Geldpolitik Das bedeutet die jüngste EZB-Zinssenkung für Sparer
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19. Oktober 2024, 10:11 Uhr
Am Donnerstag hat die EZB ihren Leitzins zum dritten Mal in kurzer Zeit gesenkt, um 0,25 Prozentpunkte. Das klingt abstrakt und trocken. Aber es wirkt sich ganz konkret auf das Ersparte aus – zum Beispiel, wenn man ein Tagesgeldkonto hat. Was genau der Leitzins mit unseren Sparkonten zu tun hat.
- Hohe Zinsen bremsten Inflation schneller als von EZB erwartet.
- Niedrige Zinsen sollen Wirtschaft ankurbeln.
- Banken reagieren bereits auf EZB-Andeutungen.
- Sparer sollten Tages- oder Festgeldkonten eröffnen.
Es sind immer noch hohe Zinsen, die Sparer derzeit bekommen: Bis zu 3,7 Prozent für ein Tagesgeldkonto etwa. Doch die Zeit der Rekordzinsen ist vorbei. Denn die Banken orientierten sich am Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), erklärt Nadine Graf, Expertin beim Vergleichsportal Finanztip. Sie sagt, die Tagesgeldkonten gingen meistens die Schritte der EZB mit – sowohl nach oben als auch nach unten. Die Banken würden natürlich beobachten, was die EZB mache. Da gebe es Analysten, die das genau im Blick hätten.
Hohe Zinsen bremsten Inflation schneller als von EZB erwartet
Noch im Sommer lag der Leitzins der EZB mit 4,5 Prozent nahezu auf einem Rekordwert. Damit wollte sie die Inflation bremsen. Das habe geklappt – und zwar schneller als erwartet, sagte EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag, als sie den niedrigeren Leitzins verkündete.
"Wir waren wohl alle ein bisschen überrascht davon, wie schnell es ging mit dem Rückgang der Inflation. Aber es hat uns darin bestärkt, dass wir im Kampf gegen die Inflation auf Kurs sind", sagte Lagarde.
Niedrige Zinsen sollen Wirtschaft ankurbeln
Inzwischen liegt die Inflation im Euro-Raum sogar unter dem anvisierten Ziel von zwei Prozent; gut für Verbraucher, aber auch ein Warnzeichen für eine erlahmende Konjunktur, erklärt Nadine Graf.
"Jetzt gerade sehen wir eine lockere oder expansive Geldpolitik. Das soll bewirken, dass die Wirtschaft angekurbelt wird. Und zwar, indem mehr Kredite an Firmen vergeben werden." Mit Blick auf private Haushalte erklärt Graf, diese konsumierten vielleicht eher, wenn sie nicht so viele Zinsen auf ihr Sparkonto bekommen.
Banken reagieren bereits auf EZB-Andeutungen
Doch sinken und steigen die Sparzinsen immer mit dem Leitzins? Auffällig ist: Schon Anfang 2024 sanken die Zinsen auf Sparkontos, obwohl die EZB erst einige Monate später den Leitzins senkte.
Ein Grund: Die EZB deutet oft schon im Voraus an, in welche Richtung sich der Leitzins entwickelt. Solchen Andeutungen, etwa in Reden, hören die Banken genau zu, erklärt Wolfram Morales vom Ostdeutschen Sparkassenverband.
Er sagt, man wisse aufgrund der Analysen, die in den Häusern stattfänden, in welche Richtung die Gesamtbewegung gehe. Es gebe da nicht diesen Eins-zu-Eins-Mechanismus, es sei nur der Trend, der vorgegeben sei.
Sparer sollten Tages- oder Festgeldkonto eröffnen
Wie geht es nun weiter? Auf weitere Zinssenkungen wollte sich die EZB am Donnerstag nicht festlegen. Wolfram Morales hält sie aber für wahrscheinlich. Er sagte, man könne das momentan eigentlich mit ziemlicher Sicherheit sagen. Je nachdem, wie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung aussehen werde, könne man sogar damit rechnen, dass die Zinsen noch mal stärker sinken als nur um 0,25 Prozentpunkte. Er empfiehlt Sparern deshalb, jetzt und nicht erst in einigen Monaten etwa ein Tages- oder Festgeldkonto zu eröffnen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Oktober 2024 | 08:17 Uhr