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Personalmangel und InflationDroht der Festivalbranche der Kollaps?

12. August 2022, 16:53 Uhr

In diesem Sommer konnten endlich wieder große Festivals stattfinden. Viele der Veranstaltungen stehen aber vor großen finanziellen Problemen. Zwar sind viele Festivals ausverkauft, trotzdem könne dabei fast ausnahmslos kein Geld verdient werden.

Bunte Lichter, lauter Bass und Tausende tanzende Menschen. Gerade genießen viele den Festivalsommer – waren beim Sputnik Springbreak, Rocken am Brocken oder besuchen ab Freitag das Techno-Festival "SonneMondSterne" am Ufer des Bleiloch-Stausees im Saale-Orla-Kreis. Auch die Veranstalter freuen sich, dass die Festivals gerade wiederbelebt werden.

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Finanziell bleibt es nach der Corona-Pause aber angespannt. Philipp Helmers ist Mitorganisator vom SonneMondSterne-Festival und kennt viele Leute in der Szene: "Es ist auf jeden Fall ein besonderer Sommer. Wir haben lange nicht veranstaltet, die anderen auch nicht und das wissen wir. Aber ich habe tatsächlich von allen die gleichen Sorgen gehört: Dass der Preisanstieg einem schon zu schaffen macht."

Personalmangel auch in der Festivalbranche

Jens Michow geht noch weiter. Er ist der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungsbranche (bdkv) und denkt, dass die Branche vor einem Kollaps steht: "Der Schein, den man wahrnimmt, wenn man ausverkaufte Festivals sieht, trügt insoweit, dass an diesen Festivals fast ausnahmslos kein Geld verdient werden konnte."

Das liegt unter anderem an den gestiegenen Energiekosten. Ein Riesenproblem bleibt für Michow aber der Personalmangel: "Wir mussten uns Personal zum Teil aus dem Ausland, aus Tschechien und aus Ungarn einfliegen, weil hier kein Personal mehr zu finden ist." Selbst für den Aufbau könne man nicht einfach jede Person nehmen. Das müssten Menschen sein, die wissen, was es zu beachten gilt und wie ein Festival funktioniert.

Namhafte Künstler sagen Touren ab

Zuletzt mussten deshalb sogar namhafte Künstlerinnen und Künstler ihre Touren absagen und auch das größte Techno-Festival Deutschlands leidet. Dem Fusion-Festival mit 70.000 Gästen fehlen zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro. In einem Newsletter bitten die Veranstalter um Spenden: "Bei fast allen Materialien, aber auch bei Dienstleistungen, Technik und Infrastruktur, lagen die Preise oft bei 20 Prozent über dem Vorjahr, manchmal noch weit darüber. Nun schieben wir das Rad und sind in die Situation geraten, dass wir zum einen schnell Geld generieren müssen, damit wir nicht zahlungsunfähig werden. Zum anderen müssen wir das Defizit aus 2022 soweit es geht ausgleichen, damit diese Schulden nicht die Finanzierung der kommenden Fusion belasten."

Den Präsidenten des bdkv überrascht das nicht. Jens Michows Prognose: Mit einer Erholung der Branche rechnet er frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2023, wenn nicht sogar erst 2024.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. August 2022 | 06:00 Uhr