Symbolbild Energieausweis
Energieberatungen für Gebäude werden immer gefragter. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Roman Möbius

Energiewende Förderung für Energieberatungen gekürzt – Branche ist verunsichert

08. August 2024, 05:00 Uhr

Energieberaterinnen und Energieberater beraten bei energetischen Sanierungen. Bisher gab es für diese Beratungen einen Zuschuss bis zu 80 Prozent vom Bundeswirtschaftsministerium. Doch jetzt sind es nur noch 50 Prozent, weil gespart werden muss. Viele Energieberaterinnen und -berater sind deswegen verunsichert. Denn potenzielle Kundschaft könnte nun zögerlicher sein.

Raja Kraus, Autorin, Reporterin
Bildrechte: MDR/Isabel Theis

Konrad Nickel ist Energieberater im sächsischen Freiberg, seit 18 Jahren schon. Er erinnert sich an die Anfänge: "Wenn ich an die Umsätze im Jahr denke, naja. Es war sehr wenig. Das hat sich über die Jahre gewaltig gesteigert – genauso, wie es immer mehr Energieberater gibt."

Nickel ist auch Landesvorsitzender des Berufsverbands GIH für Energieberatende. Allein in Sachsen sei die Mitgliedszahl in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent auf 126 gestiegen. Deutschlandweit geht man aktuell von 16.000 bis 18.000 Energieberaterinnen und -beratern aus.

Das Berufsbild sei weit gefächert, sagt Nickel: "Das fängt im Prinzip an mit dem Ausstellen von Energieausweisen, geht über die Beratung von Sanierungen von Gebäuden als Einzelmaßnahme oder als Komplettmaßnahmen: zum Beispiel Wohngebäude und nicht Wohngebäude." Es gehe bis zu sehr komplexen Sachen in Firmen, wenn dort Prozesse auf energetischere Varianten umgestellt würden.

Verunsicherung bei den Energieberatern

Der Branche gehe es gut, so Nickel. Trotzdem gebe es seit einem guten Jahr deutlich mehr Verunsicherung wegen des Hin- und Hers beim Heizungsgesetz und jetzt wegen der Förderreduzierung bei der Energieberatung. Statt wie bisher die Beratungen mit einem Zuschuss von bis zu 80 Prozent zu fördern, gibt es nun vom Bundeswirtschaftsministerium nur noch 50 Prozent, weil gespart werden muss.

Auch beim Bundesverband der Berufsberatenden ist man sauer, dass die Förderung quasi ohne Ankündigung von heute auf morgen gekürzt wurde. GIH-Sprecher Lennart Feldmann sagt: "Weil die Kommunikation leider an der Stelle eine Katastrophe war, wie wir es auch schon in der Vergangenheit erlebt haben." Er ergänzt aber: "Besser als ein Förderstopp ist es allemal. Sodass es diese Förderung noch gibt und man versucht, es mehr Leuten zugänglich zu machen und das Ganze etwas zu strecken."

Trotzdem fürchtet Feldmann, dass potenzielle Kundschaft jetzt zögerlicher sein könnte. Die Energieberatung sei der erste wichtige Schritt bei der Gebäude-Energiewende. Die Sanierungsquote läge aktuell bei 0,7 Prozent. Zwei Prozent seien das Ziel.

Feldmann kann deshalb nicht nachvollziehen, warum die sehr gefragte Förderung der Gebäude-Energieberatung nicht mit unausgeschöpften Fördertöpfen von anderer Stelle aufgefüllt wurde. Allein in diesem Jahr hat es laut Bundeswirtschaftsministerium bis Juli schon 80.000 Anträge für Energieberatungen in Wohngebäuden gegeben. Bis zum Jahresende rechnet das Ministerium mit über 150.000 Anträgen.

Abrupte Kürzung

Der sächsische Energieberater Konrad Nickel wird nun trotzdem erstmal einiges erklären müssen. Denn Kostenvoranschläge seien schon längst geschrieben: "Wenn eine Förderkürzung kommt, dann schadet das allen: Sowohl dem Kunden als auch häufig dem Energieberater, der dem Kunden jetzt verklickern muss, dass er deutlich mehr aus eigener Tasche zahlen muss."

Eine Ankündigung der Kürzungen mit einem Monat Vorlauf wäre vom Bundeswirtschaftsministeriums fair gewesen, findet Nickel. Zwei Tage dagegen seien viel zu wenig.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 08. August 2024 | 06:20 Uhr

4 Kommentare

BaSa-SGD vor 36 Wochen

Fördermittel sind Subventionen.
Da das Angebot die Nachfrage deutlich übersteigt, sehe ich keinen Sinn, diese Maßnahmen so hoch zu fördern. (18.000 Energieberater für 150.000 Anträge heißt im Schnitt etwas mehr als 8 Energieberatungen im Jahr pro Berater.)
Da will ich hoffen, dass die das nicht hauptberuflich machen. Bei unserem Fachkräftemangel.

goffman vor 36 Wochen

Es ist mir völlig unklar, warum über die Grünen geschimpft wird, während die FDP einen Bock nach dem anderen schießt.

- „Technologieoffenheit“ bei Heizungsgesetz und Autos
- E-Fuels als Alternative für den Privatanwender, obwohl die um ein Vielfaches teurer und in der Masse vermutlich nie verfügbar sein werden
- Hin und Her beim Preis des Deutschlandtickets
- und jetzt ein komplett unvorbereitetes Ende von wichtigen Förderungen

Das alles ist das Gegenteil von Planungssicherheit! Das ist genau die Unsicherheit, über die sich die Industrie beschwert. Das ist Angst vor Entscheidungen, vor Verantwortung.

Wenn ich weiß, dass in einem Unternehmen ein System, z.B. eine Maschine ausfallen wird, dann muss ich mich rechtzeitig um Ersatz kümmern, dann kann ich nicht „technologieoffen“ alle verfügbaren Optionen anschaffen - ich sollte mich für die Günstigste/ Beste entscheiden und vor allem:
Ich sollte meine Mitarbeiter schulen und informieren.

BaSa-SGD vor 36 Wochen

Ergänzung:
für Heizungen, die mit flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen betrieben werden.

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