Prozent. Bundeswirtschaftsminister Habeck kündigte bereits Energie-Sparmaßnahmen vor, um die Lücke zu schließen. Der Union gehen die Pläne aber nicht weit genug. Beim Thema Fracking sind sich Grüne und CDU/CSU aber einig.

Die Union hält die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigten Energie-Sparmaßnahmen für nicht ausreichend. Der energiepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung, sagte MDR AKTUELL, es gehe zwar in die richtige Richtung. Doch gebe es größere Potentiale.

Konkret schlug Jung vor, den Ausbau der Biomasse zu prüfen. Zudem könnten die drei verbliebenen Kernkraftwerke auch im kommenden Winter betrieben werden. Dafür müsse man sie jetzt herunterfahren, um Brennstäbe zu sparen.


Unionsfraktionsvize Jens Spahn kritisierte in der ARD zudem, die Gasspeicher könnten "jetzt vielleicht schon zehn Prozent voller" sein, hätte man bereits im März begonnen, mehr Kohlekraftwerke und weniger Gaskraftwerke laufen zu lassen.

Habeck hatte am Wochenende unter anderem vorgeschlagen, die Kohle bei der Stromproduktion wieder stärker zu nutzen. Außerdem sollen Unternehmen mit Prämien zum Gas-Sparen bewegt werden. Mit Krediten vom Bund sollen Gasversorger zudem zusätzliche Lieferungen auf dem Weltmarkt einkaufen können. Derzeit sind die Gasspeicher in Deutschland zu 57 Prozent gefüllt. Bis zum Winter sollen es 90 Prozent sein, um gut über die Heizperiode zu kommen.

Industrie unterstützt Habecks Spar-Pläne

Aus der Industrie kam Zustimmung für die Energiesparpläne. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Chemischen Industrie, Wolfgang Große Entrup, sagte, Deutschland müsse zügig und pragmatisch alle Möglichkeiten nutzen, Gas da einzusparen, wo es ersetzbar sei. Vor allem beim Umstieg der Stromgewinnung von Gas auf Kohle müssten umgehend alle Kapazitäten genutzt werden können.

Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) können Kohlekraftwerke in Deutschland zügig wieder hochgefahren werden. Verbandsvorsitzende Kerstin Andreae sagte in der ARD, die in Reserve stehenden Braunkohle-Kraftwerke könnten in einem relativ überschaubaren Zeitraum wieder angefahren werden. Bei Steinkohle gehe das auch, aber dafür müsste diese importiert und bevorratet werden. Der damit steigende CO2-Ausstoß sei zwar ein erhebliches Problem. Aber die Gasmenge müsse reduziert werden.

Schwieriger wäre laut Andreae, die drei am Netz befindlichen Kernkraftwerke länger laufen zu lassen. Die Betreiber der Meiler verwiesen auf erhebliche organisatorische, personelle und technische Konsequenzen.

Kohle-Ausstieg bis 2030 weiterhin machbar

Auch der Chef des Energiekonzerns RWE, Markus Krebber, warb dafür, "so schnell wie möglich zusätzlich aktivierbare Kohlekraftwerke statt Gaskraftwerke" laufen zu lassen. In der "Süddeutschen Zeitung" sagte er zugleich, Strom und Gas dürften infolge des russischen Angriffs gegen die Ukraine noch jahrelang teurer bleiben. Das werde vermutlich drei bis fünf Jahre dauern.

Dennoch äußerte er sich auch optimistisch, dass ein vorgezogener Kohle-Ausstieg bis 2030 in Deutschland machbar sei. Voraussetzung dafür sei, dass Netze, erneuerbare Energien und sogenannte Back-up-Kraftwerke für Phasen mit wenig Wind und Sonne ausgebaut werden.

Grüne und Union gegen Fracking zur Gasgewinnung

Das unkonventionelle Fracking-Verfahren zur Gasgewinnung stößt unterdessen bei Grünen und Union gleichermaßen auf Ablehnung. Die energiepolitische Sprecherin der Grünen, Ingrid Nestle, sagte MDR AKTUELL, das Fracking-Verfahren würde kurzfristig nicht für mehr Gas sorgen und zudem das Trinkwasser belasten. Langfristig wolle man nicht in besonders dreckige Produktionsmethoden einsteigen. Durch Effizienz und Einsparungen könne man mehr gewinnen. Da fehle jedoch noch der Handlungsdruck. Ähnlich äußerte sich Andreas Jung von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

MDR, dpa, AFP (rnm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Juni 2022 | 10:06 Uhr

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