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Schwacher Euro gut für Export?Warum die Euro-Dollar-Parität der Wirtschaft kaum hilft

26. August 2022, 16:07 Uhr

Der Euro zeigt Schwäche: Für einen Euro bekommt man derzeit exakt einen Dollar. Noch vor einem Jahr hätte es 1,20 Dollar gegeben. Der Euro steht damit so tief wie seit 20 Jahren nicht mehr. Überraschenderweise ist das für manche deutsche Firma gar nicht schlecht – doch Lieferengpässe machen diesen Vorteil oft zunichte. Verbrauchern drohen weitere Preissteigerungen.

Bernd Sauter mag keine alten Schachteln. Lieber die neuen, glänzenden und bunten. Für sie baut seine Firma KAMA in Dresden die Maschinen. Große Anlagen, die Karton stanzen, falten, kleben oder bedrucken. Das Unternehmen hat 120 Mitarbeiter.

Die Geschäfte liefen gut, berichtet Sauter: "Grundsätzlich stehen unsere Maschinen auf der ganzen Welt. Sie finden eine KAMA auf den Fidschi-Inseln genauso wie auf Hawaii. Wir haben dieses Jahr eine nach Botswana ausgeliefert, letztes Jahr ging eine nach Paraguay. Wir sind auf der ganzen Welt vertreten. Wir machen dieses Jahr auch deutlich mehr Umsatz als letztes Jahr und dem Jahr davor mit den USA."

Euro-Schwäche hilft beim Export

Beim Verkauf ins Ausland hilft Sauter derzeit auch der schwache Euro. Denn der macht seine Maschinen überall dort billiger, wo sie in Dollar bezahlt werden. Grundsätzlich helfe die Euro-Schwäche beim Export, sagt Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle: "Der Verkauf der deutschen Produkte im Ausland wird attraktiver, weil die Kunden aufgrund der Schwäche des Euro weniger bezahlen müssen. Auf der anderen Seite bedeutet es natürlich, dass alle Vorleistungen zu einem höheren Preis auch eingekauft werden müssen."

Wie sehr eine einzelne Firma profitiert, hängt vom Verhältnis zwischen Import und Export ab. Da die deutsche Wirtschaft generell viel exportiert, galt lange: Eine leichte Euro-Schwäche belebt das Geschäft und sichert deutsche Arbeitsplätze.

Doch dieses Mal wirke dieser positive Effekt kaum, wendet Ralph Wiechers ein, Chefökonom beim Maschinenbauverband VDMA. Das Ausland bestelle zwar gut. Doch wegen Lieferengpässen beim Material könne man die Aufträge gar nicht abarbeiten: "Das führt dann dazu, dass wir diesen Vorteil gar nicht ausspielen können. Nicht in der gewünschten Art und Weise. Uns fehlen wichtige Vorleistungen, die verhindern, dass wir diese Produkte zeitnah herstellen können. Wir kriegen also einen Rückenwind, aber wir können die Segel nicht setzen, um sie dann in Euro und Cent umzusetzen."

Energie wird durch schwachen Euro noch teurer

Dafür bringt der schwache Euro einen sehr großen Nachteil mit sich. Er macht die ohnehin teure Energie noch teurer. Denn Kohle, Öl und Gas, alles was Deutschland einkauft, wird in Dollar bezahlt. Unterm Strich, sagt Wirtschaftsforscher Holtemöller, sei die Euro-Schwäche gerade mehr Problem als Chance: "Sie ist auf jeden Fall auch ein Nachteil für die Verbraucherinnen und Verbraucher, denn in den Warenkorb, den wir alltäglich konsumieren, sind ja auch viele ausländische Produkte enthalten. Und wenn diese eben aus einem Nicht-Euro-Land kommen, dann müssen wir eben mehr bezahlen."

Das heiße, man sei ein Stück weit ärmer geworden in Kaufkraft gerechnet, erklärt Holtemöller. Für die Menschen in Deutschland sei ein schwacher Euro also nichts Gutes. Holtemöller fände es gut, wenn sich der Euro wieder stabilisiert.

Auch Maschinenbauer Bernd Sauter könnte damit leben. Zwar bringe ihm die Euro-Schwäche einen kleinen Exportvorteil. Doch die Wechselkursgewinne würden vor allem bei den Händlern hängen bleiben. Und gekauft würden seine Maschinen ja nicht nur wegen des Preises, sondern vor allem wegen der deutschen Qualität.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. August 2022 | 06:19 Uhr

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